«Der Fokus liegt auf dem Überleben»
Goalie Östlund: Nach dem Sieg über den Krebs soll der Aufstieg her

Vor drei Jahren wurde Viktor Östlund (28) aus der Nachsorge entlassen und gilt als vom Blutkrebs geheilt. Der Goalie hat in La Chaux-de-Fonds endlich seinen Platz gefunden. Mit Biel-Trainer Antti Törmänen, bei dem der Krebs zurückgekehrt ist, kann der Schwede mitfühlen.
Publiziert: 10.04.2023 um 08:19 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2023 um 10:29 Uhr
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Endlich Einsätze: Nach Jahren als Leihgoalie hat Viktor Östlund bei La Chaux-de-Fonds sein Hockey-Glück wiedergefunden.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Es war ein Kampf. Gegen den Blutkrebs und für seine Karriere als Hockey-Torhüter.

Viktor Östlund hat ihn gewonnen. Im Sommer 2020 wird er aus der Krebs-Nachsorge entlassen, gilt seither als geheilt. Nach Jahren als Leihgoalie mit Enttäuschungen und harten Lektionen hat der 28-Jährige nun seinen Platz gefunden: in La Chaux-de-Fonds NE. Mit den Neuenburgern träumt der Schwede mit Schweizer Lizenz vom Aufstieg in die National League.

Normalerweise stoppt Östlund einen solchen Schuss
3:22
Ajoie – La Chaux-de-Fonds 2:1:Normalerweise stoppt Östlund einen solchen Schuss

Zwölf Kilo weniger nach zwölf Chemotherapien

In den letzten Jahren und vor allem in diesen Wochen voller Playoff-Emotionen denkt Östlund nicht ständig an seine Erkrankung zurück. Auch weil bei ihm das Risiko, dass die Leukämie zurückkehrt, gering ist. Seine niederschmetternde Diagnose liegt acht Jahre zurück.

Ende 2014 fühlt sich der Sohn des früheren Fribourg-Goalies Thomas Östlund (57) immer schlapp. Von Lugano wird er in seine Heimat ausgeliehen. 13 Einsätze hat der damals 20-Jährige in der dritthöchsten Liga, bevor im Januar 2015 in Stockholm (Sd) Blutkrebs diagnostiziert wird. Zwölf Chemotherapien in sechs Monaten folgen. Die Ärzte machen ihm Mut, weil er jung und durchtrainiert ist. Er verliert zwölf Kilo Muskelmasse und alle Haare. «Es war ein Schock, mich ohne Haare zu sehen. Ich sah so krank aus», sagt er zu jener Zeit im SonntagsBlick.

Unterstützung des Teams verleiht Kraft

Die intensiven Gefühle von damals, sie kehren erst zurück, wenn Östlund mit dem Thema Krebs konfrontiert wird. Wie vor zwei Wochen, als der EHC Biel vermeldet, dass bei Trainer Antti Törmänen (52) bei Untersuchungen ein neuer Tumor entdeckt worden ist. «Wenn andere betroffen sind, die ich kenne, berührt mich das extrem», gesteht Östlund. «Ich fühle mit ihnen.» Dass bei Törmänen der Krebs nach drei Jahren zurück ist, sei einerseits brutal für ihn, andererseits wisse er, dass er ihn schon mal besiegt habe «und es erneut schaffen kann», macht ihm der Goalie Mut.

Das Mitgefühl für Törmänen in der Hockey-Familie ist riesig. Weil der Finne in den Playoffs weiterhin an der Biel-Bande steht, gibt es immer wieder bestärkende Botschaften. Von Fans gesungen oder auf Banner geschrieben. Von gegnerischen Spielern und Trainern in Interviews. Doch wie fühlt man sich, wenn die Diagnose Krebs die persönliche Welt stillstehen lässt – sie sich im Hockey jedoch weiterdreht?

«Hockey wird zum kleineren Teil des Lebens, weil der Fokus auf dem Überleben liegt», erzählt Östlund. Gleichzeitig helfe es manchem Betroffenen, wenn sich nicht alles um die Krankheit drehe, und die Gedanken mal um etwas anderes kreisen. «In einem Team, einem Klub spürt man so viel positive Energie und Unterstützung. Das hat mich damals noch mehr gepusht und mein Comeback-Wunsch wurde noch stärker.»

Hockey-Glück in La Chaux-de-Fonds

Östlund ist zurückgekehrt. Aber auf den Torhüter wartet eine Odyssee. Von NL-Klubs (Lugano, Langnau, Ambri) wird er immer wieder in die Swiss League abgeschoben. «Bei Ambri war mir die Situation bewusst, NL-Spiele waren ein Bonus.» Bei den Leventinern nähert sich der Lizenz-Schweizer 2020 erstmals wieder der nötigen Form für die höchste Liga. Die grosse Enttäuschung folgt bei Lausanne. Die Westschweizer verpflichten Östlund, machen ihm Hoffnung – nur um ihn zunächst bei Ajoie und dann in La Chaux-de-Fonds zu parkieren. Doch damit hadert er nicht mehr.

Denn bei den Neuenburgern findet er endlich sein Hockey-Glück und die Freude wieder. Mit La Chaux-de-Fonds feiert er den ersten Meistertitel seiner Karriere. «Dass ich wirklich ein Teil davon bin, bedeutet mir extrem viel. Der Zusammenhalt ist genial.» Auf Östlund wird vertraut, er kommt auf so viele Einsätze für den gleichen Klub wie noch nie in seiner Laufbahn! Nun kämpft er gegen Ajoie um den Aufstieg. «Ich spüre noch immer, dass ein NL-Goalie in mir steckt.»

Swiss League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC La Chaux-de-Fonds
HC La Chaux-de-Fonds
18
26
38
2
EHC Basel
EHC Basel
18
24
38
3
HC Thurgau
HC Thurgau
18
20
37
4
HC Sierre
HC Sierre
18
18
34
5
EHC Visp
EHC Visp
18
10
31
6
GCK Lions
GCK Lions
18
-9
25
7
EHC Winterthur
EHC Winterthur
18
-10
25
8
EHC Olten
EHC Olten
18
-20
19
9
EHC Chur
EHC Chur
18
-25
16
10
Bellinzona Snakes
Bellinzona Snakes
18
-34
7
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