Was muss ein Schweizer Trainer haben?
Del Curto: «Viel Hornhaut am Rücken»

Arno Del Curto (68) ist die Schweizer Trainer-Legende. Er stand von 1996 bis 2018 beim HC Davos an der Bande und gewann sechs Meistertitel. Der Engadiner weiss, was es braucht, um es als Schweizer in unserem Hockey ganz nach oben zu schaffen.
Publiziert: 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 14:37 Uhr
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1996 trat Arno Del Curto das Trainer-Amt beim HC Davos an und war der einzige einheimische Coach der Liga.
Foto: BRIGIT SCHNEIDER

Auf einen Blick

  • Schweizer Trainer im Eishockey gewinnen an Bedeutung und Vertrauen
  • Arno Del Curto fordert mehr Schweizer Trainer in der Swiss League
  • Die Trainer-Legende sagt, welche Eigenschaften ein Schweizer haben muss
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Blick: Es tauchen vermehrt Schweizer Gesichter an den Trainer-Banden auf. Was löst das in Ihnen aus?
Arno Del Curto: Ich habe Freude! Das ist wichtig für unser Land und unser Hockey. Hoffentlich bleibt es so und kommen noch mehr. In Schweden gibt es keine ausländischen Trainer, in Finnland und Russland auch nicht. In Kanada sowieso nicht. Die eigenen Trainer sollen im eigenen Land führend sein im Hockey. Dass unser Nati-Trainer mit Patrick Fischer ein Schweizer ist, ist auch sehr gut. Schweizer sollen die Schweizer Hockey-Kultur repräsentieren.

Was sind die Gründe für diesen erst späten Sinneswandel im Schweizer Hockey?
Fehlendes Vertrauen.

Der Klubs in die Schweizer Trainer oder der Trainer in sich selbst?
Sehr wahrscheinlich beides. Aber vor allem von den Klubs. Diesen Weg hätte man schon lange einschlagen können. Es gibt jedoch auch viele Schweizer Trainer, die gewisse Dinge nicht so einfach hinnehmen, wie dies im Ausland der Fall ist. Wie zum Beispiel Klub- oder Ortswechsel. Einem Nordamerikaner ist es egal, wenn er von Florida nach New York und dann nach Vancouver ziehen muss. In unserem Land könnten wir unsere Liebsten innerhalb von zwei, drei Stunden besuchen. Aber trotzdem war das bei uns ein Grund, weshalb viele nicht den Mut hatten, Jobs anzunehmen. Mittlerweile haben das zwei, drei Schweizer gewagt, und jetzt beginnt es zu laufen. Es brauchte diese Vorreiter wie Luca Cereda und Thierry Paterlini. Und: In der Swiss League sollte es nur Schweizer an der Bande haben.

Wo könnte man den Hebel noch ansetzen?
Schwer zu sagen. Die Ausbildung könnte sicher noch verbessert und intensiviert werden. Mit Themenbereichen wie Management, Pädagogik oder Psychologie, die nicht primär etwas mit Hockey zu tun haben. Dass bereits Nachwuchstrainer und -chefs richtig geschult werden. Im Hockey wird viel Geld umgesetzt und ausgegeben, da würde es sich auch lohnen, etwas in die Ausbildung der Trainer zu investieren. Ein Land, das keinen grossen Wert auf die Ausbildung legt, egal in welchen Bereichen, büsst es eines Tages. So wie es mittlerweile Schulen für Sportler gibt, müsste es eigentlich auch welche für Coaches geben.

Welche Ratschläge haben sie parat für Schweizer Coaches, die es ganz nach oben schaffen möchten?
Er muss in der Lage sein, Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen. Er muss für den Job leben, dann ist es auch egal, wo er ihn ausübt. Er muss viel Hornhaut am Rücken haben, Spass haben und Kritik locker nehmen können. Denn Kritik ist Teil des Spiels. Die Leute da draussen wollen Unterhaltung haben. Man soll nicht ängstlich auf Resultate coachen, sondern den Zuschauern etwas bieten. Sie wollen Spektakel sehen.

Wie war das bei Ihnen, als Sie 1996 in Davos den Job antraten?
Damals war es glasklar, dass kein Schweizer eine Mannschaft übernehmen kann. Jene, die es vor mir versucht haben, waren grosse Namen unserer Hockeykultur, die viel für sie geleistet haben, und sind trotzdem nach wenigen Monaten gescheitert. Ich war lange der einzige Schweizer und dachte irgendwann, dass sich das schon ändern wird. Aber es brauchte über zwei Jahrzehnte. Lieber spät als nie.

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