Das Pro von Stephan Roth
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Im Viertelfinal gegen Bern nutzte Biel die Geburt des kleinen Hugo und die Absenz von Papa Harri Säteri, um Ersatzgoalie Joren van Pottelberghe (25) ein erstes Mal in den Playoffs ins Team einzubinden. Die Seeländer verloren Spiel 3 mit 3:5.
Viel mehr Wirkung hatte im Halbfinal sein zweiter Einsatz. Er entsprang nicht einer Notlage. Man liess Säteri freiwillig – zumindest ist nichts anderes bekannt – zu Hause und die Nummer 2 spielen. Mit Van Pottelberghe im Tor erhöhte man den Druck auf die ZSC Lions. Ein mutiger Zug von Antti Törmänen und seiner Crew.
Wie oft wurde der Mut belohnt. «JVP» holte sich mit einer starken Leistung als erster Gäste-Goalie einen Shutout in der Swiss Life Arena.
Seit seinem Shutout hat Van Pottelberghe nicht mehr gespielt. Doch heute Abend wäre der perfekte Moment, um ihn ein drittes Mal einzusetzen und Säteri eine Pause zu gönnen.
Die Bieler wissen zwar, dass sie irgendwann in Genf gewinnen müssen, wenn sie Meister werden wollen. Doch der grössere Druck lastet heute auf den Genfern, die es sich nicht leisten können, den Heimvorteil in der Finalserie preiszugeben. Erst recht nicht, wenn Biel mit dem Ersatzgoalie antritt.
Wenn Biel Van Pottelberghe noch einmal einsetzen will, dann ist heute der Moment. Sollte es mit dem Schweiz-Belgier schiefgehen, läuft das unter Courant normal: Genf hat lediglich ein weiteres Heimspiel gewonnen, Biel aber noch nichts verloren. Holt man mit «JVP» im Tor hingegen das Break, ist das der Durchbruch und der erste Titel seit 40 Jahren zum Greifen nah.
PS. Säteris Abwehrquote diese Saison in drei Einsätzen in Genf? Nur 88,3 Prozent.
Das Kontra von Marcel Allemann
Es geht um den Titel – nicht um Sozialromantik
Ich schätze Stephan Roth wirklich ungemein. Als Kollegen und wegen seines enormen Fachwissens. Doch offenbar gehen am Ende einer langen Saison allmählich die Pferde mit ihm durch. Harri Säteri durch Joren van Pottelberghe ersetzen? Was für eine Schnapsidee!
Es war smart und richtig, dass Van Pottelberghe im Viertelfinal und Halbfinal zu je einem Einsatz kam. Denn ein Playoff ist lang und auch Säteri ist kein Übermensch, kann mal krank sein oder sich verletzten. Und dann ist es perfekt, wenn man einen Van Pottelberghe in der Hinterhand hat, der zeitnah zu Spielpraxis gekommen ist. Aber nun ist Final, nun geht es ans Eingemachte, nun ist die Zeit der Experimente, Sozialromantik und Rhythmus-Integration definitiv vorbei.
Um Meister zu werden, muss Biel zumindest einmal in Genf gewinnen. Und ohne Van Pottelberghe zu nahe treten zu wollen (er ist für mich ein sehr guter Goalie) – die Wahrscheinlichkeit, dass dies mit Säteri (er ist für mich ein überragender Goalie) klappt, er als Olympiasieger und Weltmeister derjenige sein wird, der ein solches Spiel mit einer Weltklasse-Leistung stiehlt, ist doch um einiges grösser.
Hoch dekorierte Goalies zeichnen sich dadurch aus, dass sie in den wichtigsten Momenten die besten Leistungen abrufen. Das war so bei Ari Sulander, Reto Pavoni und Renato Tosio. Und das ist so bei Leonardo Genoni und Harri Säteri. Daher haben Schnapsideen auch nichts in einem Playoff-Final verloren.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |