Werden auf dem Sportplatz die Grenzen der Redefreiheit ausgelotet, herrscht Trashtalk. Das ist nichts weiter als ein Ersatz für eine physische Konfrontation oder die Fortsetzung derselben mit anderen Mitteln.
Möglich sind auch verschiedene Abfolgen. Manchmal bleibt es beim Wortgefecht (im Stil von kläffenden Tölen; laut, aber harmlos), manchmal führt ein Schimpfwort der Extraklasse direkt zu einer gebrochenen Nase, manchmal ist es genau umgekehrt.
Das letzte Wortgefecht (auf der Davoser Strafbank) ist eine Variante all dieser Möglichkeiten (mit Ausnahme der Extraklasse). Erst geraten Rödin (HCD) und Rüfenacht (Bern) aneinander, dann fliegen die Fäuste, und zuletzt tauscht man im verbalen Abtausch Vulgaritäten aus.
Keine Sorgen um die Kleinen
Die dabei getätigten Äusserungen «Fick dich, Mann. Ich schneide dich in Stücke» (Rödin) und «Du hast mir einen Crosscheck in den Rücken verpasst, du verdammte Pussy, und dann machst du eine verdammte Schwalbe» (Rüfenacht) entsprechen in etwa dem, was von aufgebrachten Sportfreunden erwartet werden darf.
Da sind jetzt natürlich einige schon wieder entsetzt: Oh Gott, was ist, wenn das die Kleinen mitbekommen? Um die braucht man sich keine Sorgen zu machen. Schon die Achtjährigen sind nach dem fünften Mal «Django Unchained» so abgehärtet, dass sie bei dem bisschen Fäkalsprache im sportlichen Bereich höchstens gelangweilt den Sender wechseln. Das Bedrohungspotenzial von «Fick dich, Mann» wird heute von jeder Pausenplatzdiskussion in den Schatten gestellt.
Denis Vaucher, der Direktor der Schweizer Profiligen, verzichtet in diesem Fall denn auch auf Sanktionen. Solange keine Diskriminierung vorliegt (Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Neigung), tut die Liga auch gut daran, nicht in dieses Wespennest zu stechen.
Kienzle wurde gebüsst
Als Lorenz Kienzle (damals in Diensten von Lugano) vor einigen Jahren den Kanadier Christopher DiDomenico beim Spengler Cup bedrohte («I kill you») und als «Ladyboy» verspottete, musste die Instanz allerdings zähneknirschend eingreifen: Die Schiedsrichter waren verkabelt. Und weil während des Spengler Cups nicht nur das Fachpublikum vor der Glotze sitzt, musste die aufkeimende Empörung glattgebügelt werden. Kienzle wurde eine Busse von 500 Franken aufgebrummt.
Im Tagesgeschäft gilt die Regel: Solange kein Mikrofon dabei ist, bleibt auf dem Eis, was auf dem Eis gesprochen wird. Solange sie nicht selbst betroffen sind, halten sich auch die Refs an das ungeschriebene Gesetz. Wer seinen Gegenspieler etwa als «Schwuchtel, «Stricher» oder auch «Pussy» bezeichnet, beweist damit nicht eben viel Fantasie, muss (in diesem speziellen Umfeld) aber auch nicht gleich in die homophobe Ecke geschoben werden.
«Dich hassen alle»
Die Erwartung an die rhetorischen Fähigkeiten der Profis sollte nicht überstrapaziert werden, das Wort «Hosenscheisser» als Ersatz für «Schwuchtel» ist nicht in jedem Wortschatz enthalten. Grundsätzlich geht es darum, dem Gegenüber die Härte und die Wettkampftauglichkeit abzusprechen, die tatsächliche sexuelle Orientierung ist den allermeisten dabei wohl total egal, wobei es auch im Mikrokosmos des Eishockeys Ewiggestrige gibt.
Da zeigte sich der ehemalige Davoser Rahimi schon fast von der raffinierten Seite, als er Luganos Zündwürfel Lapierre mit einer subtilen Abfälligkeit in die Pause schickte: «Dich hassen alle, sogar deine eigenen Teamkollegen.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 29 | 34 | 61 | |
2 | Lausanne HC | 32 | 13 | 61 | |
3 | SC Bern | 32 | 21 | 58 | |
4 | HC Davos | 33 | 24 | 58 | |
5 | EHC Kloten | 33 | 0 | 57 | |
6 | EV Zug | 31 | 19 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 31 | 3 | 45 | |
8 | EHC Biel | 31 | -1 | 42 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 32 | -11 | 42 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 33 | -14 | 42 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 32 | -21 | 41 | |
12 | Genève-Servette HC | 29 | -1 | 39 | |
13 | HC Lugano | 31 | -20 | 39 | |
14 | HC Ajoie | 31 | -46 | 26 |