HCD-Näkyvä liegt schon am Boden – Bozon schlägt zu
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Unfair-Aktion des Lausanners:HCD-Näkyvä liegt schon am Boden – Bozon schlägt zu

Härte in den Playoffs
Auf die Zähne beissen statt Fresse polieren

Härte war im Eishockey lange Zeit gleichbedeutend mit Zuschlagen. Heute sind Profis gefragt, die sich beherrschen können. Warum die Besten aktuell auch die Härtesten sind.
Publiziert: 11.03.2025 um 14:54 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2025 um 16:48 Uhr
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Austeilen und Einstecken: In den Playoffs ist die Impulskontrolle gefragt. Trotz Provokationen.
Foto: keystone-sda.ch
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

12. April 1991, St. Louis gegen Detroit, Playoffs in der NHL. Fünftes Spiel der Achtelfinals, St. Louis gewinnt mit 6:1. Die Partie geht in die Geschichte der NHL ein, es ist bis heute das Playoffspiel mit den meisten Strafminuten. Insgesamt werden 66 Strafen ausgesprochen, 16 davon wegen Faustkampfs. Das Verdikt nach 60 Minuten: 298 Strafminuten. In der besten Liga der Welt wurde damals auch in den Playoffs ohne Rücksicht auf Verluste geprügelt, wer für den Notfall neben spielerischer Qualität nicht auch über Spezialisten für Boxeinlagen verfügte, riskierte den sportlichen Erfolg. 

Härte wurde in Strafminuten gemessen

Strafminuten waren damals die Masseinheit der Härte, heute ist auch in der NHL das Gegenteil der Fall. Anekdotisch geprügelt wird auch in Europa, aber in der Regel beschränken sich diese Einlagen auf die Regular Season. Da fallen Strafen und Sperren noch nicht so ins Gewicht, dazu gesellen sich je nach Liga schmerzhafte Bussbescheide für die beim Publikum beliebten Boxeinlagen. Selbst die NHL hat die Strafen für Boxeinlagen verschärft, in der Schweizer National League wird man dafür sofort vom Eis gestellt. 

Trotzdem fliegen in der Hitze der Playoffs die Fetzen. Emotionen, zermalmende Checks, Raufereien und gelegentliche Kontrollverluste sind auch möglich, wenn die Fäuste nicht fliegen. Mit der Intensität steigt in den Playoffs auch die Explosionsgefahr, weil für jede bekannte kurze Lunte schnell ein ebenso bekannter Brandstifter zur Hand ist. Das Talent, die Härte in den Zweikämpfen bis an die Grenze zu treiben, aber nicht darüber hinaus, wird zur Kunstform. Harte Checks sind Wirkungstreffer, werden sie aber von Strafen begleitet, verlieren sie an Bedeutung. Die Besten werden attackiert, provoziert und herausgefordert, die Besten sind sie aber dann, wenn sie der Versuchung widerstehen können. Einstecken und Maul halten. 

Die besten Spieler sind heute oftmals auch die härtesten, weil Härte jetzt anders definiert wird als zu den wildesten Zeiten. Auf die Zähne beissen ist mehr wert als auf die Fresse hauen, gefragt sind Durchsetzungsvermögen und Widerstandskraft, Robustheit und Impulskontrolle. 

Sidney Crosby – der Härtegrad des Einsteckens

NHL-Superstar Sidney Crosby (37) setzt sich seit 20 Jahren gegen die Attacken der mobilsten und härtesten Gegenspieler durch, dabei wurde er zu Beginn seiner Karriere noch als Weichling verkannt, weil er sich den damals branchenüblichen Scharmützeln verweigerte. Nur in seiner Rookie-Saison (2005) liess er sich mehr Strafminuten (110) als Skorerpunkte (102) notieren – das erste und einzige Mal in seiner Karriere. Danach hat er Stanley-Cup-Ringe gesammelt (2009, 2016 und 2017), wurde 2016 und 2017 als wertvollster Spieler der Playoffs ausgezeichnet und ist aktuell die Nummer neun in der ewigen Skorerliste der NHL. 

Christian Marti (31), Verteidiger beim Meister ZSC Lions, wurde in einer Umfrage von Blick und der Spielvereinigung SIHPU zum härtesten Spieler der Liga gekürt. Der Zürcher betont die reinigende Wirkung der Boxeinlagen: «Wer schmutzig spielt, muss sich auf dem Eis den Konsequenzen stellen.» Aber wenn man dafür vom Eis fliege und 2000 Franken Busse bezahlen müsse, blieben die Fäuste eben stumm, sagt der Nati-Verteidiger. 

Früher hatte der Kalauer «Ich ging einen Boxkampf schauen, dabei ist ganz nebenbei ein Eishockeyspiel ausgebrochen» einen ernsthaften Hintergrund, heute ist das anders. Karacho, Intensität und mobile, technisch versierte Spieler dominieren den Sport. Aber darauf, dass einem zwischendurch mal die Faust ausrutscht, kann man sich auch in den Playoffs verlassen. Man muss aber darauf gefasst sein, dass vielleicht keiner zurückschlägt. 

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Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
52
25
97
2
ZSC Lions
ZSC Lions
52
35
93
3
SC Bern
SC Bern
52
26
91
4
EV Zug
EV Zug
52
37
88
5
HC Davos
HC Davos
52
18
86
6
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
52
4
83
7
EHC Kloten
EHC Kloten
52
-15
79
8
SCL Tigers
SCL Tigers
52
7
75
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
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52
-13
73
10
HC Ambri-Piotta
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52
-12
73
11
EHC Biel
EHC Biel
52
-3
71
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
52
-12
71
13
HC Lugano
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-23
66
14
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