Darum gehts
- Mit Christian Marti ist der ZSC stark, ohne ihn stockt das Spiel
- Der Verteidiger selbst sieht sich nicht als Unterschiedsmacher
- Seine Bescheidenheit in Ehren, aber sein Einfluss ist dennoch gewaltig
Es gibt in diesen Playoffs einen ZSC mit Christian Marti (32) und einen ohne ihn. Die Unterschiede sind frappant. Mit seinem Abwehrturm startete der ZSC furios in die Playoffs, kam in den ersten beiden Viertelfinal-Spielen gegen Kloten zu klaren Siegen (5:1, 5:0) und einem krassen ersten Drittel (16:1-Schüsse) in Spiel 3.
Nach Martis Abgang stockt der ZSC
Dann checkte Marti in besagtem Match in der 27. Minute Rafael Meier nieder, was für ihn einen Restausschluss sowie zwei Spielsperren zur Folge hatte und fortan stockte das Spiel des ZSC. Ohne Marti endete Spiel 3 mit einem 1:0-Zittersieg, in Spiel 4 gabs eine 1:2-Niederlage und in Spiel 5 drohte eine Heimpleite, ehe der ZSC am Schluss den 1:2-Rückstand noch korrigieren konnte und in die Halbfinals einzog.
Wieder mit Marti in der Aufstellung luden die Lions im ersten Halbfinal-Akt am Samstag zur Gala, fertigten den HCD gleich mit 6:1 ab. Auf seine Spektakel-Garantie angesprochen, spielt sie der Verteidiger herunter: «Ich glaube nicht, dass dies etwas mit mir zu tun hat. Kloten hatte damals das Messer am Hals, musste mehr riskieren. Es ist schön, wenn wir gewinnen, wenn ich dabei bin – dann macht es mehr Spass. Aber ich sehe mich nicht als den Unterschiedsmacher.»
Wie ein Türsteher vor dem In-Lokal
Martis Bescheidenheit in Ehren. Aber womöglich braucht der ZSC seinen imposanten Türsteher genauso wie ein In-Lokal in der Zürcher Ausgangsmeile, damit Ruhe und Ordnung herrscht. Und damit sich mit ihm als verlässliche Komponente vor dem eigenen Tor und seiner unaufgeregten Art auf und neben dem Eis alle wohler fühlen. Auch wenn das Spektakelmachen grundsätzlich nicht sein Genre ist, sondern jenes eines Denis Malgin, Sven Andrighetto oder von Verteidiger-Kollege Dean Kukan. Aber Turm Marti macht mit seinen Gardemassen von 191 cm bei 97 kg Wettkampfgewicht und seiner rustikalen Spielweise die Gegner klein.
Der gelernte Förster ist primär froh, dass er nach seiner Sperre wieder zurück im Team ist. «Es war mühsam, zuschauen zu müssen, und es ist nicht so, dass man eine Flasche Wein aufmacht, wenn man duschen gehen muss. Aber ich kann es nicht ändern und auch nicht schönreden», sagt der Nati-Verteidiger rückblickend.
Die Gegenwart ist aber der Halbfinal und das überzeugende erste Spiel gegen Davos. Es hinterlässt den Eindruck, dass der ZSC trotz des Meistertitels vor einem Jahr und dem Champions-League-Triumph im Februar weiterhin enorm hungrig ist. Dazu sagt Marti: «Wir sind eine eingeschworene Truppe und dadurch, dass wir noch fast das gleiche Team sind wie letztes Jahr, haben wir viel Vertrauen ineinander.»