Fans des EHC Olten fürchten sich vor Liga-Untergang
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«Die Angst ist da»:Fans des EHC Olten fürchten sich vor Liga-Untergang

Swiss League am Abgrund
So kämpfen Olten und Langenthal um die Existenz

Wut, Ängste und Hoffnung prägen aktuell den Alltag in der Swiss League. Doch mitten in der Krise wurde diese Woche in Olten auch eine besondere Geschichte geschrieben. Ein Bericht aus dem Solothurnischen.
Publiziert: 17.11.2022 um 17:42 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2022 um 10:16 Uhr
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Oltens Silvan Wyss (links) im Derby-Duell mit Cédric Aeschbach von Langenthal.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus

Dienstagabend, 15. November. Der EHC Olten empfängt den SC Langenthal zum Duell zweier Erzrivalen. Ein Klassiker in der Swiss League. (Noch) hat Olten Perspektiven. Auf diese Saison wurde aufgerüstet, Schweizer Qualität eingekauft. Möglich machten dies auch die sechs Ausländer in der National League. So heuerten Spieler wie Larry Leeger, Cédric Hächler oder Timothy Kast, die wegen der neuen Söldner-Regelung im Oberhaus durch den Raster fielen, in Olten an.

Das Ziel ist klar: Den Rettungsanker werfen und in die National League aufsteigen. Olten dominiert die Liga, ist souveräner Leader. Und das, obwohl die Solothurner über ein Drittel der bisherigen Saison mit nur einem Ausländer bestritten haben, da Garry Nunn verletzt ist. Durch die Breite des Kaders kann es sich Olten leisten, dieses Geld nun zu sparen. Um stattdessen dann beim Saisonfinale nochmals nachzurüsten. Präsident Marc Thommen: «Wir haben entschieden, in dieser und in der nächsten Saison anzugreifen. Auch, weil wir keine Zukunft sehen in dieser Liga. Allerdings weiss auch keiner, wie die Zukunft der Swiss League wirklich aussieht.»

Sportlehrer der Kanti an die Bande stellen

Dabei hat doch die Swiss League immer wieder auch den Nährboden für Lernprozesse geboten. Zum Beispiel für die SCL Tigers. Oder Kloten. «Und die SCRJ Lakers», sagt Thommen. «Die haben in der Swiss League sehr viel gelernt und sind wieder hochgekommen. Das konnten sie aber nur machen, weil die Möglichkeit intakt war, wieder nach oben zu kommen. Wenn wir nicht mehr aufsteigen können, kann ich auch einen Sportlehrer der Kanti an die Bande stellen, da brauche ich keinen Lars Leuenberger mehr.»

SC Langenthal steht am Abgrund

Von solchen Gedankengängen kann der SC Langenthal nicht mal zu träumen wagen. Sportlich stehen die Oberaargauer mit Rang 5 zwar ordentlich da – und trotzdem sieht es für sie zappenduster aus. Der Traditionsverein ist klamm. Und die Hoffnungen, das jährliche strukturelles Defizit in ihrer Stadion-Bruchbude Schoren auch weiterhin durch zahlungswillige Gönner ausgleichen zu können, schwinden. Genauso wie die Aussichten auf ein neues Stadion und eine attraktive Swiss League. Es ist von einem Rückzug, freiwilligen Abstieg oder gar einer Fusion mit Olten oder Huttwil die Rede. Die Gerüchteküche brodelt.

Swiss League: Was draufsteht, soll auch drin sein

Eine kompetitive Liga mit Ausbildungsauftrag für Schweizer Trainer, Spieler und Schiedsrichter. Eine Zwischenstation und ein Sprungbrett für den nationalen Nachwuchs. In diese Richtung soll sich die Swiss League in groben Zügen entwickeln. Ein Ruck in Richtung «Swissness», so wie es der Name der Liga andeutet. SIHF-CEO Patrick Bloch steht in enger Kommunikation mit den Vertretern des Unterhauses und deutet an: «Die Mehrheit ist grundsätzlich mit dieser Richtung einverstanden, aber natürlich muss an den Details noch geschliffen werden.»

Die Frage, die sich dabei aufdrängt: Wer bezahlt den Betrieb? Vor der Abspaltung der National League erhielten die SL-Klubs je 400'000 Franken pro Saison. Teilweise Subventionszahlungen, weil das wohl nicht ganz dem Marktwert der Swiss League entsprach. Die 50'000, die nun als Nothilfe-Zahlung pro Klub fliessen, werden aber zukünftig zu wenig sein, wenn die NL-Klubs weiter auf die SL als Dienstleister zählen wollen. Es braucht ein Bekenntnis der Grossen. Die Frage, aus wie vielen und welchen Klubs sich die Swiss League in Zukunft zusammensetzt, kann erst beantwortet werden, wenn NL und SL strategisch einen gemeinsamen Nenner finden.

Patrick Block, CEO der Swiss Ice Hockey Federation

Eine kompetitive Liga mit Ausbildungsauftrag für Schweizer Trainer, Spieler und Schiedsrichter. Eine Zwischenstation und ein Sprungbrett für den nationalen Nachwuchs. In diese Richtung soll sich die Swiss League in groben Zügen entwickeln. Ein Ruck in Richtung «Swissness», so wie es der Name der Liga andeutet. SIHF-CEO Patrick Bloch steht in enger Kommunikation mit den Vertretern des Unterhauses und deutet an: «Die Mehrheit ist grundsätzlich mit dieser Richtung einverstanden, aber natürlich muss an den Details noch geschliffen werden.»

Die Frage, die sich dabei aufdrängt: Wer bezahlt den Betrieb? Vor der Abspaltung der National League erhielten die SL-Klubs je 400'000 Franken pro Saison. Teilweise Subventionszahlungen, weil das wohl nicht ganz dem Marktwert der Swiss League entsprach. Die 50'000, die nun als Nothilfe-Zahlung pro Klub fliessen, werden aber zukünftig zu wenig sein, wenn die NL-Klubs weiter auf die SL als Dienstleister zählen wollen. Es braucht ein Bekenntnis der Grossen. Die Frage, aus wie vielen und welchen Klubs sich die Swiss League in Zukunft zusammensetzt, kann erst beantwortet werden, wenn NL und SL strategisch einen gemeinsamen Nenner finden.

Es wäre ein Jammer. Denn gerade solche Derbys wie Olten – Langenthal braucht das Schweizer Eishockey. Sie sind die Basis. 3665 Fans werden an diesem Dienstagabend beim Oltner 4:2-Sieg bestens unterhalten. Durch schnelles, intensives, emotionales Hockey.

Die ganze Kurve singt: «Liga-Mafia»

Und im zweiten Drittel des Spiels geschieht etwas Einmaliges: Die Olten-Fans solidarisieren sich mit dem eigentlich verhassten Erzrivalen: «E Liga ohni Langetau esch kei Liga!!!» ist auf ausgerollten Bannern zu lesen. Dazu singt die ganze Kurve «Liga-Mafia». Und legt noch mit einem zweiten Plakat nach: «Hockey-Kultur darf ned onder go!». Die Hockey-Kultur? Thommen sagt dazu: «Sind wir doch ehrlich, es denkt jeder nur für sich.»

Was, wenn im Frühling einer absteigt?

Was unternimmt die National League im Frühling, falls einer der 14 Klubs in der Liga-Qualifikation gegen den Swiss-League-Champion den Kürzeren zieht? Treffen kann es theoretisch jeden, also auch den SCB, Ambri, Ajoie, Kloten oder die SCL Tigers (die Auswahl ist zufällig). Ist die 14er-Liga auch dann in Stein gemeisselt? Würde der Absteiger in der abgewrackten Swiss League versenkt? Oder gibt es dann eine «Lex NL-Klub X»? CEO Denis Vaucher sagt dazu: «Aufstocken ist kein Thema, wir planen mit 14 Teams.» Zack. Das würde aufgrund der aktuellen Bedingungen wohl das Ende der professionellen Existenz für jeden Verein bedeuten. Das Budget eines NL-Klubs (vorsichtig geschätzt: ab 10 Millionen aufwärts) lässt sich in der Swiss League nicht refinanzieren. Sponsoring und Zuschauereinnahmen würden zusammenbrechen, die Beiträge aus dem TV-Vertrag wegfallen.

Man darf davon ausgehen, dass im Fall eines Abstiegs das letzte Wort doch noch nicht gesprochen ist. Oder existiert die Hoffnung, dass die Swiss League irgendwie doch noch die Kurve kratzt? Denis Vaucher: «Das ist, Stand heute, schwierig zu sagen. Die National League ist in die aktuellen Diskussionen zwischen Swiss Ice Hockey und der Swiss League nicht mit einbezogen.»

Denis Vaucher, CEO der National League.

Was unternimmt die National League im Frühling, falls einer der 14 Klubs in der Liga-Qualifikation gegen den Swiss-League-Champion den Kürzeren zieht? Treffen kann es theoretisch jeden, also auch den SCB, Ambri, Ajoie, Kloten oder die SCL Tigers (die Auswahl ist zufällig). Ist die 14er-Liga auch dann in Stein gemeisselt? Würde der Absteiger in der abgewrackten Swiss League versenkt? Oder gibt es dann eine «Lex NL-Klub X»? CEO Denis Vaucher sagt dazu: «Aufstocken ist kein Thema, wir planen mit 14 Teams.» Zack. Das würde aufgrund der aktuellen Bedingungen wohl das Ende der professionellen Existenz für jeden Verein bedeuten. Das Budget eines NL-Klubs (vorsichtig geschätzt: ab 10 Millionen aufwärts) lässt sich in der Swiss League nicht refinanzieren. Sponsoring und Zuschauereinnahmen würden zusammenbrechen, die Beiträge aus dem TV-Vertrag wegfallen.

Man darf davon ausgehen, dass im Fall eines Abstiegs das letzte Wort doch noch nicht gesprochen ist. Oder existiert die Hoffnung, dass die Swiss League irgendwie doch noch die Kurve kratzt? Denis Vaucher: «Das ist, Stand heute, schwierig zu sagen. Die National League ist in die aktuellen Diskussionen zwischen Swiss Ice Hockey und der Swiss League nicht mit einbezogen.»

Die Wut ist also gross. Selbst beim (noch) gut aufgestellten Krösus der Swiss League. Durch Fans, die durch den Ernst der Lage über den eigenen Tellerrand schauen. Etwas, das sie in der National League gerade nicht tun. Wo die 14 Teams ihr eigenes Süppchen kochen und dem Unterbau und einer Hockey-Kultur die Grundnahrung entziehen. «Darum wäre es perfekt, wenn wir oder ein anderer Klub aus der Swiss League aufsteigen würde», sagt Olten-Präsi Thommen. «Dann würden die da oben ins Trudeln geraten.»

Olten-Trainer Leuenberger fokussiert sich nur auf Aufstieg
4:49
«Wir sind auf einer Mission»:Olten-Trainer Leuenberger fokussiert sich auf Aufstieg
Swiss League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC La Chaux-de-Fonds
HC La Chaux-de-Fonds
21
32
47
2
HC Thurgau
HC Thurgau
21
21
42
3
EHC Basel
EHC Basel
21
22
41
4
HC Sierre
HC Sierre
21
19
37
5
EHC Visp
EHC Visp
21
7
35
6
EHC Winterthur
EHC Winterthur
21
-10
28
7
EHC Olten
EHC Olten
21
-19
25
8
GCK Lions
GCK Lions
21
-15
25
9
EHC Chur
EHC Chur
21
-24
22
10
Bellinzona Snakes
Bellinzona Snakes
21
-33
13
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