Vielleicht findet sich in Fribourg ja irgendjemand, der mit dem Erreichten zufrieden ist. Gottéron hat in dieser Saison immer vor ausverkauftem Haus gespielt, eine Playoff-Runde überstanden und sich gegen Lugano in einem verrückten siebten Spiel durchgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Fortschritt.
Ein ernsthafter Titelkandidat ist Fribourg aber immer noch nicht, das hat die Halbfinalserie gegen Lausanne klargemacht. Was fehlt? Neben etwas zusätzlicher Qualität im Kader vor allem das taktische Rüstzeug.
Individualismus ohne taktische Absicherung
Nach dem ersten und einzigen Sieg hatte Captain Julien Sprunger gesagt, wenn man so weiterspiele, werde es schwer. Danach drehte aber nur Lausanne-Trainer Geoff Ward an der Taktik-Schraube. Nach dem Overtime-Marathon in Spiel zwei wurde das kräfteraubende Pressing gelockert und weiter nach hinten verlegt. Das ermöglichte Fribourg zwar optisch mehr Spielanteile, aber keine Siege mehr und nur noch wenige Tore.
Anders gesagt: Fribourg ist Lausanne ins offene Messer gelaufen. Der Grundgedanke, allein durch den Einfallsreichtum einiger begnadeter Individualisten zum Erfolg zu kommen, ohne diese Kreativität durch ein taktisches Korsett abzusichern, ist im verdichteten Klima der Playoffs zum Scheitern verurteilt.
Anfälligkeit bei Gegenstössen
Die ZSC Lions überzeugen mit ihrer Grundordnung, ohne diese Struktur wären selbst Malgin & Co. nur die Summe ihrer Einzelteile und nicht die bestmögliche Mannschaft. Die Einhaltung dieser Grundordnung stellt Trainer Marc Crawford sicher. Eine solche Grundordnung fehlt Gottéron, Christian Dubé wird wohl manchmal laut, aber er ist als Stimmungstrainer auf die gute Laune seiner Stars angewiesen, also vertraut er auf die taktische Reife seiner Spieler. Das Ergebnis? Fribourg war anfällig bei dynamischen Gegenstössen, weil seine Spieler in diesen Karacho-Situationen die Orientierung verloren haben. Diese Anfälligkeit hat Dubé nicht korrigieren können, weil das kurzfristig auch fast unmöglich ist.
Als Typ und mit seiner Ausstrahlung und seinem Stil ist Dubé eine Wucht. Bis zum Halbfinal ist sein Plan, keinen Plan zu haben, aufgegangen. Unter erschwerten Bedingungen, etwas Pech mit den Schiedsrichtern und einem Gegner, der einen Plan vorweisen konnte, fehlten ihm die Argumente. Als Trainer muss er an seinem taktischen Rüstzeug feilen und die Grundordnung seiner Mannschaft besser strukturieren, sonst könnte die nächste Saison mit den Zusatzbelastungen (Champions League, Spengler Cup) zu einer Fahrt in der Geisterbahn werden.
Lausanne ist im Quervergleich wohl etwas besser besetzt als Fribourg (über Details kann man diskutieren), vor allem ist Lausanne aber besser organisiert. Das ist Sache des Trainers. Wenn Dubé mit Gottéron in Zukunft weiterkommen will, muss er erstmal sich selbst weiterbringen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |