Noch selten hat man einen Spieler derart ratlos gesehen, wie Christian Marti nach der 3:5-Pleite in Biel. 0:3 liegen der ZSC-Hüne und seine Teamkollegen in der Serie gegen die Seeländer zurück und scheinen kurz davor zu stehen, die Überlegenheit des Gegners zu akzeptieren.
Im Mitteldrittel kassierten die Zürcher fünf Tore. Je eines ganz zu Beginn und eines ganz zum Ende des zweiten Abschnitts. Dazu zwei in kurzer Folge als Antwort auf den ersten Treffer der Zürcher in der Serie. «Wir müssen das besser machen. Das fängt bei mir an», sagt Marti, der bei vier Gegentoren auf dem Eis stand und beim 0:2 von Toni Rajala zu weit aufgerückt war. «Das darf uns gegen Biel nicht passieren.»
Auf die Frage, ob die Seeländer in einem Zustand seien, in dem alles für sie laufe, sagt der 30-jährige Nati-Verteidiger: «Die waren Zweiter in der Quali. Ich glaube, denen läuft es schon das ganze Jahr. Sie sind flitzig, das macht es schwierig, körperlich gegen sie zu spielen. Und dann muss man immer aufpassen, dass man die Grenzen nicht überschreitet, weil sie ein gutes Powerplay haben. Es ist schon nicht so einfach. Es ist ein extrem schmaler Grat. Und sie wissen das wahrscheinlich auch.» Während die Lions bisher 17 Minuten in Überzahl (5 davon in der Endphase von Spiel 1) ungenutzt liessen, haben die Bieler in 14 Minuten Powerplay drei Mal zugeschlagen.
«Und dann schaut man weiter»
Nun wissen die Lions aus eigener, äusserst schmerzhafter Erfahrung seit dem letztjährigen Final gegen Zug, dass es möglich ist, einen 0:3-Rückstand noch zu drehen. Ist das ein Mutmacher? Marti winkt ab: «Ich weiss nicht. Wir lagen ja letztes Jahr in der Serie gegen Biel 0:2 zurück und standen im Spiel 6 vor dem Aus und schafften dann die Wende noch. Und trotzdem haben wir diesmal verloren. Man kann also nicht sagen: Wir wissen, wie es geht.» Es gehe nun einfach darum, zu Hause das nächste Spiel zu gewinnen. «Und dann schaut man weiter.»
Ähnlich ratlos wie Marti wirkt Lions-Coach Marc Crawford. Nicht in seinen Aussagen. In denen gibt er sich gelassen und bemüht den Klassiker, den man von Larry Huras kennt, dass man einen Elefanten nur Stück für Stück verspeisen könne. Doch die Handlungen des Kanadiers verraten Verzweiflung. Im dritten Spiel lässt er seinen Playoff-Topskorer Justin Azevedo und Lucas Wallmark draussen und setzt neu neben Garrett Roe auf Jarno Kärki von den GCK Lions. Ein wirkungsloser Zug.
Er habe den robusten finnischen Stürmer fürs Powerplay ins Team geholt, sagt Crawford. «Doch leider hatten wir keines», fügt er an und sagt kleinlaut, dass er einige Szenen gesehen habe, bei denen man eine Strafe gegen Biel hätte geben können.
Crawford so brav wie sein Team
Seit seinem Ausraster in der Quali, als er Schiedsrichter Mikko Kaukokari als «Sch***lutscher» betitelte und für ein Spiel gesperrt wurde, wirkt Crawford gehemmt und zahm. Wie seine Mannschaft.
Derzeit deutet alles darauf hin, dass die Zürcher die Saison mit vier Niederlagen in Serie beenden. Wie letztes Jahr unter Rikard Grönborg. Oder wie bei den letzten Playoffs unter Crawford 2016 (0:4 als Qualisieger gegen Bern). Auch 2021 fanden die Zürcher im Halbfinal gegen Servette (0:3) kein Mittel mehr, nachdem sie einmal aus der Spur geraten waren.
Grosse Wenden gab es freilich in den Playoffs schon einige (5-mal nach 0:3, 8-mal nach 1:3). Und alle kamen unvermittelt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |