Chris McSorley tritt vor die Spielerbank von Lugano und strahlt. Kein Wunder, «ich fühle mich wie in den Flitterwochen», sagt er vor dem Liga-Auftakt gegen die SCRJ Lakers. Es kribbelt. Zwei Jahre hat seine Abstinenz gedauert, «es waren zwei deprimierende Jahre, denn in mir schlägt ein Trainerherz». Genau deswegen hat man ihn im Südtessin engagiert, seine Leidenschaft ist unvergleichlich – und ungebrochen.
«Ich bin nun schon so lange Trainer. Dass ich mich noch auf jedes Spiel dermassen freue, zeigt mir, dass ich wieder an meinem Platz bin.» An der Bande. Für die nächsten drei Saisons an jener des HC Lugano, so lange ist zumindest seine Vertragsdauer. Und der Macher, der Servette in der NL etabliert hat, hat grosse Pläne. Der Titel ist das Ziel. «Meine beste Arbeit kann ich noch vor mir haben», betont der 59-Jährige.
«Verbindung mit den Spielern ist besser denn je»
Das hört man gerne in Lugano, das wieder grande sein möchte. «Der Klub gibt mir die Werkzeuge dafür, und ich bin hier, um abzuliefern.» McSorley – der 20. Trainer seit dem Meistertitel 2006 – will Teil des Wandels sein. Nach seiner Schaffenspause fühlt er sich besser denn je, hat aufgetankt. «Und die Verbindung mit den Spielern ist besser denn je.» Der Grund: Der Kanadier kann sich aufs Hockey fokussieren, muss sich nicht noch wie einst in Genf auch ums Geschäftliche kümmern, dafür hat er in Lugano Sportchef Hnat Domenichelli.
McSorley applaudiert, nach wenigen Minuten sieht er die erste gute Chance seines Teams gegen die Lakers. Es ist ein Duell mit schmerzhaften Erinnerungen für die Bianconeri: Ende April haben sie den Playoff-Viertelfinal überraschend verloren gegen den SCRJ mit 1:4. Präsidentin Vicky Mantegazza beschreibt im «20 minuti» ihren Eindruck, wenn sie an diese Spiele zurückdenkt: «Die Spielerbank war etwas emotionslos.» McSorleys Art hält sie hilfreich für die Mannschaft.
«Ich war im ersten Testspiel schon etwas eingerostet»
Doch noch hält sich der neue Lugano-Coach zurück. Sein Team führt gegen Rappi-Jona dank einem Nodari-Schuss, der noch unhaltbar abgelenkt wird. McSorley schwärmt vom Talent seiner Mannschaft und dem Luxus einer stark besetzten Defensive, die seine Spielvorstellungen erfüllen kann. Noch sieht er nicht die gewünschten langen Pässe.
Apropos sehen, der Kanadier gesteht: «Ich war im ersten Testspiel schon etwas eingerostet, ich habe mehr zugeschaut als gecoacht.» Das kann er in diesem Spiel nicht, denn der SCRJ bleibt hartnäckig, seine Chancen häufen sich. Darum lässt der Trainer seine Luganesi das Tempo noch etwas hochschrauben.
Der Sieg ist knapp. Direkt nach dem Schlusspfiff fühlt sich McSorley deshalb «eher 79 als 59. Vor dem Spiel war es sehr emotional in der Kabine. Danach spürte ich die Energie auf der Bank. Und nun sind wir erleichtert nach diesem Sieg.»