Blick: Chris McSorley, Experten bezeichnen Sie als zu altmodischen Trainer, nicht mehr auf der Höhe der Aufgabe. Was sagen Sie dazu?
Chris McSorley: Altmodisch ist nur ein Schlagwort. Was soll ich davon halten? Kaum erreicht man ein Alter, in dem man die Erfahrung ausspielen kann, wird man von den Kritikern als altmodisch bezeichnet. Wir Trainer arbeiten ständig daran, uns und unsere Taktik zu verbessern, man schaut anderen zu, entwickelt neue Ideen. Wir Trainer sind alle geschickte Diebe, wir stauben ab, was wir sehen. Warum altmodisch? Weil ich 59 bin? Der Tag, an dem ich glaube, der Coach auf der anderen Seite ist mir überlegen, wird mein letzter Tag als Trainer sein. Das Beste liegt vor mir, nicht hinter mir.
Bereuen Sie schon, den Job in Lugano angenommen zu haben?
(Lacht) Nein. Diese Mannschaft hat zu Beginn der Saison Farbe bekannt und ihre Möglichkeiten aufgezeigt. Im Vollbesitz seiner Kräfte kann dieses Team jeden Gegner schlagen. Es tut mir leid für die Fans und die Verantwortlichen, dass wir in dieser Lage sind, aber ich verspreche Besserung. Verletzte kommen zurück, dann gibt es keine Ausreden mehr.
8 von 10 und die letzten 5 Spiele verloren – und das Management spricht Ihnen das Vertrauen aus. Das ist verdächtig. Normalerweise folgt darauf die Entlassung…
Das sehe ich anders. Lugano ist ein grosser Klub mit hohen Erwartungen. Die Unterstützung ist keine Worthülse, man vertraut mir und möchte, dass ich meine Persönlichkeit, meine Stärken und meine Erfahrungen zum Tragen bringe.
McSorley wurde am 22. März in Hamilton (Ontario, Kanada) geboren. Er hat drei Schwestern und sechs Brüder. Mit 27 Jahren wurde er Trainer in Nordamerika, später kam er nach Europa und trainierte erst die London Knights und die britische Nationalmannschaft. Im Frühling 2000 wurde er von der Anschutz-Gruppe als Trainer/Sportchef nach Genf bestellt, später war er auch Präsident. Seit Mai 2021 ist er beim HC Lugano Cheftrainer.
McSorley wurde am 22. März in Hamilton (Ontario, Kanada) geboren. Er hat drei Schwestern und sechs Brüder. Mit 27 Jahren wurde er Trainer in Nordamerika, später kam er nach Europa und trainierte erst die London Knights und die britische Nationalmannschaft. Im Frühling 2000 wurde er von der Anschutz-Gruppe als Trainer/Sportchef nach Genf bestellt, später war er auch Präsident. Seit Mai 2021 ist er beim HC Lugano Cheftrainer.
Schön und gut, aber jetzt ist Derby. Dürfen Sie am Freitag gegen Ambri verlieren?
Ich bin sicher, dass ich eine Niederlage überstehen würde. Daran denke ich aber nicht, wir werden gegen Ambri alles geben, was wir haben. Das Tessiner Derby ist aber schon besonders, da hält die ganze Stadt den Atem an. Nicht gerade gesund, besonders für einen Trainer.
Laut Gerüchten ist die Macht der Spieler in Lugano ungebrochen und diese Macht hat sich nun gegen Sie gestellt.
In der Krise tauchen diese Gerüchte überall auf. In Lugano hat man immer versucht, alles menschenmögliche für den Erfolg zu tun, manchmal ging das gut, manchmal nicht. Wir stecken nun mitten in einem Prozess, der drei Jahre dauern soll. Die Erwartung, bereits in diesem Jahr vor Ambri zu sein, einen vorderen Platz zu belegen und in den Playoffs etwas auszurichten, ist aber angemessen.
Dann war es wirklich nur ein Gerücht, dass eine Gruppe von Spielern in Lugano die Macht hat, Trainer zu feuern?
Ich denke schon, weil ich keine Anzeichen dafür erkenne. Was ich weiss, ist, dass es keine Spieler gibt, die gegen den Strom schwimmen.
Sind Sie mit der Arbeit von Sportchef Domenichelli zufrieden? Anders gefragt: Könnten Sie mit Ihrer Erfahrung als Sportchef und Ihrem Netzwerk nicht alles ein bisschen besser? Oder nochmal anders gefragt: Brauchen Sie überhaupt einen Sportchef?
Als Trainer kann man heute nicht mehr anders, man muss alle Facetten des Spiels und der Spieler im Griff haben. Das ist ein Vollzeitjob. Ist ein Doppelmandat möglich? Klar, möglich ist vieles, nur muss man dann Kompromisse schliessen und verliert einiges aus den Augen. Was mich von Lugano überzeugt hat, war aber gerade die Möglichkeit, exklusiv als Trainer zu arbeiten. Lugano hat auf jeder Position Leute, die wissen, was sie tun. Mit Hnat (Domenichelli, die Red.) pflege ich vollkommene Transparenz und täglichen Austausch, ich bin sehr glücklich mit dieser Konstellation. Und glauben Sie mir, ich weiss, wovon ich spreche.
Haben Sie sich verändert? Sie waren bekannt als harter Hund, der kein Blatt vor den Mund nimmt.
Natürlich habe ich mich verändert. Man kann heute nicht mehr in die Garderobe laufen, Anweisungen brüllen und dann wieder verschwinden, man muss Erklärungen liefern. Als Trainer möchte man täglich Einzelgespräche führen und auf die verschiedenen Spieler eingehen, das braucht Zeit. Auch das spricht gegen das Doppelmandat, entweder sabotierst du so deinen Job als Sportchef oder den Job als Trainer, weil die Zeit nicht für alles ausreicht.
Sind Sie sanft geworden?
Das Management in allen Aspekten des Lebens hat sich verändert. Wenn du dich nicht mit der Zeit bewegst, wirst du ausgewechselt. Die Spieler sind Profis, aber sie sind auch Menschen. Ein Trainer kann nicht mehr so arbeiten wie vor 10 Jahren. Ob Anwalt, Versicherungsvertreter oder Schreiner, sämtliche Berufe haben sich verändert. Als Trainer muss man heute beweisen, dass man ein Herz im Leib hat. Auch wenn das nur ganz klein ist (lacht).
Abschliessende Frage: Werden Sie Ihren Weihnachtsbaum in Lugano kaufen?
Ich bin sicher, dass ich nicht nur den nächsten, sondern noch viele Weihnachtsbäume hier in Lugano kaufen werde. Ich erwarte eine lange und erfolgreiche Beziehung.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |