Der biblische Samson verlor seine Kraft, als ihm seine Feinde die langen Haare kürzen liessen, heisst es. Es wäre allerdings schon an den Haaren herbeigezogen, wenn aus dieser Legende eine Verbindung zu Fribourg-Trainer Christian Dubé gezogen wird: Dieser stattete vor den Playoffs dem Frisör seiner Wahl einen Besuch ab, um sich von seiner Federpracht zu trennen.
An Kraft und Schwung eingebüsst hat Fribourg seither allerdings nicht. Ausser man vertritt die Ansicht, der HC Lugano müsse in einer Viertelfinal-Serie ohne nennenswerte Gegenwehr in die Ferien verabschiedet werden. Die Tessiner haben sich das Entscheidungsspiel durch ihre Anpassungsfähigkeit, ein hohes emotionales Engagement und einen Torhüterwechsel nach zwei Niederlagen zum Auftakt redlich verdient.
Was vorher war? Kann man vergessen
Nun wird diese Best-of-Seven-Serie auf den Heimvorteil reduziert, vergessen sind alle Drehungen und Wendungen, Fehler und Meisterleistungen, Strafen, Sperren, Tore und Paraden der Spiele zuvor. Und ob das jetzt ungerecht ist oder nicht: Für Fribourg geht es in diesem einen Spiel um alles und etwas mehr. Eine Niederlage, und die gut dokumentierte Playoff-Geschichte des Klubs wird wieder breitgewalzt, verlorene Finals aus der Urzeit der K.o.-Phase, verpasste Chancen, aus der Hand gegebene Vorteile. Götterdämmerung. Fehlender Killerinstinkt. Fribourg ist nicht für die Playoffs gemacht, wird es dann heissen, obwohl niemand wissenschaftliche Beweise für diese Theorie vorlegen kann. Ein Fluch? Hexerei? Oder doch eine biblische Strafe für einen Coiffeurbesuch zur Unzeit?
Fällt in der Mailänder Scala der Vorhang?
Christian Dubé hat seit seiner Machtübernahme als Trainer im Oktober 2019 nur eine einzige Playoff-Serie gewinnen können. Das ist ein unwiderlegbarer Fakt. Er hat diese Mannschaft für diese Spielzeit aber mit bewährten Kräften zusätzlich in Schuss gebracht und dabei ein Augenmerk auf die Widerstandsfähigkeit gelegt. Die Mannschaft müsste jetzt also in der Lage sein, ein Entscheidungsspiel im eigenen Stadion meistern zu können. In dieser Arena, aufgrund der Pracht und Ausstrahlung einer Oper auch als Scala der Schweizer Eishockey-Stadien bewundert, hält Gottéron mit seinen Vorstellungen den Kanton bei Laune. Tickets sind Mangelware. Wer keinen kennt, der einen kennt, bleibt draussen. Als einziger Klub der Liga kann man schon für die Regular Season eine Auslastung von 100 Prozent vorlegen.
Gewinnt diese Mannschaft gegen Lugano, wird der Sieg als Helden-Epos zu einem Kapitel der eigenen Geschichte. Man darf sich dann vor eigenem Publikum feiern lassen und sich mit der Gewissheit, eine Hürde gemeistert zu haben, in den Halbfinal stürzen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |