Darum gehts
Zu verlieren haben die SCL Tigers längst nichts mehr: Sie haben den Favoriten aus Lausanne ins siebte Spiel gezwungen, bei ihrer erst dritten Playoff-Teilnahme überhaupt. Im Halbfinal waren sie noch nie – aber eine grossartige Saison haben sie dennoch längst hingelegt, Helden sind sie allesamt. Wer könnte in Spiel sieben für den Unterschied sorgen? Er wäre der Superheld unter den Helden.
Der Hexer – da schaut man auch in Genf zu
Stéphane Charlin (24) ist der MVP – der wertvollste Spieler – der Regular Season. 1,8 Gegentore pro Spiel und fast 95 Prozent abgewehrte Schüsse. Der Hexer hat in den Playoffs knapp vier Drittel gespielt und dabei schon wieder aufhorchen lassen: 1,67 Gegentore, 94,4 Prozent. Der 190-Zentimeter-Mann wirkt selbst im Dichtestress der Playoffs tiefenentspannt – und hat nicht nur ganz Langnau hinter sich, sondern auch ganz Genf: Da kommt er her, und da steht er ab nächster Saison im Tor. In Genf ist man nach dem frühestmöglichen Ausscheiden nun auch wieder im Playoff-Fieber: Wenn der Erzrivale und Nachbar im Viertelfinal rausfliegen könnte, schaut man hin. Meister Lausanne? Das braucht in Genf kein Mensch.
Vier-Finger-Willi
Wenn Vili Saarijärvi (27) in die Pedalen tritt, kommt (fast) keiner mit. Egal, ob vorwärts oder rückwärts. Findet bei der Angriffsauslösung immer eine Variante, um das gegnerische Forechecking ins Leere laufen zu lassen. Erlebte in der Regular Season einen Schreckmoment, als ihm ein gegnerischer Schuss Teile einer Fingerkuppe abriss. Wird im Emmental seither auch scherzhaft «Vier-Finger-Willi» genannt. Auch er spielt nächste Saison bei Genf-Servette.
Die Offenbarung
Brian Zanetti (22) spielt nächste Saison nicht in Genf, sondern in Lugano. Was den Draft Pick der Philadelphia Flyers ausser seiner Herkunft (der Mann ist Tessiner) dazu getrieben hat, bleibt ein Rätsel. Wer wechselt freiwillig zu einem Playout-Klub? Egal. Zanetti ist so was wie der Dario Rohrbach der Tigers-Verteidiger, also eine Offenbarung. Der einzige Tigers-Spieler mit einer Playoff-Plus-Bilanz (+5) hat schon mal ein Tor für die Endlosschleife der Highlights beigesteuert, als er in Spiel eins in der Verlängerung traf. So was hat der nochmal drauf, jede Wette.
Dreifacher Meister-Brocken
Claudio Cadonau (36) ist der Gegenentwurf zu Vili Saarijärvi: Cadonau fehlen keine Finger, und er spielt nächste Saison auch nicht in Genf. Der in Chur geborene und in Zürich aufgewachsene Verteidiger steht für rustikales Abwehrverhalten – wer sich nicht vorsieht, erfährt, wie sich 95 Kilogramm verteilt auf 185 Zentimeter anfühlen. Der dreifache Meisterspieler (2008 mit Zürich, 2021 und 2022 mit Zug) ist trotz seiner Abmessungen kein Haudrauf, sondern einfach ein hartgekochter Abwehrbrocken.
Klempner? Betriebsökonom? Topskorer!
Dario Rohrbach (26) verleitet aufgrund seines Nachnamens zu Rohrbruch-Wortspielen, was nicht immer gleich gut gelingt. Will nach der Karriere nicht Klempner werden, sondern Betriebsökonom oder Sportmanager. Rohrbach ist während der Regular Season zum Topskorer gereift und bestätigt diesen Fortschritt mit Bestleistungen in den Playoffs. Bleibt den Tigers auch nächste Saison erhalten.
Der 24. Schuss wird sitzen
Torflaute bei Aleksi Saarela (28)! Torflaute in den Playoffs? Sind bei den Spielern gefürchtet wie Schnee zu Ostern. Erwischt hat es bei den Tigers also nicht nur Appenzeller-Spezialist Harri Pesonen (36). Saarela, der ja für seinen ansatzlosen Handgelenkschuss gefürchtet wird, kämpft momentan also mit Ladehemmungen, obwohl er in 6 Spielen gegen Lausanne bereits 23 Abschlüsse aufs Tor gebracht hat. Das Gute daran? Aufgrund der Wahrscheinlichkeitsrechnung muss sich dieser Zustand irgendwann ändern. Tipp: Der 24. Schuss sitzt.
Urgewalt aus Tornio
Den sollte man nicht aus der Reserve locken: Saku Mäenalanen (30) ist eine finnische Urgewalt aus Tornio, das entgegen anderslautenden Gerüchten nicht in Italien liegt, sondern in Lappland. Der Mann mit dem Zungenbrechernamen war am Sonntag aufgebracht, als sein Landsmann Juuso Riikola (30) von Lausannes Haudegen Aurélien Marti (30) mit Verve zu Boden gerammt wurde. Hat dann mit ebenso viel Verve ebendiesen Haudegen Marti ebenso zu Boden gerammt – was für Marti zu einem Nullsummenspiel führte.