Die Liga greift durch: Trainer Marc Crawford (62) wird nach der schwulenfeindlichen Beschimpfung des finnischen Headschiedsrichters Miko Kaukokari («Cocksucker», zu Deutsch: Schw***lutscher) vorsorglich für ein Spiel gesperrt. Gleichzeitig eröffnet die Liga ein Verfahren gegen den Kanadier. Blick fragt bei den ZSC Lions nach, wie die Vorzeige-Organisation das Verhalten des Trainers mit der kurzen Lunte einstuft.
«Da gibt es nichts zu beschönigen», sagt CEO und Verwaltungsrats-Mitglied Peter Zahner. «Die Faktenlage ist klar. Crawford ist einsichtig und hat sich bei den nötigen Stellen entschuldigt, intern und extern.» Die weiteren Schritte: Die Zürcher müssen eine Stellungnahme formulieren und diese im Verlauf des Samstags einreichen.
Wird Crawford von den ZSC Lions nun intern abgestraft? Zur Kasse gebeten, oder zu einer Weiterbildung bezüglich Vielfalt und Integration verdonnert? Der ehemalige Stanley-Cup-Sieger (Colorado) mit reichhaltiger NHL-Erfahrung wird nicht zum ersten Mal wegen rustikalen Umgangsformen auffällig. «Was wir intern beschliessen, bleibt auch intern», sagt Zahner. Fürs Erste. Sollte Crawford für mehr als eine Partie gesperrt werden, bekommt die Angelegenheit nochmals einen anderen Anstrich.
Crawford war am letzten Mittwoch in der Schlussphase der Partie gegen den EHC Biel (2:3, auf der Uhr standen noch 6,8 Sekunden) der Kragen geplatzt, nachdem die Schiedsrichter seiner Meinung nach beim Zeitmanagement versagt hatten. Crawford hatte Kaukokari dazu aufgefordert, die Uhr zu überprüfen («Check the clock, check the clock») bevor er die Grenzen des Erträglichen überschritt. «Verdammt, du hast alles für die getan, du Schw***lutscher, komm schon!»
Die National League ermittelt jetzt wegen Beschimpfung der Schiedsrichter gegen Crawford. Das ist der grundsätzliche Tatbestand. Die Wortwahl des Kanadiers ist nochmal eine andere Kragenweite. Nimmt sich die Liga selbst beim Wort, will sie tatsächlich für Vielfalt und Integration stehen, kann sie schwulenfeindliche Äusserungen nicht als branchenübliches Kavaliersdelikt abtun.
FCL-Goalie Müller kam mit einem Verweis davon
Die Philosophie von Vielfalt und Integration heften sich in der Theorie zwar inzwischen fast alle Profi-Ligen ans Revers, wie das Beispiel der Fussball-Super-League im Fall des FC-Luzern-Goalies Marius Müller zeigte (er hatte seine Vorderleute im letzten Herbst für mangelhaftes Abwehrverhalten mit den Worten «Das schwule Weggedrehe geht mir tierisch auf den Sack!» angepfiffen), wird diese Philosophie in der Praxis aber kaum umgesetzt: Müller kam damals mit einem Verweis und 2000 Franken Busse davon.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |