In der Vergangenheit hatte die National League einen lockeren Umgang mit überbordenden Emotionen gehabt. Ganz bewusst. Schliesslich macht es die Liga interessant, wenn sich nicht alle wie Klosterschüler verhalten und Leben in der Bude ist. Es wurde erst durchgegriffen, wenn sich jemand zu diskriminierenden Aussagen hinreissen liess. So wie ZSC-Coach Marc Crawford im Februar, als er Schiedsrichter Kaukokari den schwulenfeindlichen Begriff «Cocksucker» (Sch***lutscher) um die Ohren haute.
Doch nun hat man sich vom Zeitgeist erfassen lassen und nimmt Kurs auf eine keimfreie Liga. Erst wurde Daniel Winnik (Servette) für seinen Widerstand gegen die Unparteiischen und das Schwenken eines weissen Tüchleins gesperrt. Und jetzt kassierte Ajoie-Trainer Christian Wohlwend eine Busse von 5300 Franken für seinen peinlichen, aber unter dem Strich harmlosen Ausbruch gegen Fribourg-Coach Christian Dubé.
Dabei war es Liga-CEO Denis Vaucher gewesen, der das Verfahren gegen Wohlwend beantragt und eine Sanktionierung verlangt hatte.
«Nicht bösartig, sondern unprofessionell»
In ihrer Stellungnahme hatten Ajoie und Wohlwend gemäss Urteil unterstrichen, dass auch Dubé gebrüllt habe und: «Auch wenn das Verhalten des Beschuldigten auf den ersten Blick kein gutes Bild abgebe, so enthalte dieses keine diskriminierenden, unethischen oder unsportlichen Äusserungen.»
Verknurrt wurde Wohlwend wegen Verletzung der Verhaltensgrundsätze, die von allen Beteiligten verlangen, dass sie «professionell, ehrlich, höflich, loyal, integer, fair und sportlich» verhalten. Der stellvertretende Einzelrichter Reto Annen hält in seinem Urteil fest: «Insbesondere als Trainer und Coach ist er zum einen eine Führungsperson gegenüber seinem Team. Zum anderen hat er auch eine Vorbildfunktion nach aussen, gegenüber den Fans, Medien und Sponsoren wahrzunehmen.»
Auf seine Pflichten sei Wohlwend bereits vor eineinhalb Jahren hingewiesen worden, als der damalige HCD-Coach für seinen dreifachen Flaschenwurf in Richtung Schiedsrichter mit 4400 Franken gebüsst worden war. «Von einem erfahrenen Trainer und Coach auf dieser Stufe kann erwartet werden, dass er ohne Weiteres seine Nerven im Griff hat.» Weiter heisst es in Annens Urteil: «Das Verhalten des Beschuldigten ist nicht als bösartig, sondern vielmehr als nicht vorbildhaft und unprofessionell zu werten.»
Früher liess man Emotionen noch zu
In der Vergangenheit hatte die Liga nicht eingegriffen, wenn sich die Gemüter überhitzten. So blieben beispielsweise die Attacke des damaligen SCB-Stürmers Chris DiDomenico vor der Kabine gegen Biels Yannick Rathgeb letzte Saison oder der Wutanfall des damaligen ZSC-Coachs Rikard Grönborg gegenüber John Fust (Lausanne) vor zwei Jahren unter dem Motto «Emotionen gehören» dazu ungeahndet.
Doch jetzt droht die Liga klinisch zu werden. Denn konsequenterweise wird man jetzt jeden zur Rechenschaft ziehen müssen, der seine Emotionen nicht im Griff hat oder provoziert. Jeden.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 30 | 28 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 29 | 7 | 53 | |
4 | EHC Kloten | 30 | -2 | 50 | |
5 | SC Bern | 29 | 16 | 49 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 28 | 4 | 41 | |
8 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 29 | -16 | 39 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 30 | -18 | 36 | |
13 | HC Lugano | 28 | -25 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |