Können Altstars ohne Fans aufhören?
«Meine Kinder sollen mich nochmals spielen sehen»

Die Karriere vor leeren Rängen beenden? Fribourg-Verteidiger Philippe Furrer (35) sträubt. Und der gleichaltrige ZSC-Stürmer Roman Wick ist nicht mehr sicher, ob nun wirklich schon Schluss sein soll.
Publiziert: 30.01.2021 um 13:07 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2021 um 11:09 Uhr
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Philippe Furrer will die Schlittschuhe noch nicht an den Nagel hängen.
Foto: TOTO MARTI
Nicole Vandenbrouck und Stephan Roth

Als Sportler eine Karriere, den gelebten Traum zu beenden fällt immer schwer. Den richtigen Zeitpunkt dafür? Gibts kaum. Was er aber definitiv nicht ist, ist nach einer Corona-Saison. Das kann es so nicht gewesen sein. Das denkt sich auch Philippe Furrer. Der 35-Jährige ist einer der NL-Oldies, bei denen schon über einen allfälligen Rücktritt Ende Saison spekuliert worden ist, weil der Vertrag ausläuft.

«So stimmt es noch nicht für mich», widerspricht der Fribourg-Verteidiger. «Mein Endbahnhof, in den ich meine Karriere fahre und dann aussteige, ist noch nicht gekommen.» Der Rücktritts-Gedanke ist für den Berner aber keiner, den er vor sich hinschiebt. Denn Furrer wurde in seiner 20-jährigen Laufbahn immer wieder von langwierigen Verletzungen ausgebremst. Kaum eine Saison hat er die volle Qualifikation bestritten.

«Ich kann noch besser werden»

Heuer erlitt er Anfang Oktober eine Hirnerschütterung. «In Verletzungspausen denkt man natürlich drüber nach, ob Hockey so noch Spass macht.» Furrer, der sich als Mitinhaber einer Immobilien-Firma bereits ein zweites Standbein geschaffen hat, beantwortet die Frage immer noch mit einem klaren Ja. Seit Mitte Januar ist er zurück im Spiel. Und hat neues Potenzial entdeckt. «Dank meinem Neuro-Coach Luca Nussbaumer. Ich kann noch besser werden.»

Für einen Abwehrspieler ist 35 eigentlich auch noch kein Alter. Deshalb ist für Furrer klar: Er will noch eine Saison anhängen. Einerseits, weil er überzeugt ist, dass er noch über den nötigen Speed und die Erfahrung verfügt. «Das ist etwas vom Wichtigsten. Sobald ich merke, dass es mich nicht mehr braucht, hätte ich auch Mühe, mich zu motivieren.» Und andererseits? Die Familie. «Meine Kinder, meine Frau, meine Eltern, sie sollen mich nochmals spielen sehen.» Ohne Zuschauer möchte er sich nicht von der Hockey-Bühne verabschieden.

Für Wick ist Weiterspielen wieder ein Thema

Für ZSC-Stürmer Roman Wick war vor einem Jahr klar: Noch eine Saison – dann ist Schluss. Doch nun lässt er die Türe offen, doch weiter zu spielen. Mit Sportchef Sven Leuenberger habe er abgemacht, dass man sich erst nach der Saison darüber unterhalte.

Es sei derzeit «mega schwierig», zu planen, sagt der 35-Jährige. «Werden die Playoffs dieses Jahr gespielt? Was wird nächste Saison sein? Kann man dann wieder vor voller Hütte spielen?», fragt Wick. «Alle sind schon so oft überrascht worden. Als die letzte Saison abgebrochen wurde, war es zunächst ein Riesen-Schock. Im Sommer, als die Fallzahlen unten waren, dachte man, dass es nun hoffentlich wieder normal wird. Doch wo stehen wir jetzt?»

«Ohne Fans ist es unglaublich schräg»

Ihm fehlt das Publikum. «Ohne Fans ist es unglaublich schräg. Sie sind ein so wichtiges Element. Sie geben dir den Adrenalin-Schub.» Er betont aber, dass es «ein Riesen-Privileg» sei, während Corona Hockey spielen zu können.

Wick ist anzusehen, dass ihm das Hockeyspielen immer noch Spass bereitet. Auch wenn der einstige Goalgetter seit über 13 Monaten kein Tor mehr geschossen hat. Er spielt inzwischen in einer defensiveren Rolle, die er als «sehr gewöhnungsbedürftig» bezeichnet, und im Box- statt im Powerplay.

«Ich habe einige Baustellen am Körper»

«Man merkt, die Jungen geben immer mehr Gas. Gleichzeitig hat man immer mehr Jahre auf dem Buckel. Das ist nicht toll, aber so ist es im Sport. Ich bin 35 und habe einige Baustellen am Körper», sagt der Routinier, der deshalb bereits 2014 seinen Nati-Rücktritt gab und neben dem Eis an der Bar «Stubä» in Zürich und den Escape Rooms «Next Level Escape» in Kloten beteiligt ist.

Könnte er sich vorstellen, die Karriere bei einem anderen Klub fortzusetzen, um wieder eine prominentere Rolle einzunehmen? «Nein», sagt er. «Ich habe gelernt, dass der Teamerfolg tausend Mal geiler ist als der persönliche Erfolg»

Eigentlich wünsche sich jeder Hockey-Spieler einen Abgang, wie ihn Mathias Seger hatte, sagt Wick. Der langjährige ZSC-Captain konnte seine Karriere 2018 mit einer letzten Meisterfeier beenden. «Es wäre geil, ein drittes Mal mit Zürich Meister zu werden.» Andrerseits wolle er seine Karriere auch nicht über das letzte Kapitel definieren. «Ich hatte so viele schöne und traurige Momente.»


National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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