ZSC-Sportchef Sven Leuenberger
«Waren zu dumm, um zu gewinnen»

Bei den ZSC Lions gibts direkt nach dem zügigen Aus im Halbfinal Anerkennung für Biel, aber auch jede Menge Selbstkritik.
Publiziert: 06.04.2023 um 18:40 Uhr
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Bei den ZSC Lions (im Bild Chris Baltisberger) greift man sich nach dem Aus gegen Biel an den Kopf.
Foto: Pius Koller
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Auf den Playoff-T-Shirts der ZSC Lions steht der Slogan «Time to hunt» (Jagdzeit). Am Mittwochabend endete die Jagd nach dem Titel, dem die Zürcher nun schon seit fünf Jahren nachrennen, ohne Beute. Was blieb, war die Erkenntnis, dass Biel besser war. Und jede Menge Frust.

«Ich bin enttäuscht, aber ich gratuliere Antti»
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Trainer Crawford nach dem Aus:«Ich bin enttäuscht, aber ich gratuliere Antti»

«Ich sagte vor der Serie, dass die Mannschaft gewinnen wird, die näher an ihre Leistungsgrenze herankommt. Die Bieler waren wahrscheinlich an ihrer Leistungsgrenze und haben verdient gewonnen. Dafür muss man ihnen ein Kompliment machen», sagt Sportchef Sven Leuenberger.

Beim 53-Jährigen nagt vor allem der Frust über die letzte Niederlage (3:5). «Dieses Spiel muss man heimbringen, wenn man mit 2:0 und 3:1 führt. Einer Mannschaft wie der unseren darf das nicht passieren.»

«Wir waren schon die ganze Saison nicht schlau»

Leuenberger sagt, dass man jetzt sagen könnte, dass man mit dem Halbfinal das formulierte Ziel erreicht habe. «Aber mir geht es nicht darum. Was mich einfach ärgert, wenn ich da zuschauen muss: Dieses Spiel muss man einfach gewinnen. Es lag alles auf dem Silbertablett bereit. Biel hat schlauer gespielt. Wir waren nicht schlau, wir waren schon die ganze Saison nicht schlau, wir haben uns immer dumme Strafen eingehandelt. Punkt. Dabei haben wir Welt- und zahlreiche Schweizermeister im Team. Etwa 70 Prozent des Teams sollten wissen, wie es geht.»

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ZSC Lions – EHC Biel 3:5:Vom 1:3 zum 5:3 – Lööv schiesst ZSC in die Ferien

Warum hat der ZSC, auch als er erstmals in der Serie vorne lag, nicht gewinnen können? «Weil wir zu dumm gewesen sind. Wir machen einfach undisziplinierten Sch****dreck, blöd gesagt. Wenn man weiterkommen will, kann man sich das nicht leisten. Beim 3:3 haben wir dreimal den Puck auf dem Stock, um ihn rauszuspielen. Und wenn du das nicht fertigbringst in so einem Spiel, dann hast du den Sieg nicht verdient.»

Captain Patrick Geering (33) bläst ins gleiche Horn. «Ein 3:1 musst du einfach über die Runden bringen», sagt er. «Wenn dir das nicht gelingt, hast du es verdient, so dazustehen, wie ich jetzt dastehe. Biel war kaltschnäuziger, hatte die ganze Serie über immer eine Antwort bereit. Wir hingegen präsentierten uns mit all diesen Toren in Unterzahl wie Junioren. Dieses 0:4 tut weh.»

Trainerwechsel «offensichtlich nicht aufgegangen»

Auch der Trainerwechsel nach Weihnachten von Rikard Grönborg (54) zu Rückkehrer Marc Crawford (62) brachte keinen Fortschritt. Beim Amtsantritt von Crawford sagte Geering: «Wir wollten, dass wir für unsere Leistung verantwortlich gemacht werden. Dass es gesagt wird, wenn man schlecht spielt und es auch Konsequenzen hat. Es kann eigentlich nicht sein, dass nur wir als Mannschaft nicht zufrieden sind und nach mehr lechzen.» Und was sagt er vier Monate später dazu? «Es war ein Entscheid der Chefetage. So kurz nach Spielschluss kann man sagen, dass es offensichtlich nicht aufgegangen war. Aber es wäre am falschen Ort gesucht.»

Wo kann man den Hebel ansetzen, um nächste Saison nicht abermals mit leeren Händen dazustehen? «Wir müssen in allen Belangen besser werden», sagt Geering. Und Leuenberger antwortet: «Wir haben sicher junge Spieler, die nachdrücken. Wir haben Möglichkeiten mit auslaufenden Verträgen auf den Ausländerpositionen. Und die, die Verträge haben, können und müssen besser spielen. Ohne auf Namen eingehen zu wollen: Die, die eine gute Saison hatten, kann man an einer Hand abzählen.»

Von den Ausländern laufen die Verträge von Garrett Roe (35) und Justin Azevedo (35), deren Zeit in Zürich abgelaufen ist, sowie jener des französischen Traumtänzers Alexandre Texier (23) aus. Weiter unter Vertrag stehen Goalie Simon Hrubec (31), Verteidiger Mikko Lehtonen (29), Goalgetter Juho Lammikko (27) sowie Niclas Wallmark (27, bis 2025), der unter Crawford nur noch ein Tor schoss und zuletzt zweimal überzählig war.

Als Zuzug steht erst Stürmer Yannick Zehnder (25) fest, der in dieser Saison beim EVZ sein gewohntes Rendement nicht mehr erreichte.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
36
22
72
2
SC Bern
SC Bern
37
23
67
3
HC Davos
HC Davos
38
22
66
4
ZSC Lions
ZSC Lions
34
30
65
5
EV Zug
EV Zug
37
26
62
6
EHC Kloten
EHC Kloten
38
-7
62
7
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
37
-6
53
8
SCL Tigers
SCL Tigers
37
3
51
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
37
-10
50
10
EHC Biel
EHC Biel
36
-5
49
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
36
-5
47
12
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
37
-22
46
13
HC Lugano
HC Lugano
36
-26
42
14
HC Ajoie
HC Ajoie
36
-45
36
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