Man kann Lukas Flüeler nicht vorwerfen, dass er sich in den Schmollwinkel zurückgezogen hätte. Wenn Konkurrent Ludovic Waeber (24), der Mann im Tor der ZSC Lions, am Donnerstag gegen Servette eine starke Parade zeigte, sprang der 32-Jährige auf und polterte mit den Handflächen ans Plexiglas.
Mehr konnte Flüeler nicht tun. Nur zu einem Kurzeinsatz kam er in den Playoffs – als das Spiel in Genf schon verloren war. Ansonsten sass er draussen. Nicht auf der Bank, sondern daneben auf einem Stuhl, um die Corona-Ansteckungsgefahr zu minimieren. Ein Bild mit Symbolcharakter.
Dabei war Flüeler früher der Mann für die heissen Momente. 2012, 2014 und 2018 war er einer der entscheidenden Figuren der Zürcher Meistertitel und schaffte es, aus dem langen Schatten des legendären Ari Sulander zu treten. Die Bilanz des «Mr. Game 7» in Playoffs-Entscheidungsspielen ist herausragend: Sechs Partien (zwei im Final), sechs Siege, vier Shutouts.
Das Vertrauen in Flüeler war weg
Und jetzt war ein Einsatz bei den Zürchern nicht einmal mehr ein Thema, obwohl man in der Serie gegen Servette einen Impuls gut hätte gebrauchen können. Die Lions-Chefs hatten längst das Vertrauen in Flüeler verloren.
Am Anfang standen seine Verletzungsprobleme. Dann entstand die Meinung, dass er nicht so oft verletzt wäre, wenn er seinem Körper mehr Sorge tragen und härter trainieren würde. Und in dieser Saison fand Flüeler nie mehr zum Niveau seiner besten Zeiten zurück, während Waeber positiv überraschte.
So gab es nach dem Out am Donnerstag harsche Kritik von Sportchef Sven Leuenberger, obwohl Flüeler nicht gespielt hatte und die Lions nicht wegen ungenügenden Goalie-Leistungen, sondern wegen Ladehemmungen (nur 3 Tore in 3 Spielen) an den Genfern gescheitert waren. «Er war sicher nicht genügend», bilanzierte der Sportchef.
«Wenn du härter arbeitest, hast du eine Chance»
Bereits in der letzten Saison hatten sich dunkle Wolken über Flüeler zusammengezogen, als der finnische Ex-NHL-Keeper Joni Ortio verpflichtet und ihm vorgezogen wurde.
Der Ruf, ab und zu einen Tritt in den Allerwertesten zu brauchen, haftet Flüeler schon lange an. Schleifer Bob Hartley, der am Donnerstag mit Awangard Omsk den KHL-Meistertitel holte, sagte schon 2012 auf dem Weg zum Triumph mit den Lions: «Flüeler lebte unter den Flügeln von Sulo und musste das Nest verlassen. Ich musste ihm dabei helfen und erteilte ihm zu Beginn der Saison eine Lektion, als ich Sulander ins Tor stellte. Ich sagte ihm: ‹Wenn du härter arbeitest, hast du eine Chance, meine Nummer 1 zu werden.›»
Zehn Jahre war Flüeler die Nummer 1. Doch jetzt ist die Zukunft des wohl erzogenen, stets zuvorkommenden 32-Jährigen ungewiss. Sein gut dotierter Vertrag bei den Lions läuft zwar noch ein Jahr. Leuenberger sagt: «Wir drehen nach jeder Saison jeden Stein um und schauen, wie wir uns verbessern können. Und wenn man irgendwo eine Lösung findet, wird man die anstreben. Das bezieht sich nicht alleine auf den Goalie.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |