Herr Andrighetto, wir sind hier auf der Baustelle der Swiss Life Arena, die nächste Saison eröffnet wird. Was löst das bei Ihnen aus?
Sven Andrighetto: Ich war jetzt auch seit über einem Jahr nicht mehr hier. Die Arena sieht wirklich eindrücklich aus. Da kommt bei mir gleich eine enorme Vorfreude auf.
Welche Stadien in der Schweiz gefallen Ihnen am besten?
Die neue Arena in Ambri ist toll. Aber auch in Fribourg hat man das Stadion gut ausgebaut. Wir haben in der Schweiz viele gute Stadien.
Was brauchen Sie im Leben, um glücklich zu sein?
Das Wichtigste ist für mich die Gesundheit und die Familie, dazu zähle ich auch meine Freunde. Und das Eishockey ist, seit ich zwei Jahre alt bin, meine Leidenschaft, ein sehr grosser Teil meines Lebens.
Brauchen Sie, um glücklich zu sein, Erfolg im Eishockey?
Ich glaube, es belastet jeden Athleten, wenn es nicht so läuft. Doch ich denke, dann hat man eben Familie und Freunde als Rückhalt.
Apropos Familie, im Juli haben Sie geheiratet. Wie gefällt es Ihrer amerikanischen Frau Bailey in der Schweiz?
Ja, wir konnten endlich heiraten. Wir hatten das ja ursprünglich schon letztes Jahr in Florida geplant. Doch dann kam der Lockdown dazwischen. Jetzt hat es im kleinen Rahmen geklappt. Wir durften im Restaurant nur 20 Personen sein. Als Überraschung standen die Teamkollegen vor dem Standesamt Spalier. Das war schön. Bailey gefällt es hier sehr. Die Partnerinnen der Spieler haben auch eine super Gruppe, die zusammen Dinge unternimmt. Und sie lernt Deutsch, was nicht ganz einfach ist. Wir haben ein Jahr zusammen in Denver gewohnt und dann ein Jahr in Moskau, wo es ihr gar nicht gepasst hat.
Haben Sie Kinder-Pläne?
Nein, noch nicht gross. Wir haben einen kleinen Hund, einen Maltipoo. Das reicht im Moment.
Sport ist etwas Emotionales. Wie schwierig ist es da, das nicht mit nach Hause zu bringen, wenn man sauer ist?
Das ist sicher eine Herausforderung. Wir sind Sportler, das ist unser Beruf, unser Leben. Ich habe über die Jahre gelernt, das vom Privaten zu trennen.
Auf dem Eis sieht man es Ihnen oft an, wenn Sie frustriert sind. Dann haben Sie eine negative Körpersprache.
Ja, das weiss ich. Das kommt daher, dass ich die höchsten Ansprüche an mich selbst habe, und wenn es nicht so läuft, bin ich am meisten enttäuscht von mir, unabhängig davon, ob Zuschauer, Trainer oder Mitspieler sagen, dass ich schlecht spiele. Es ist sicher eine der grössten Herausforderungen, die ich habe: eine positive Körpersprache zu haben, meine Unzufriedenheit nicht zu zeigen. Innerhalb des Teams kann man sich gegenseitig aufbauen. Darum machen wir Mannschaftssport. Wir sind eine grosse Familie.
In einer Familie knallt es manchmal aber auch. Gerät man in der Kabine auch einmal aneinander, wenn man sauer ist?
Nein, man versucht, sich zu unterstützen und positive Vibes auszustrahlen. Nur so findet man zum Erfolg. Wenn man sich zusammenstaucht, geht es nur runter ins Loch. Doch das ist bei uns eigentlich nie der Fall. Wir sind alles erwachsene Leute, wir respektieren uns alle. Für Negativität hat es bei uns keinen Platz.
Vielleicht fehlt es dieser Mannschaft, dass jemand auf den Tisch haut.
Es wird schon Klartext gesprochen, aber niemand wird persönlich.
Sven Andrighetto (28) stammt aus dem Nachwuchs der ZSC Lions und kam bei den GCK Lions und Visp zu ersten Einsätzen in der NLB, ehe er mit 17 in die kanadische Juniorenliga QMJHL zu Rouyn-Noranda wechselte. 2013 drafteten ihn die Montréal Canadiens, für die er dann in der NHL debütierte. Bei Montréal und der Colorado Avalanche bestritt der Stürmer 227 NHL-Partien und verdiente total 4,3 Millionen Dollar. Danach spielte er ein Jahr im Exil in Moskau für Awangard Omsk, ehe er 2020 einen 5-Jahres-Vertrag bei den ZSC Lions unterschrieb. In der ersten Saison wurde er auf Anhieb mit 27 Treffern NL-Torschützenkönig. Für die Schweizer Nati hat Andrighetto 38 Spiele bestritten und wurde 2018 Vizeweltmeister. Im Sommer heiratete er das amerikanische Model Bailey Cook.
Sven Andrighetto (28) stammt aus dem Nachwuchs der ZSC Lions und kam bei den GCK Lions und Visp zu ersten Einsätzen in der NLB, ehe er mit 17 in die kanadische Juniorenliga QMJHL zu Rouyn-Noranda wechselte. 2013 drafteten ihn die Montréal Canadiens, für die er dann in der NHL debütierte. Bei Montréal und der Colorado Avalanche bestritt der Stürmer 227 NHL-Partien und verdiente total 4,3 Millionen Dollar. Danach spielte er ein Jahr im Exil in Moskau für Awangard Omsk, ehe er 2020 einen 5-Jahres-Vertrag bei den ZSC Lions unterschrieb. In der ersten Saison wurde er auf Anhieb mit 27 Treffern NL-Torschützenkönig. Für die Schweizer Nati hat Andrighetto 38 Spiele bestritten und wurde 2018 Vizeweltmeister. Im Sommer heiratete er das amerikanische Model Bailey Cook.
Sie entsprechen nicht dem Bild des 08/15-Hockeyspielers. Es gibt Leute, die finden, Sie seien eher der Typ Fussballer.
Das habe ich noch nie gehört. Was ist denn ein 08/15-Hockeyspieler?
Man pflegt doch hier in der Schweiz immer noch diese Hockeykultur, in der jeder nicht auffallen will. Da ticken Sie doch schon ein wenig anders.
Ja, ich bin schon meine eigene Persönlichkeit. Ich bin in einem Mannschaftssport gross geworden. Und es zählt nur der Erfolg der Mannschaft. Daran hat sich nichts geändert. Vielleicht im Privatleben, wie ich mich anziehe.
Die wenigsten Hockeyspieler haben schon ein Gold-Steak in Dubai genossen.
Wir wollten das damals ausprobieren. Dass es auf Social Media landete, wollte ich nicht. Ich kenne auch andere Schweizer Eishockeyspieler, die mal dort waren.
Wie sehr hat Sie die Denkweise in Nordamerika geprägt?
Ich bin Schweizer, war aber in Nordamerika, seit ich 17 Jahre alt war, und bin dort erwachsen geworden. Dort ist die Mentalität schon eine andere. Wenn man mit einem schönen Auto – ich hatte einen G-Wagon – vorfährt, sagen die Leute: «Geiler Wagen! Woher hast du den?» Hier in der Schweiz rümpfen sie die Nase und fragen sich: Was ist mit dem los? Hier wird man eher beneidet oder als Protzer dargestellt.
Was fahren Sie hier für ein Auto?
Auch einen Mercedes, aber nicht eine G-Klasse. Es ist ein GLC. Ich war immer schon ein Auto-Fan, hatte schon viele verschiedene Autos. Ein anderer kauft sich vielleicht eine teure Uhr. Das ist doch jedem selbst überlassen.
In der NHL weiss man auch von jedem, was er verdient. Und es ist kein Problem. Hier schaut man skeptisch, wenn man hört, dass einer gut verdient.
Was ist das? Ist es Neid? Mag man es den Leuten nicht gönnen? Ich mag es jedem gönnen, wenn er mehr verdient als ich. Keiner hat den Vertrag, den er hat, gestohlen. Jeder hat hart dafür gearbeitet.
Würde es helfen, wenn die Löhne auch hier transparent wären?
Es ist nicht an mir zu sagen, ob die Löhne öffentlich sein sollten. Für mich wäre es aber kein Problem. Ich kenne das aus der NHL.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |