Video-Review? Nur schon die Worte jagen Sportfans Schauer über den Rücken. Ausnahme: Das Schweizer Eishockey. Seit kurzem bleiben unsere Schiedsrichter auf Sendung, wenn Tore überprüft werden. Das ist Reality-TV, aber für einmal ohne Schrottgehalt.
Sonst ist immer Mattscheibe, wenn Schiedsrichter und ihre Assistenten nach Handspiel oder Abseits suchen. Der Zuschauer fischt dann vor der Glotze im Trüben und wartet und wartet. Das Urteil wird irgendwann auch gefällt, aber wie es dazu kam erfährt der Kunde nie.
Beim Schweizer Eishockey ist das anders. Da sitzt man mit im Glashaus, wenn die Refs der Wahrheit auf den Grund gehen. Diverse Kamerawinkel erleichtern die Spurensuche, manchmal gehts es flott, ab und zu wird es spannend. Zwei Schiedsrichter auf der Suche nach dem gemeinsamen Nenner. Schiedsrichterchef Andreas Fischer: «Wir wollen mehr Transparenz bieten. So lernt man auch die Schiedsrichter etwas kennen, das bringt uns hoffentlich Anerkennung. Wir möchten offen und ehrlich aufzeigen, wie schwierig es sein kann, diese Szenen zu beurteilen.»
Torhüterbehinderung als Grauzone
Die Torhüterbehinderung zum Beispiel ist eine Grauzone. Wurde der Goalie in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt? Wurde er in seiner Schutzzone gar daran gehindert, seine Arbeit zu erledigen? Die Schiedsrichter müssen in kurzer Zeit eine Flut von Informationen verarbeiten. Fischer: «Grundsätzlich wollen wir Tore sehen und nicht verhindern, aber das Thema ist sehr komplex. Manchmal weiss man es am nächsten Tag besser, dann ist es wichtig, offen und ehrlich zu kommunizieren.»
Es war etwas Überzeugungsarbeit vonnöten, um die Schiedsrichter für die Reality-TV-Idee zu begeistern, sagt Fischer. «Vielleicht war man in der Vergangenheit in der Kommunikation etwas zu vorsichtig und hat sich etwas zu sehr gescheut, transparent zu sein. Ein Schiedsrichter ist ja immer auch sein eigener Anwalt.»
«Am Mikrofon darf man dann keine Scheu zeigen»
Und wie sehen die Schiedsrichter selbst ihre neue Rolle als Reality-TV-Stars? «Das führte vor dem Beginn der Saison schon zu heftigen Diskussionen», sagt Profi-Head Micha Hebeisen. «Man ist sich bewusst, dass man unter Beobachtung steht. Allerdings fordert der Prozess viel Aufmerksamkeit, der Fokus liegt deshalb bald mal nur noch auf dem Regelwerk und den Hilfsmitteln, die zur Verfügung stehen. Als Schiedsrichter erachte ich es aber als positiv, dass uns die Zuschauer und Experten hören können. Das hilft fürs Verständnis für den jeweiligen Entscheid und das Regelwerk.» Und die Live-Diskussion mit dem Kollegen? «Auf dem Eis macht man sich ein Bild und fällt den On-Ice-Entscheid. Am Mikrofon darf man dann keine Scheu zeigen, seine Meinung zu vertreten. Vielleicht sprechen die Bilder eine andere Sprache oder man wird vom Kollegen überstimmt, der den Stichentscheid hat, weil er näher beim Tor stand. Wichtig ist es, eine Linie zu verfolgen und die Regeln korrekt anzuwenden.»
Was würde Hebeisen anders machen? «Manchmal denkt man schon, dass die Reviews sehr häufig sind. Aber wir sind eben verpflichtet, beim geringsten Zweifel zu überprüfen. Eine Kommandozentrale, in der vorab schon mal abgeklärt wird, was Sache ist, würde diesen Prozess erheblich verkürzen.»
Klar ist aber auch: Gegen die Schiedsrichter gemosert wird immer, selbst wenn der Fall klar ist wie Klossbrühe. Dabei sind Fans und Zuschauer, Spieler, Trainer und Sportmanager meist auf einer Linie.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |