Vor Gericht gegen Ex-Klub
McSorley und Genf zoffen sich um 7,6 Millionen Franken

Juristen- und anderes Futter: Chris McSorley trifft mit Lugano auf Servette. Sportlich geht es um die Playoffs, hinter den Kulissen um viel Geld.
Publiziert: 18.03.2022 um 10:57 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2022 um 11:23 Uhr
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Von 2001 bis 2020 in Genf als Zampano: Chris McSorley brachte den Klub ins Oberhaus und etablierte ihn in der Stadt und in der Liga.
Foto: keystone-sda.ch
Dino Kessler

Auf die Frage, wie sich das für ihn anfühle, in den Pre-Playoffs gegen seinen langjährigen Arbeitgeber Genf-Servette anzutreten, antwortet Chris McSorley: «Das ist wohl Schicksal.»

Von 2001 bis 2020 war der Kanadier aus Hamilton (Ontario) als «Monsieur Servette» omnipräsent. Zuerst als Trainer und Manager, danach auch als Mitbesitzer, nachdem die amerikanische Anschutz-Gruppe den Klub veräussert hatte. Nur die Schlittschuhe der Spieler hat er nie selbst geschliffen. McSorley hat den Klub aus der sportlichen Versenkung geholt, er hat ihn in der National League etabliert und verankert und in der Stadt salonfähig gemacht.

Aus Freunden wurden Feinde. Streitwert: 7,6 Millionen Franken

Mit seiner kontroversen Art hat sich McSorley aber auch Feinde geschaffen – nicht zuletzt beim Klub selbst. Während den zeitweise diffusen Machtverhältnissen nach der Übernahme durch die «Fondation 1890» im Frühjahr 2018 wurde McSorley durch den Kurzzeit-Präsidenten Laurent Strawson schrittweise entmachtet. Seit der nicht einvernehmlichen Trennung wird nach 20 Jahren gemeinsamen Wegs über den Restwert und die verbliebene Laufzeit seines Vertrags vor Gericht gezankt. Der Streitwert: 7,6 Millionen (7600000) Franken, eine aussergerichtliche Einigung hat der Klub scheinbar abgelehnt, beide Parteien sehen sich im Recht.

McSorley muss eigene Medizin schlucken

Sportlich sind wenigstens die Rahmenbedingungen kein Juristenfutter: Es geht in maximal drei Spielen um die Teilnahme an den Playoffs, in der Favoritenrolle steckt McSorleys ehemaliger Arbeitgeber Servette. «Eine kluge Mannschaft, die sich kaum aus der Ruhe bringen lässt.» Er muss es wissen. Die Drahtzieher im Team sind der Verteidiger Henrik Tömmernes und der Stürmer Daniel Winnik – Transfers, die der 59-jährige Kanadier einst selbst eingefädelt hatte.

Wie schmeckt die eigene Medizin? McSorley lacht, bevor er ernst wird. «Wir werden sie mit Angriffslust auf Trab halten, unser Spiel ist es, den Gegner so zu beschäftigen, dass er von seinem Konzept abrücken muss.»

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Alle Lugano-Trainer seit dem Meistertitel 2006 unter Harold Kreis (Bild):
Foto: TOTO MARTI

Im Gegensatz zur Urteilsfindung vor Gericht kann McSorley auf dem sportlichen Glatteis mit einer zeitnahen Entscheidung rechnen: Die Serie beginnt in Genf, und da ist der Finalist der letzten Saison nach einem schweren Durchhänger im Herbst seit dem 19. November ungeschlagen, eine Serie von 15 Heimsiegen. Was spricht für Lugano? Nicht viel, ausser vielleicht das von McSorley schon zitierte Schicksal: Am nächsten Dienstag, am Tag des möglichen Entscheidungsspiels in Genf, wird der Kanadier seinen 60. Geburtstag feiern.


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