«Typen wie Crawford haben ausgedient»
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Nach homophober Beschimpfung:«Typen wie Crawford haben ausgedient»

Experten sind sich uneinig
Ist die Strafe für ZSC-Trainer Crawford hart genug?

Es bleibt bei einer Busse und einer Spielsperre – hat die Liga im Fall Crawford richtig gehandelt? Blick fragte bei Experten nach.
Publiziert: 21.02.2023 um 18:55 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2023 um 19:14 Uhr
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ZSC-Coach Mark Crawford wurde für seine verbale Entgleisung für ein Spiel gesperrt.
Foto: keystone-sda.ch

Marc Crawford bleiben weitere Sanktionen erspart. Der 62-jährige Kanadier kommt für seine Entgleisung gegenüber Headschiedsrichter KaukokariCocksucker») mit einer Spielsperre und einer Busse von 3260 Franken davon.

Ist das Urteil hart genug? Blick hat bei Fachleuten aus der Eishockey-Szene nachgefragt:

«Das Urteil ist für mich eher soft. Die verbale Attacke gegen den Ref ist im Verhältnis zu relativ zufälligen und unglücklichen physischen Kontakten damit soft sanktioniert, zumal seine Wortwahl für mich ein Relikt aus antiken Zeiten ist», sagt Ueli Schwarz, VR-Mitglied beim EHC Biel und MySports-Experte. «Es gibt aber in diesem Fall eine zweite Ebene: Von einem Trainer wird heute erwartet, dass er sich seiner Vorbildfunktion bewusst ist und diese auch vorlebt. Das bleibt im Urteil unerwähnt und unsanktioniert. Crawford kommt auch da milde davon. Mit diesem Fall muss der Drohfinger der Wiederholungstat nun aber deutlich erhoben sein und es darf keine weiteren Entgleisungen mehr geben.»

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«Es ist nach einem allgemeinen juristischen Grundsatz nicht möglich, das gleiche Vergehen nach verschiedenen Reglementen mehrfach zu bestrafen.»
Auszug aus dem Urteil von Einzelrichter Reto Annen
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Bezüglich der im Urteil nicht erwähnten Ebene der Vorbildfunktion liefert Einzelrichter Reto Annen im Urteil eine Erklärung: Es wurden zwei Anträge eingereicht. Einer von Schiedsrichter-Chef Andreas Fischer wegen Beschimpfung von Offiziellen, der andere von Liga-CEO Denis Vaucher wegen Verstoss gegen die Verhaltensgrundsätze. Warum wurden nicht beide Anträge verfolgt? Weil «es nach einem allgemeinen juristischen Grundsatz nicht möglich ist, das gleiche Vergehen nach verschiedenen Reglementen mehrfach zu bestrafen. Somit kommt vorliegend ausschliesslich die SIHF-Regel Beschimpfung von Offiziellen zur Anwendung».

«Mit der Spielsperre hat man ein Zeichen gesetzt»

«Dieser Fall war Neuland. Etwas Vergleichbares gab es bisher noch nicht. Ich kann das Urteil aufgrund der bestehenden Reglemente verstehen. Im Sommer sollte man aber anschauen, ob man das Reglement verschärfen will», findet Berns CEO Raeto Raffainer. Marco Werder, sein Amtskollege bei Lugano, sagt: «Grundsätzlich Emotionen? Ja. Diese Wortwahl? Ein absolutes No-Go. Mit der Spielsperre hat man ein Zeichen gesetzt.» Ob das Strafmass ausreiche, sei schwierig zu sagen. Darüber könne man diskutieren.

«Es wurde bereits genug gesagt, was Crawford getan hat, geht in der heutigen Zeit einfach nicht mehr. Ob die eine Sperre und saftige Busse nun zu viel oder zu wenig ist, ich weiss es nicht wirklich», sagt Ex-Verteidiger-Raubein und MySports-Experte Timo Helbling. «Aber eigentlich finde ich es okay, schliesslich haben sich Crawford und der ZSC entschuldigt. Ich finde es auch absolut richtig, dass die Medien den Fall intensiv behandelt und durchleuchtet haben. Aber nun sollte man es auch mal gut sein lassen

Kein Rekurs gegen das Urteil zu erwarten

Crawford selbst gab sich in seiner Stellungsnahme gegenüber den Betroffenen reumütig. «Ich habe einen fürchterlichen Fehler gemacht und einen inakzeptablen Begriff verwendet, als ich mit dem Schiedsrichter kommunizierte. Kaum waren diese Worte aus meinem Mund, habe ich es bereut», schrieb Crawford. Er entschuldige sich bei Schiedsrichter Kaukokari, NL-Präsident Berner, Liga-CEO Vaucher und Schiedsrichter-Chef Fischer.

Er habe sich «sehr unangebracht» verhalten und «unprofessionell» gehandelt, so der Kanadier weiter. «Ich weiss, dass ich die Liga beschämt habe und das tut mir extrem leid. Ich möchte mich bei jedem entschuldigen, den ich mit meinem Handeln verletzt habe.» Er sei bemüht, eine «bessere Person» zu werden.

Bei der Liga und der Schiedsrichter-Abteilung will man sich zum Urteil nicht äussern, weil es noch nicht rechtskräftig sei. Die Rekursfrist beträgt fünf Tage. Mit einer Einsprache ist aber nicht zu rechnen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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