Ostern am Strand? Für die ZSC Lions ein Szenario, das durchaus eintreten könnte. Denn im Halbfinal-Duell gegen Biel spielen die Zürcher im Ferien-Modus, sind harmlos und viel zu brav. So kann es nicht erstaunen, dass sie in 120 Minuten noch kein Tor zustande gebracht haben. Und dies, obwohl sie davon 17 Minuten in Überzahl verbringen konnten.
Bezeichnend, dass es sich Biel am Samstag leisten konnte, den bisher in den Playoffs überragenden finnischen Goalie Harri Säteri zu schonen und auf Ersatzmann Joren van Pottelberghe zu setzen. Ein dreister Poker, der voll aufging und den Zürchern, die erstmals in der Swiss Life Arena torlos blieben, einen psychologischen Schlag versetzte.
Lions-Coach Marc Crawford mochte sich nicht über die Torflaute aufhalten und bestritt, dass seinem Team die Durchschlagskraft in der Offensive gefehlt habe. Stattdessen sezierte er die Gegentore und betonte: «Es ist noch nicht fertig.»
«Vielleicht sind wir ein wenig zu verkrampft»
Stürmer Simon Bodenmann sagte derweil: «Ich glaube, wir müssen die Coolness vor dem Tor wieder finden. Vielleicht sind wir ein wenig zu verkrampft. Es braucht mal einen Ablenker oder einen Schuss, der sonst irgendwie reinfällt.» Der 35-Jährige steht nach sieben Playoff-Spielen noch ohne Skorerpunkt da, nachdem er zu Beginn des Jahres noch Tor um Tor geschossen hatte, ehe die Lions einen Salto rückwärts machten und seinen Vertrag doch noch verlängerten.
Bodenmann ist nicht der Einzige mit Ladehemmungen. Der angeschlagene Nati-Stürmer Sven Andrighetto konnte sich seit seinem Overtime-Treffer im vierten Spiel in Davos kaum mehr in Szene setzen.
Den gelben Helm des ZSC-Playoff-Topskorers trägt Justin Azevedo, obwohl er erst einen Treffer (und vier Assists) erzielt hat und vor allem defensiv überzeugt. Der Frust sitzt auch beim Kanadier tief. Im Schlussdrittel zertrümmerte er am Samstag seinen Stock auf der Bank, nachdem ihm ein Gegenspieler ungestraft den Helm abgezogen hatte.
Wallmark seit 24 Spielen torlos
Auch von den anderen ausländischen Stürmern kommt zu wenig. Der mit einem Dreijahresvertrag ausgestattete Schwede Lucas Wallmark ist seit 24 Spielen torlos und offensiv inzwischen völlig wirkungslos. Der hochtalentierte Franzose Alexandre Texier taucht völlig ab, wirkt zögerlich oder verliert sich in brotlosen Einzelaktionen abseits der heissen Zonen. Und Juho Lammikko, mit 24 Treffern bester ZSC-Torschütze und die positive Überraschung der Quali, hat in den Playoffs erst einmal ins Schwarze getroffen.
Das erste Halbfinal-Duell in Biel hatte der Finne allerdings krank verpasst. Er habe «wie ein Hund gelitten», weshalb ihm noch etwas die Energie gefehlt habe, sagt Crawford über Lammikko. Der Mann mit der prägnanten Zahnlücke ist wohl am ehesten in der Lage, die Bieler Defensive mit der Brechstange zu knacken. Dem Profil eines ersten Centers entspricht aber auch er nicht. Dieses fehlt den Lions seit dem Abgang von Denis Malgin (jetzt Colorado), der letzte Saison 9 Playoff-Treffer erzielte.
Gelingt es den Lions gegen die coolen, gut strukturierten Bieler nicht, mehr Torgefahr zu kreieren, wird Sven Helfenstein recht behalten. «Dann sind die Lions bald bei ‹booking.com›», hatte der MySports-Experte mit der spitzen Zunge bereits am Donnerstag gesagt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |