Auf einen Blick
Zwei Spieler und zwei Klubs sind am Montag in einen Tausch verwickelt, der die Schweizer Hockey-Welt beben lässt. Fribourg lässt Chris DiDomenico (35) nach Ambri ziehen und erhält im Gegenzug Jakob Lilja (31), einen Stürmer, der sich nicht mehr vom eigenwilligen Kanadier unterscheiden könnte. Was bedeutet der Deal für die beiden Spieler und die beiden Klubs?
Chris DiDomenico
Der Kanadier hat den Stein ins Rollen gebracht. Er teilte Gottéron mit, dass er den Klub verlassen möchte. Warum? Mit der Entlassung von Trainer Christian Dubé, unter dem DiDo zumindest in der Quali (149 Spiele, 141 Skorerpunkte) bestens zur Geltung gekommen war, hatten die Fribourger im Frühling nach dem Halbfinal-Aus gegen Lausanne die Weichen gestellt. Unter dem vormaligen Assistenten Patrick Emond spielen sie anderes Hockey, was nicht nach dem Geschmack DiDomenicos ist. Und längst steht fest, dass nächste Saison mit Roger Rönnberg ein Schwede an der Saane an der Bande stehen wird.
Im neuen – bisher erfolglosen – Gottéron kam der Kanadier nicht mehr in Schwung. In 16 Spielen traf er nur zweimal. Zudem nahm man ihn fast nicht mehr wahr. Schnell einmal war klar, dass DiDomenico keinen neuen Vertrag mehr bekommen würde.
So begann sich DiDo umzusehen. Schliesslich wird er am 20. Februar 36 Jahre alt und muss sich Gedanken über seine Zukunft machen. Gemäss «Watson» sondierte er, ob eine erneute Rückkehr nach Langnau möglich sei. Doch die Türe ging im Emmental nicht mehr auf. Und in der Schweiz gab es nicht mehr viele Optionen. Für ambitionierte Teams, die viel Wert auf Organisation und Struktur legen, kommt ein so unberechenbarer Spieler nicht infrage. So hatte DiDo in Bern unter schwedischen Trainern mit seinen Disziplinlosigkeiten für viel Aufregung gesorgt. Ambri war DiDomenicos letzte Ausfahrt.
Jakob Lilja
Während die Statistiken von DiDomenico (9 Punkte) diese Saison nicht eben berauschend sind, hat Lilja eine desaströse Visitenkarte abgegeben: 11 Spiele, 0 Tore, 1 Assist und eine Plus/Minus-Bilanz von -7. Klar, der Schwede ist kein reiner Skorer, sondern ein Flügel, der physische Präsenz und Energie ins Spiel bringt. Dazu sollte er eigentlich auch torgefährlich sein. Letzte Saison schoss er immerhin 10 Tore für Ambri. Und in der KHL hatte er in drei Saisons 49 Treffer erzielt. 2021/22 bei Astana war er mit Nikita Michailis und Curtis Valk Teil der produktivsten Sturmreihe der KHL.
Nachdem er bei Ambri in dieser Saison nicht auf Touren kam, zuweilen überzähliger Ausländer war und dann nur noch spielte, weil Jonathan Ang, der inzwischen zu HV71 nach Schweden abgeschoben wurde, noch weniger hoch im Kurs war, bekommt der 31-Jährige nun in Fribourg die Chance auf einen Neustart. Und vielleicht kann er sich ja in Fribourg, wo bereits vier Landsleute spielen und künftig ein schwedischer Trainer das Sagen hat, einen neuen Vertrag erkämpfen.
Fribourg
Reisende soll man nicht aufhalten. So gesehen ist es richtig, dass Sportchef Gerd Zenhäusern DiDomenico ziehen liess. DiDo war zudem ein Relikt aus der Dubé-Zeit, seinen Vertrag hätte man bestimmt nicht verlängert. In der Garderobe war er aber gut integriert und wenn Gottéron weiterhin nicht in Fahrt kommt, werden sich die Fans nur noch an die guten Auftritte von DiDomenico erinnern und Zenhäusern den Tausch um die Ohren hauen.
Jakob Lilja mag nicht der Traumspieler der Gottéron-Fans sein. Doch er kann mit seinem direkten Spielstil und seiner Präsenz vor dem Tor eine Komponente ins Spiel bringen, die in Fribourg bisher zu kurz kam. Und ohne Gegenwert wollte Zenhäusern DiDo nicht abgeben, zumal er schon länger auf der Suche nach einem siebten Ausländer war. Diesen will der Walliser in den nächsten Wochen auch noch verpflichten. Dabei soll es sich um einen Skorertyp handeln, wie Zenhäusern den «Freiburger Nachrichten» sagte.
Ambri
Ein Klub, der zu einem hohen Grad von den Emotionen lebt, und ein Spieler, der wie nur wenige Emotionen schürt, müssen sich magnetisch anziehen. «DiDomenico ernährt sich von Emotionen und daran mangelt es uns hier nicht», sagte dann auch Sportchef Paolo Duca gegenüber der RSI. Er hofft, die Formalitäten rechtzeitig für das Spiel am Dienstagabend gegen Zug über die Bühne zu bringen.
Risikolos ist die Verpflichtung für Ambri aber nicht. Für DiDo verwendet Ambri bereits die neunte und zweitletzte Ausländerlizenz. Und sollte Dominik Kubalik seine NHL-Ausstiegsklausel, die bis zum 15. Dezember besteht, wider Erwarten noch nutzen, könnte Duca in eine schwierige Situation geraten. Und niemand kann sagen, wie ein eigenwilliger Spieler wie DiDomenico die Chemie in der Kabine beeinflusst.
Trainer Luca Cereda wird jedenfalls gefordert sein. Dass er mit schwierigen Charakteren und Künstler umgehen kann, hat er aber schon gezeigt. «Cereda und DiDomenico haben beide starke Persönlichkeiten, haben aber auch die Intelligenz, um miteinander reden und diskutieren zu können. Deswegen muss man sich keine Sorgen machen», sagt Duca. Für die Leventiner werden die kommenden Wochen aber auf jeden Fall zum Ritt auf der Rasierklinge.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |