Weber, Malgin, Andrighetto und Hollenstein
Die Krönung der Titellosen beim ZSC?

Die beachtlichen Karrieren von Yannick Weber, Denis Malgin, Sven Andrighetto und Denis Hollenstein haben bisher nur einen Makel: der fehlende Meistertitel.
Publiziert: 13.04.2024 um 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2024 um 11:32 Uhr
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Seit Denis Hollenstein für die ZSC Lions stürmt, haben die Zürcher keinen Titel mehr geholt.
Foto: freshfocus

Die ZSC Lions sind durch die Playoffs marschiert, als seien sie auf einer Mission. Alle acht Spiele gegen Biel und Zug haben sie gewonnen. Jetzt steht nur noch Lausanne zwischen den Zürchern und dem Titel.

Besonders spielen dabei auch jene vier Schlüsselspieler, die in ihrer illustren Karriere immer noch ohne Titel dastehen: Verteidiger Yannick Weber (35) sowie die Stürmer Denis Malgin (27), Sven Andrighetto (31) und Denis Hollenstein (34).

«Die Jungs spielen aus unterschiedlichen Motiven. Die, die schon einmal gewonnen haben, wollen dies noch einmal erleben. Und jene, die noch nicht gewonnen haben, wollen endlich gewinnen. Und dann gibt es noch solche, für die es das letzte Mal ist, weil sie wechseln werden oder ihre Karriere beenden», sagt Trainer Marc Crawford.

Weber spielt derzeit so gut, wie noch nie, seit seiner Rückkehr aus der NHL vor drei Jahren. Er hat seine Rolle im Team gefunden, verliert kaum einen Zweikampf. «Es sind Playoffs, die beste Zeit im Eishockey. Das ist der Grund, warum ich noch spiele. Es geht um mehr. Es sind Emotionen im Spiel. Jeder Zweikampf und jeder Zentimeter zählt ein bisschen mehr.»

«Den Stanley Cup zu gewinnen, war das A und O»

Für den noch titellosen Berner ist es dritte Final: 2017 spielte er mit den Nashville Predators gegen die Pittsburgh Penguins um den Stanley Cup und vor zwei Jahren war er Teil jenes ZSC-Teams, das gegen Zug einen 3:0-Vorsprung preisgab. Gibt es ihm einen zusätzlichen Antrieb, dass er seinem ersten Titel nachjagt? «Ich würde jetzt nicht sagen, dass das zuoberst auf der Liste war in meiner Karriere. Den Stanley Cup zu gewinnen, war das A und O und man weiss, dass das extrem schwierig ist. Diese Chance ist vorbei für mich. Doch es ist ein riesiger Stolz, dass ich überhaupt so weit gekommen bin.»

Am Anfang der Saison sei immer der Titel das Ziel. «Und wir haben sehr hart gearbeitet, dass wir überhaupt in dieser Situation sind und Erfolg haben können als Mannschaft. Wir haben die richtigen Grundsteine während der Saison und in den ersten beiden Runden gelegt und wissen, dass wir sehr viel richtig machen», sagt Weber. «Mit dieser Einstellung müssen wir jetzt auch in die nächste Serie steigen.»

Auch für Malgin ist es der dritte Final nach 2015, als er als 18-Jähriger vier Tore in den Playoffs erzielte, der ZSC aber Davos unterlag, und 2022, als er mit 9 Toren bester Playoff-Torschütze war. Spürt er da den Druck, dass es diesmal einfach klappen muss? «Eigentlich nicht», sagt der NHL-Rückkehrer, der so mannschaftsdienlich wie noch nie spielt. «Ich will es, aber es ist nicht so, dass ich mir sage: Ich muss, muss, muss. Und mir selbst Druck mache. Ich finde, wir müssen es als Mannschaft erreichen. Alle zusammen. Es wäre unglaublich, wenn wir den Titel in diesem Jahr gewinnen.» 

Als Andrighetto 2020 nach neun Jahren in Nordamerika und Russland zu seinem Ausbildungsklub zurückkehrte, redete er nicht um den heissen Brei herum: «Der ZSC hat eine starke Mannschaft, mit der ich Titel gewinnen will.» Jetzt steht er immer noch titellos da. «Ich denke, jeder Spieler hat das Ziel, Meister zu werden. Diesen Anspruch haben wir hier in Zürich jedes Jahr. Jetzt sind wir auf einem guten Weg. Doch wir wollen nichts an unserem Mindset ändern, Spiel für Spiel zu nehmen.»

Auf die Frage, ob er schon in der Nacht aufgewacht sei und im Traum den Pokal in der Hand hatte, lacht Andrighetto. «Das ist sicher ein Traum von jedem. Ich habe vor vier Jahren, als ich gekommen bin, nicht umsonst gesagt, dass ich den Meistertitel holen will. Das war und ist ein Traum und ein Ziel.» Beim Nati-Stürmer, der nach seinem Handbruch mit einer Schiene spielt, hat zwar die Schussqualität gelitten, dafür glänzt er mit herrlichen Pässen.

Hollenstein kam schon 2011 im Final zum Einsatz

Am längsten rennt Hollenstein, der bei seinem ersten Final 2011 mit Kloten gegen Davos wegen einer Verletzung nur in einem Spiel zum Einsatz kam, einem Titel hinterher. Er kam nach dem Meistertitel der Lions 2018 von Erzrivale Kloten zum ZSC. Seither warten beide auf einen Titel. Stört es den Flügel, dass er immer wieder darauf angesprochen wird? «Nein, ich glaube, jeder will gewinnen. Wir sind jetzt daran, uns auf den Final vorzubereiten und wollen konzentriert bleiben.»

Davon, dass es eine zusätzliche Motivation sein könnte, dass gleich mehrere Schlüsselspieler im Team noch nie Meister wurden, will er nichts wissen. «Wenn man so weit kommt wie wir, ist die Motivation gross genug, den nächsten Schritt zu machen. Das ist für jeden das Gleiche.»

Mit fortgeschrittenem Alter weiss man nicht, ob die Chance, den Titel zu holen, jemals wiederkommt. «Das ist im Sport immer so», sagt Hollenstein. Der Stürmer, der mit seinem kämpferischen Stil für die Playoffs prädestiniert ist, denkt auch noch nicht so bald ans Aufhören. «Die Freude ist immer noch riesig.» 

Im Wortsinn vom Meistertitel geträumt habe er nur in der Kindheit. Als er ein kleiner Junge war, holte sein Vater Felix Hollenstein von 1993 bis 96 den Pott mit Kloten viermal in Folge. Mit Papa Hollenstein, den er im Playoff-Final 2014 als Kloten-Trainer besiegte, tauschte sich Crawford in letzter Zeit mehrfach aus. «Felix war ein langjähriger Superstar. Es ist immer schwierig, wenn man der Sohn von jemandem ist, der so bekannt ist, und man daran gemessen wird. Denis hat einen sehr guten Job gemacht. Er ist ein grossartiger Spieler. Und wir wissen, dass dies die Chance für ihn ist, einen Titel zu gewinnen – wie für viele andere Jungs auch.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
ZSC Lions
ZSC Lions
27
32
58
2
HC Davos
HC Davos
31
26
57
3
Lausanne HC
Lausanne HC
30
9
56
4
EHC Kloten
EHC Kloten
31
0
53
5
SC Bern
SC Bern
30
17
52
6
EV Zug
EV Zug
29
16
46
7
SCL Tigers
SCL Tigers
29
3
41
8
EHC Biel
EHC Biel
29
1
40
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
30
-8
39
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
30
-19
39
11
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
31
-15
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
27
0
36
13
HC Lugano
HC Lugano
29
-22
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
29
-40
26
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