Chaostage in Kloten – wann zieht Mitchell die Reissleine?
Ein paar Medienberichte, befeuert durch präzise Informationen eines Spielervermittlers, haben die Strippenzieher in Kloten dazu gebracht, den Verein in ein Chaos zu stürzen. Das präsentiert sich jetzt so: Die Mannschaft muss ab dieser Woche mit einem Trainer (Stephan Mair) auskommen, der einen Vorgänger ersetzt (Larry Mitchell), der zuletzt vier Siege produziert hat, darunter gleich zwei Derby-Erfolge. Mitchell kehrt auf seinen angestammten Posten als «General Manager» (Sportchef) zurück, allerdings in beschädigter Form: Von der Verpflichtung Mairs wusste er als Verantwortlicher für Transfers scheinbar nichts. Eine Demontage. Vielleicht sollte sich Mitchell überlegen, ob er sich aus Gründen des Selbstschutzes davonmacht? Im angelsächsischen Raum wird das wiederholt unüberlegte Handeln in Sportklubs trefflich als «Shit-Show» bezeichnet, eine Übersetzung ins Deutsche erübrigt sich.
National League
Der neue Trainer, Stephan Mair, hat übrigens auch schon das Eishockey-Schwellenland Italien trainiert, Schwenningen vom Unterhaus in die DEL geführt, den HC Thurgau während fünf Saisons betreut und war zuletzt für die U20-Junioren des HC Ambri verantwortlich. Seine Hauptaufgabe ist es jetzt, die Mannschaft nicht von der aktuellen Siegesserie abzubringen. Paradox. Im Normalfall verhält sich es sich bei Trainerwechseln exakt andersrum. Aber was ist in Kloten schon normal?
Was ein Tag ausmachen kann
Alle nach Bern, hiess es am letzten Freitag. Mit «alle» waren zumindest alle Blicke gemeint, der SCB nahm sich der Aufgabe an, seine Top-6-Position gegen den HC Davos zu verteidigen. Der Sieg an diesem Tag hat den SCB nicht bloss wieder flott gemacht, er hat die Bündner irgendwie auch aus der Spur geworfen. Was ein einziger Tag doch ausmachen kann! Weil gleichzeitig auch Meister Genf (aufgrund unterirdischer Torhüterleistungen) keinen Fuss vor den anderen brachte (Niederlagen in Langnau und dann auch noch gegen Zürich), hat sich Bern wieder ein schönes Polster verschaffen können.
Weglaufendes Kaninchen? Oder schlauer Fuchs?
Beim Tessiner Derby am Freitag hatte Ambri durchblicken lassen, dass man die Vertreter der gegnerischen Toplinie mit Thürkauf, Carr und Joly mit allen erlaubten und nötigenfalls auch unerlaubten Stilmitteln aus der Fassung bringen will. Captain Daniele Grassi verwickelte Michael Joly früh in eine Keilerei, die für beide in zwei Strafminuten resultierte. Grassi nimmt Joly mit in die Kühlbox – eine Bilanz, die nur für Ambri positiv ist.
Liga-Topskorer Calvin Thürkauf sieht sich im weiteren Verlauf den Versuchen von Ambris Tobias Fohrler ausgesetzt, etwas Rabbatz zu machen. Etwas klammern und zerren, ein paar Stösse, gewürzt wohl mit ein paar deftigen Worten – aber dann macht sich Thürkauf zur Ernüchterung des deutschen Verteidigers einfach aus dem Staub. Das bringt einen Spassvogel dazu, bei Instagram eine Story zu posten, die exakt diesen Vorgang aufs Korn nimmt. Die Worte dazu: «Scappa Coniglio», was auf Deutsch in etwa bedeutet: Kaninchen – oder in diesem Fall wohl trefflicher: Angsthase auf der Flucht. Vielleicht ist Thürkauf aber auch bloss ein schlauer Fuchs, weil er Fohrler nicht auf den Leim gekrochen ist. Aber hat Ambri das Spiel nicht gewonnen? Doch. Dennoch: Eine Keilerei kann ja nicht nur Strafminuten einbringen, sondern im schlimmsten Fall auch eine Verletzung.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |