Eine Bekannte fragt nach dem Playoff-Spiel: «Warum gehen die nach dem Pfiff immer noch aufeinander los?» «Imponiergehabe, Macho-Bro-Kultur, Präsenz markieren», sage ich. «Können die denn auch nach dem Pfiff noch ein Tor erzielen?» – «Nein, können die nicht.» Ein Tor ist tatsächlich noch nie nach einem Pfiff erzielt worden. Das Dauergepöble kostet doch Energie und bringt höchstens Strafen. Könnte man den Verteidigern nicht sagen: «Lasst sie doch unseren Torhüter bedrängen, berührt ihn nach dem Pfiff einer, fliegt er raus.»
Das wäre falsch, weil das Rabaukentum Teil der Eishockeykultur ist. Ausserdem gilt der Torhüter als Heiligtum, das beschützt werden muss. Und die Zuschauer lieben es, wenn die Fäuste fliegen. Das appelliert an die animalischen Instinkte, die man im normalen Leben nicht ausleben kann. Nur wenn man Hockeyprofi ist, kann man für eine relativ geringe Strafe relativ hart zuschlagen. Pöbeln Sie mal beim Anstehen vor der Supermarktkasse so rum wie die Spieler gerade vor den Toren, dann kommt gleich das Sondereinsatzkommando.
Da erwartet man eine bestimmte Anzahl von Nüssen
Die Prügel-Folklore gehört zum Gesamterlebnis, ganz besonders während der Playoffs. Und die Playoffs kann man mit einem Snickers-Schokoriegel vergleichen: Die Leute erwarten eine bestimmte Anzahl von Nüssen, etwas Caramel, Nougat und leckere Schokolade. Die Mischung muss stimmen. Fehlt etwas, ist man bitter enttäuscht.
Auf die amüsierte Frage der Bekannten, warum die Kommentatoren Wortkreationen wie «off the rush» verwendeten, die bei Nicht-Insidern für mehr Verwirrung als Aufklärung sorgten, oder warum sie nach einer offensichtlichen Frage auch noch «Fragezeichen» sagten, erwidere ich – nichts. Manchmal ist schweigen angebracht. Auf dem Bildschirm wirft sich sowieso gerade einer in einen Schuss, was die Frage aufwirft, warum diese Aufgabe nicht dem Torhüter überlassen wird.