Schiri-Wut, heiliger Zorn, letzte Chance für Fribourg
Der Drache spuckt Feuer

Nichts für schwache Nerven. In Fribourg wurde schon gefeiert – verfrüht. Nach dem dritten Overtime-Sieg des ZSC richtet sich der Ärger gegen die Schiedsrichter.
Publiziert: 14.04.2022 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2022 um 20:03 Uhr
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Der Gottèron-Drachen ist gereizt.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth und Grégory Beaud

Es ist eine Krimi-Serie. In Fribourg geht auch das dritte Halbfinal-Duell gegen den ZSC in die Verlängerung. Und diesmal liegen sich die Gottéron-Spieler in den Armen. Die Fans sind im Delirium. Endlich, der erste Sieg, nachdem Bykow im Gewühl die Übersicht behalten hat.

Der Fall scheint gelöst. Bereits wird die Werbe-Karawane aufs Eis gekarrt. Überstürzt. ZSC-Coach Grönborg nimmt seine Challenge. Und tatsächlich: Die Schiedsrichter Wiegand und Stolc entscheiden nach dem Videostudium, dass Brodin Goalie Waeber mit seinem Stockstoss gegen den Schoner behindert hat, und annullieren den Treffer. Für die Fans sind die Schuldigen schnell ausgemacht: die Schiris.

Und am Ende sind es auch diesmal die Zürcher, die jubeln. Malgin, der bereits Fribourgs spätes Führungstor mit dem 2:2 quittiert hat, trifft in der 79. Minute. Die Fans toben. Gegen wen richtet sich ihr Zorn? So, wie in einem Krimi meist der Gärtner der Mörder ist, ist der Schiedsrichter im Sport stets der Schuldige. Warum diesmal? Brodin sinkt nach einem Duell mit Quenneville aufs Eis. Er hält dabei allerdings den Stock des ZSC-Kanadiers, der in seinem Gesicht landet.

Viermal wurde ein 0:3 gedreht – stets im Viertelfinal
  • 2006: Lugano liegt gegen Rivale Ambri im Viertelfinal 0:3 zurück und hat nach dem zweiten Spiel bereits Trainer Larry Huras durch das Duo Harold Kreis/Ivano Zanatta ersetzt. Im Spiel 5 führt Ambri viermal, doch Lugano gewinnt und stürmt dann zum bisher letzten Titel.
  • 2007: Rapperswil-Jona führt gegen Zug im Viertelfinal bereits 3:0. Doch die vierte Partie entscheidet der EVZ im Penaltyschiessen für sich und wendet danach das Blatt. Entscheidend für die Wende ist wohl eher die Rückkehr von Paolo Duca nach 6 Spielsperren als die vier Holzscheite, die Präsident Roland Stärkle zum Team-Essen mitbringt und Coach Sean Simpson mit Nummern versehen unter die Bank legt.
  • 2008: Zug gewinnt im Viertelfinal gegen den Titelverteidiger HCD die ersten drei Spiele, dann aber kein weiteres mehr. Die Davoser sind schon in den ersten drei Spielen auf Augenhöhe. Trainer Arno Del Curto sagt: «Es könnte auch 3:0 für uns stehen.»
  • 2022: Davos liegt gegen die SCRJ Lakers 0:3 hinten. Trainer Christian Wohlwend bricht ein Tabu und kritisiert Goalie Sandro Aeschlimann für einen Gegentreffer im dritten Spiel. Danach leitet der Keeper mit einem Shutout die Wende ein und der HCD verliert kein Spiel mehr. Im fünften Spiel in Rapperswil (3:2 n.V.) scheint der Rekordmeister allerdings bereits geschlagen, liegt 0:2 hinten, ehe Matej Stransky und Andres Ambühl in den letzten zwei Minuten treffen.
Hokuspokus 2007: EVZ-Goalie Lars Weibel und Paolo Duca (rechts) zeigen die Holzscheite, die bei der Wende gegen Rappi unter der Bank lagen.
TOTO MARTI
  • 2006: Lugano liegt gegen Rivale Ambri im Viertelfinal 0:3 zurück und hat nach dem zweiten Spiel bereits Trainer Larry Huras durch das Duo Harold Kreis/Ivano Zanatta ersetzt. Im Spiel 5 führt Ambri viermal, doch Lugano gewinnt und stürmt dann zum bisher letzten Titel.
  • 2007: Rapperswil-Jona führt gegen Zug im Viertelfinal bereits 3:0. Doch die vierte Partie entscheidet der EVZ im Penaltyschiessen für sich und wendet danach das Blatt. Entscheidend für die Wende ist wohl eher die Rückkehr von Paolo Duca nach 6 Spielsperren als die vier Holzscheite, die Präsident Roland Stärkle zum Team-Essen mitbringt und Coach Sean Simpson mit Nummern versehen unter die Bank legt.
  • 2008: Zug gewinnt im Viertelfinal gegen den Titelverteidiger HCD die ersten drei Spiele, dann aber kein weiteres mehr. Die Davoser sind schon in den ersten drei Spielen auf Augenhöhe. Trainer Arno Del Curto sagt: «Es könnte auch 3:0 für uns stehen.»
  • 2022: Davos liegt gegen die SCRJ Lakers 0:3 hinten. Trainer Christian Wohlwend bricht ein Tabu und kritisiert Goalie Sandro Aeschlimann für einen Gegentreffer im dritten Spiel. Danach leitet der Keeper mit einem Shutout die Wende ein und der HCD verliert kein Spiel mehr. Im fünften Spiel in Rapperswil (3:2 n.V.) scheint der Rekordmeister allerdings bereits geschlagen, liegt 0:2 hinten, ehe Matej Stransky und Andres Ambühl in den letzten zwei Minuten treffen.

Subtiler als die wütenden Fans ist danach Gottéron-Trainer Christian Dubé, auch wenn er ebenfalls verärgert ist. Er ist bemüht, die Contenance zu wahren. «Ich werde keinen Kommentar abgeben, sonst bekomme ich eine Busse von 5000 Franken», sagt er zum aberkannten Bykow-Tor. «Es ist nicht diese Entscheidung, die mich stört, sondern die Gesamtleistung der Offiziellen.» Und die Szene beim Siegestor? Wieder will Dubé keine Geldstrafe riskieren, sagt dann aber doch: «Das ist einfach skandalös.»

Berra verliert gegen Waeber

Er werde jedoch nicht «die Loser-Ausrede benutzen» und den Schiedsrichtern die Schuld in die Schuhe schieben, sagt der 44-Jährige. «Wir hatten alles, um das Spiel zu beenden. Es ist unsere Schuld.» Dubé weiss, dass sein Team den geduldigen Zürchern das Toreschiessen zu leicht gemacht hat. Beim 0:1 reicht ein Ablenker von Krüger an der blauen Linie, um Azevedo zu lancieren. Beim 2:2 verliert Walser die Scheibe, und Malgin wird danach allein gelassen. Beim 2:3 kann Diaz den Puck nicht klären. Und Berra verliert das Duell gegen seinen ehemaligen Lehrling Waeber.

Doch die Fribourger wollen ihren Traum vom ersten Titel nicht so schnell begraben. Sie sinnen auf Rache. Es soll noch nicht das letzte Kapitel im Krimi gewesen sein. «In den Playoffs braucht man vier Siege», sagt Raphael Diaz, der einige Zähne verlor, trotzig. Eine weitere Niederlage käme dem Saisonende gleich. Vielleicht beschert ja der heilige Zorn Gottéron heute im Spiel der letzten Chance den ersten Sieg in der Serie.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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