Darum gehts
- Die ZSC Lions dominieren Davos im ersten Halbfinal-Akt fast nach Belieben
- Davos kämpft mit Verletzungen und hat Probleme, konkurrenzfähige Linien aufzustellen
- Die ZSC Lions haben in den Playoffs auch ihre Powerplay-Schwäche behoben
Wenn die ZSC Lions ins Rollen kommen, wird es für den Gegner brutal, er wirkt dann wie ein machtloser, überforderter Zuschauer. Der wenigstens keinen Eintritt bezahlen muss, immerhin. So erging es Kloten während den starken ZSC-Phasen in den Viertelfinals. Die gleiche Erfahrung musste auch Davos am Samstag bei der 1:6-Klatsche zum Halbfinal-Auftakt machen.
«Wir wollen ihr Spiel zerstören, sie frustrieren», sagte der verletzte Davos-Stürmer Yannick Frehner (27) unmittelbar vor dem Serien-Start im «HCD-Talk» des Regionalsenders TV Südostschweiz. Doch wie soll dies funktionieren, wenn man den Lions stets hinterherrennen muss, weil diese durch ihre Mobilität, Pucksicherheit, Kreativität und ihr Tempo stets ein, zwei Schritte schneller sind?
Strafen sind keine gute Idee
Und wenn «zerstören» wörtlich gemeint ist, dann ist das per se eine schlechte Idee, weil dies zwangsläufig zu Strafen führt. Das konnte man in der Quali durchaus versuchen, weil da das Powerplay der ZSC Lions miserabel war. Da waren sie mit einer Quote von 17,39 Prozent nur die Nummer 12 der Liga. Doch das hat sich in den Playoffs radikal geändert – mittlerweile beträgt der Prozentsatz 31,25, womit die Zürcher die Nummer 2 sind. Beim 6:1 gegen den HCD nutzten sie die ersten zwei Überzahl-Situationen für zwei Tore.
Die ZSC Lions können jetzt also auch noch Powerplay. Und da fragt man sich schon, wer diese Maschine stoppen soll, wenn diese den Motor anlässt und mit vier breit abgestützten Blöcken Fahrt aufnimmt. Gegen Davos steuerte auch die vierte ZSC-Linie, die Trainer Marco Bayer (52) als «Energielinie» bezeichnet, zwei Tore bei. «Wenn man in den Playoffs länger dabei sein will, braucht man eine solche Energielinie, die Räume öffnet und physisch spielt», sagt er.
In der Tiefe nicht konkurrenzfähig
Dagegen bringt Davos nach den verletzungsbedingten Ausfällen der Schweizer Stürmer Corvi, Frehner und Kessler kaum noch eine konkurrenzfähige vierte Linie aufs Eis. Gegen den ZSC schickt Trainer Josh Holden (47) vereinzelt den auf diesem Level noch unerfahrenen Beni Waidacher (18) ins Rennen, um überhaupt auf zwölf Stürmer zurückgreifen zu können.
Daher können sich die ZSC Lions eigentlich fast nur selber schlagen. Etwa, indem sie überheblich werden und dadurch die letzte Entschlossenheit und Konsequenz vermissen lassen. Solche Tendenzen waren in der zweiten Hälfte der Serie gegen Kloten zu sehen, was dann in Spiel 4 prompt zur bisher einzigen Playoff-Niederlage führte. Und wer weiss: Vielleicht birgt dieses 6:1 ja eine gewisse Larifari-Gefahr und der HCD bringt dadurch den Fuss in die Tür.
Das Augenmerk auf die Balance
Der Erfolgshunger der ZSC Lions scheint weiterhin gross. Trotz des Titelgewinns vor einem Jahr, trotz des Champions-League-Triumphs im Februar. Für ZSC-Verteidiger Christian Marti (32) sind diese Erfolge primär ein Vorteil: «Wir sind eine eingeschworene Truppe und haben viel Vertrauen ineinander. Einfach wird es dadurch nicht, aber es ist eine Hilfe.»
Für Bayer, der in seiner an Weihnachten angetretenen Aufgabe als ZSC-Trainer immer mehr aufblüht, ist es massgebend, dass sein Team die richtige Balance aufs Eis bringt: «Wann gehen wir offensiv? Wann gehen wir defensiv? Damit wir nicht den Fehler machen, nur offensiv zu gehen. Aber wenn wir den Schwung mitnehmen können, sind wir sehr gut unterwegs.»