Zehn Tage vor Weihnachten geben die Grizzlys Wolfsburg bekannt, dass der Vertrag mit Rhett Rakhshani per sofort aufgelöst wird. Der Grund ist ein trauriger, wie erst später bekannt wird. Rakhshanis Frau Shar (31) hat Ende November eine niederschmetternde Diagnose bekommen: Krebs im Endstadium.
Die Familie will keine Zeit verlieren. Der Kalifornier, der erst im Sommer aus Stockholm (Djurgarden) nach Wolfsburg gekommen ist, muss eine wichtige Entscheidung fällen. Shar Rakhshani möchte – und muss – so schnell wie möglich ihre Behandlung beginnen. Dies in einer grossen, spezialisierten Krebsklinik in Südkalifornien nahe ihres Zuhauses. Ihr Mann zögert nicht: Der US-Stürmer bricht nicht nur die Saison abrupt ab, er beendet seine Karriere, um seiner Frau beizustehen und bei den drei Töchtern Stella (6), Scarlett (4) und Georgia (2) zu sein.
Wenige Tage nach dem Rücktritt des 34-jährigen Spielers lanciert ein Cousin der Familie einen emotionalen Spenden-Aufruf auf der Plattform «Gofundme». «Hilf Shar Rakhshani, ihren Kampf gegen den Krebs zu gewinnen», lautet der Titel. Die Schilderungen im Text dazu sind berührend – und tragisch. Der aggressive Tumor wächst im Dickdarm und hat bereits in Lungen und Schilddrüsen gestreut.
Spenden für bestmögliche Behandlung
Cousin Christian Williams schreibt zudem: «Als liebevolle Ehefrau und Mutter und mit einem Ehemann, der jetzt arbeitslos ist, wird der harte Kampf gegen den aggressiven Krebs im Endstadium noch schwieriger. Angesichts strikter Ernährungseinschränkungen, anstehender teurer Arztrechnungen und unvorhergesehener Reisekosten benötigen Shar und Rhett jede erdenkliche Unterstützung, um sicherzustellen, dass Shar die bestmögliche Behandlung erhält.»
Es dauert nicht lange, bis die Rakhshanis eine riesige Welle der Solidarität erfasst. Weltweit werden Hockey-Stars und Ex-Teamkollegen auf den Schicksalsschlag der Familie aufmerksam. Auch sie zögern nicht. Nach nur fünf Tagen ist der angestrebte Betrag von 200'000 Dollar beinahe erreicht. Bereits über 168'000 Dollar wurden schon gespendet von 1400 hilfsbereiten Menschen.
Unter ihnen ist auch HCD-Stürmer Dennis Rasmussen. Der Schwede spielte vor zehn Jahren in der Heimat mit Rakhshani bei den Växjö Lakers zusammen. Unter seine Spende von 500 Dollar schreiben Rasmussen, der die Spenden-Seite auf seinen sozialen Medien teilt, und seine Frau Evelina: «Wir lieben euch.» Oder der dänische Nati-Torhüter Sebastian Dahm und seine Frau Emilie: «Bleibt stark, hört nie auf, daran zu glauben. Ihr seid in unseren Gebeten.» Und NHL-Star Paul Stastny (37, Carolina): «Ich bete für euch.» NHL-Verteidiger-Legende Ray Bourque (61, Boston) ist mit seinen Gedanken und Gebeten ebenfalls bei den Rakhshanis.
Viele Fans der Grizzlys oder von anderen DEL-Klubs unterstützen die Spenden-Kampagne ebenfalls. Und auch sein letzter Klub Wolfsburg zeigt sich betroffen, schreibt in einer Mitteilung: «Wir alle sind sehr bestürzt und traurig. Die Nachricht der Krankheit war für uns alle ein grosser Schock. Wir haben vollstes Verständnis für Rhetts Entscheidung, seine Liebe, Zeit und Mühe ab sofort ausschliesslich in seine Familie zu investieren.»