Ambri-Goalie besiegte den Blutkrebs
So kämpfte sich Östlund zurück aufs Eis

Er musste wieder ganz unten anfangen. Doch sechs Jahre nach seiner Leukämie-Erkrankung trumpft Ambri-Goalie Viktor Östlund (26) mit starker Form auf.
Publiziert: 11.01.2021 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2023 um 23:59 Uhr
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Gegen die ZSC Lions steht Goalie Viktor Östlund erstmals in dieser Saison von Beginn weg im Tor und hält den 2:1-Sieg nach Verlängerung fest.
Foto: freshfocus
Nicole Vandenbrouck

Der Corona-Sommer 2020 hat einen emotionalen, besonderen Moment für Viktor Östlund bereitgehalten: Der Torhüter wurde aus der Krebs-Nachsorge entlassen. Die Leukämie ist in fünf Jahren nicht zurückgekehrt.

Rückblende: Ende 2014 fühlt sich der Schwede mit Schweizer Lizenz immer schlapp. Bei Lugano kommt er nicht zum Einsatz und wird in seine Heimat ausgeliehen. 13 Einsätze hat der damals 20-Jährige in der dritthöchsten Liga, bevor er im Januar 2015 in Stockholm die schockierende Diagnose Blutkrebs erhält. Zwölf Chemotherapien in sechs Monaten folgen. Die Ärzte machen ihm Mut, weil er jung und durchtrainiert ist. Er verliert zwölf Kilo Muskelmasse und alle Haare, gilt im August 2015 dann als geheilt. «Es war ein Schock, mich ohne Haare zu sehen. Ich sah so krank aus», sagt er da im BLICK.

«Eine Lektion fürs Leben»

Östlund sagt nicht nur dem Krebs den Kampf an – er will auch zurück aufs Eis. Auch da­raus wird ein Kampf. «Man kann es nicht vergleichen», betont Östlund, «ich wünsche niemandem, diese Krankheit durchmachen zu müssen. Es ist eine Lektion fürs Leben. Aber auch die Rückkehr ins Tor war und ist ein Prozess.»

Lugano lässt den Keeper in Schweden, 2015/2016 bei den Wings HC Arlanda und eine Saison später bei den Nybro Vikings. Teams in der dritthöchsten Liga. «Ich musste nochmals ganz unten anfangen.» Es folgt eine komplette Saison in der zweithöchsten Liga Schwedens bei Västerviks, bei dem er auch 2018/2019 noch sechs Partien absolviert. Danach kehrt er in die Schweiz zurück, fasst bei den SCL Tigers die Ersatzrolle, spielt vier SL-Partien mit Langenthal.

Es ist ein Hin und Her, eine Geduldsprobe. Rückschritte jagen jeden kleinsten Fortschritt. Östlund arbeitet hart für einen erneuten Durchbruch. «Ich wollte eine Chance bekommen, weil ich gut bin. Und nicht aus Mitleid.»

Die Möglichkeit eröffnet sich ihm 2019 in Ambri, weil mit Benjamin Conz der Stamm­keeper der Leventiner nach ­einer Hüftoperation länger ausfällt. In der ganzen Saison aber steht der Schwede bloss vier Mal im NL-Tor, 17 Partien bestreitet er mit dem Farmteam Ticino Rockets in der Swiss League.

Rockets geben Vertrauen

Bei den Rockets profitiert der 26-Jährige, der der Sohn des früheren Fribourg-Goalies Thomas Östlund (55) ist, von der immensen Anzahl Schüsse auf sein Gehäuse. «Bei den Rockets habe ich mir viel Selbstvertrauen geholt.» Das zeigt sich, als er diese Saison erstmals für Ambri von Beginn weg ran darf. Die Biancoblu gewinnen in der Verlängerung 2:1 gegen den ZSC – und Östlund hat massgeblichen Anteil daran. Gegen die Lakers wird er zwei Tage später nach dem 0:3 eingewechselt.

Der Schwede nennt seine Rückkehr nach der Leukämie-Erkrankung einen kompletten Neustart. Und denkt sogar, dass für ihn als Torhüter der lang­same und harte Weg zurück sportlich der bessere war. «Vor dem Krebs ging alles so schnell. Ich war noch jung, bin schon hoch geflogen, aber war für die Na­tional League noch nicht bereit.» Jetzt ist er es.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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