Es sei befreiend, es endlich aussprechen zu können. «Ich höre auf.» Nach dieser Saison hängt Dominik Diem die Schlittschuhe an den Nagel. Mit 26 Jahren. Und trotz Vertragsoption in Kloten. «Es ist ein sehr persönliches Thema», sagt Diem, bevor er Einblick in seine Gedankenwelt gewährt. Offen, ehrlich – und vor allem beeindruckend selbstreflektiert.
Was ein Traumjob ist für viele (Hockey-)Teenager, gibt der Stürmer auf. «Profi zu werden, war auch für mich einst ein Traum, bis ich es geschafft hatte. Doch aus der Passion ist einfach nur ein Job geworden. Es geht ums Finanzielle, nicht mehr um den Spass.» Diem wählt die aufrichtigen Worte mit Bedacht. Denn es ist keine Kurzschlusshandlung.
Die Gedanken kreisen schon länger um das Thema. Fragen umtreiben ihn – und er beantwortet sie sich ehrlich. «Im Lauf der Jahre habe ich gemerkt, dass Hockey nicht mehr das Richtige ist für mich. Dass die Motivation nachlässt und die Freude fehlt. Es ist kein Dürfen mehr, sondern ein Müssen.»
Dabei fällt der Zürcher schon früh als Talent auf. Diem, der das Sportgymnasium Rämibühl in Zürich besucht hat, schafft es 2014 als ZSC-Youngster auf die Draft-Liste. Der damalige – und heutige – ZSC-Trainer Marc Crawford (62, Ka) schwärmt von seinem Stürmer und betont, dass er das Zeug für die NHL hat. Dass er ein Draft-Kandidat ist, feiert Diem damals natürlich. Aber als er nicht gezogen wird, «da war ich null enttäuscht. Nordamerika reizte mich nicht».
Nach drei Jahren mit NL-Einsätzen bei den Lions wechselt Diem 2017 zum EHC Biel, bevor er 2019 wieder zum ZSC zurückkehrt. In diesen Jahren erspielt er sich zwei Aufgebote fürs Prospect-Camp der Schweizer Nati. Seine Qualitäten sind unbestritten, aber es bleibt hin und wieder der Eindruck hängen, dass Diem noch mehr drauf hätte, als er zeigt. «Man muss hundertprozentig bei der Sache sein im Hockey, physisch und mental.» Er kann es nicht immer.
Eine Last ist von Diems Schultern
Schon früh weiht Diem seinen älteren Bruder Ramon (29), der nach vielversprechender Junioren- und SL-Zeit bei den GCK Lions den Amateurweg eingeschlagen hat, in seine Zweifel ein. «Ich sprach viel mit ihm und meiner Familie. Nicht übers Hockey an sich, sondern über meine Emotionen dazu. Er stärkte mich und sagte mir, dass ich den Moment erkennen werde, wenn ich das Hockey nicht mehr fühle.»
Der Moment ist gekommen. «Hockey erfüllt mich nicht mehr.» Seine Familie versteht ihn, «sie möchte, dass ich glücklich bin und etwas finde in meinem Leben, das mich erfüllt.» Dass es viele Leute geben wird, die seinen Entscheid nicht nachvollziehen können, beschäftigt Diem nicht, weil er dazu steht.
Das zeugt von Stärke. Denn einige Spieler würden in der selben Situation wohl einfach noch ein, zwei Jahre dranhängen und den sechsstelligen Jahreslohn kassieren. Nicht Diem. Er hat den Klub offen darüber informiert, dass er seine Karriere beenden wird, und es heute der Mannschaft gesagt. Eine Last ist von den Schultern – doch das bedeutet nicht, dass er den Rest dieser Saison auf die leichte Schulter nimmt. «Als Spieler bin ich professionell genug, dass ich die Saison durchziehe und mein Bestes gebe für diese Mannschaft. Das liegt mir am Herzen.»
Keine konkreten Pläne, aber viele Ideen
Deshalb betont Diem, dass sein Entscheid nichts mit dem EHC Kloten, zu dem er erst dieses Jahr vom Kantonsrivalen gewechselt ist, zu tun hat. «Ich hätte hier alles, was man sich als Hockeyspieler wünschen kann.» Mit seinen Teamkollegen möchte er die kommenden Monate noch geniessen, mit ihnen gewinnen und es nochmals auskosten. Das gelingt ihm nun vielleicht besser.
Und dann? Konkrete Pläne hat Diem für das Berufsleben nach der Profi-Karriere noch keine – dafür aber viele Ideen, was ihm Spass machen könnte. Nach diesem Gespräch spürt man: Der momentan noch 26-Jährige ist mit sich und seinem Beschluss im Reinen. Ihn bereuen werde er bestimmt nicht. «Natürlich wäre ein Meistertitel mega gewesen. Doch meine Rückschau auf meine Karriere wird das nicht trüben.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 30 | 28 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 29 | 7 | 53 | |
4 | EHC Kloten | 30 | -2 | 50 | |
5 | SC Bern | 29 | 16 | 49 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 28 | 4 | 41 | |
8 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 29 | -16 | 39 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 30 | -18 | 36 | |
13 | HC Lugano | 28 | -25 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |