Der Corona-Sommer 2020 hat einen emotionalen, besonderen Moment für Viktor Östlund bereitgehalten: Der Torhüter wurde aus der Krebs-Nachsorge entlassen. Die Leukämie ist in fünf Jahren nicht zurückgekehrt.
Rückblende: Ende 2014 fühlt sich der Schwede mit Schweizer Lizenz immer schlapp. Bei Lugano kommt er nicht zum Einsatz und wird in seine Heimat ausgeliehen. 13 Einsätze hat der damals 20-Jährige in der dritthöchsten Liga, bevor er im Januar 2015 in Stockholm die schockierende Diagnose Blutkrebs erhält. Zwölf Chemotherapien in sechs Monaten folgen. Die Ärzte machen ihm Mut, weil er jung und durchtrainiert ist. Er verliert zwölf Kilo Muskelmasse und alle Haare, gilt im August 2015 dann als geheilt. «Es war ein Schock, mich ohne Haare zu sehen. Ich sah so krank aus», sagt er da im BLICK.
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«Eine Lektion fürs Leben»
Östlund sagt nicht nur dem Krebs den Kampf an – er will auch zurück aufs Eis. Auch daraus wird ein Kampf. «Man kann es nicht vergleichen», betont Östlund, «ich wünsche niemandem, diese Krankheit durchmachen zu müssen. Es ist eine Lektion fürs Leben. Aber auch die Rückkehr ins Tor war und ist ein Prozess.»
Lugano lässt den Keeper in Schweden, 2015/2016 bei den Wings HC Arlanda und eine Saison später bei den Nybro Vikings. Teams in der dritthöchsten Liga. «Ich musste nochmals ganz unten anfangen.» Es folgt eine komplette Saison in der zweithöchsten Liga Schwedens bei Västerviks, bei dem er auch 2018/2019 noch sechs Partien absolviert. Danach kehrt er in die Schweiz zurück, fasst bei den SCL Tigers die Ersatzrolle, spielt vier SL-Partien mit Langenthal.
Es ist ein Hin und Her, eine Geduldsprobe. Rückschritte jagen jeden kleinsten Fortschritt. Östlund arbeitet hart für einen erneuten Durchbruch. «Ich wollte eine Chance bekommen, weil ich gut bin. Und nicht aus Mitleid.»
Die Möglichkeit eröffnet sich ihm 2019 in Ambri, weil mit Benjamin Conz der Stammkeeper der Leventiner nach einer Hüftoperation länger ausfällt. In der ganzen Saison aber steht der Schwede bloss vier Mal im NL-Tor, 17 Partien bestreitet er mit dem Farmteam Ticino Rockets in der Swiss League.
Rockets geben Vertrauen
Bei den Rockets profitiert der 26-Jährige, der der Sohn des früheren Fribourg-Goalies Thomas Östlund (55) ist, von der immensen Anzahl Schüsse auf sein Gehäuse. «Bei den Rockets habe ich mir viel Selbstvertrauen geholt.» Das zeigt sich, als er diese Saison erstmals für Ambri von Beginn weg ran darf. Die Biancoblu gewinnen in der Verlängerung 2:1 gegen den ZSC – und Östlund hat massgeblichen Anteil daran. Gegen die Lakers wird er zwei Tage später nach dem 0:3 eingewechselt.
Der Schwede nennt seine Rückkehr nach der Leukämie-Erkrankung einen kompletten Neustart. Und denkt sogar, dass für ihn als Torhüter der langsame und harte Weg zurück sportlich der bessere war. «Vor dem Krebs ging alles so schnell. Ich war noch jung, bin schon hoch geflogen, aber war für die National League noch nicht bereit.» Jetzt ist er es.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |