Er läuft enorm viel, nimmt immer wieder Fahrt auf. Sucht, findet und kreiert freie Räume. Stellt die Servette-Abwehr mit seinem Tempo vor Probleme. Und bei seinen Toren zum 2:0 und dem spektakulären 3:2-Siegtreffer 7,4 Sekunden vor Schluss ist er für die Abwehr nicht zu verteidigen. Gemeinsam mit seinem kongenialen Linienpartner Luca Cunti war Damien Brunner der beste Mann auf dem Eis. In den ersten zwei Finalspielen hat der 37-Jährige bereits drei Tore erzielt.
Dabei wäre Brunners Platz unter normalen Umständen eigentlich auf der Medientribüne. Dort, wo sich jeweils die verletzten und überzähligen Spieler die Matches anschauen. Am 21. März zog er sich im Viertelfinal-Spiel 4 gegen Bern eine Muskelverletzung am Bein zu. Eine Pause von vier Wochen wurde dem Routinier prognostiziert. Diese sind noch nicht um. Doch sein Ambri-Kumpel und langjähriger Lugano- und Nati-Teamgefährte Dario Bürgler lotste Brunner ins Tessin. Weil er glaubte, dass der Ambri-Staff das schneller hinbekommen könnte.
Die lange Reise bis zum zweiten Frühling
Zehn Tage war Brunner im Tessin. Schuftete täglich mit Physiotherapeut Emanuele Sarcinella und Konditrainer Lukas Oehen und gab schliesslich am 5. April, im vierten Halbfinalspiel gegen die ZSC Lions, nur 15 Tage nach der erlittenen Verletzung sein Comeback. Mit der Hilfe des HC Ambri-Piotta. In diesem Spiel hatte er noch etwas Rost unter den Kufen, aber er hatte es dennoch gebraucht. Um für den Final vollumfänglich bereit zu sein. Um derart Fahrt aufnehmen zu können. Um Servette mit seinen Toren in die Schranken zu weisen.
Phänomen Damien Brunner. Wie oft hat er uns während seiner Karriere schon entzückt. Etwa als er 2006/07 als 20-Jähriger in seiner ersten NLA-Saison bei Kloten mit 18 Skorerpunkten (9 Tore, 9 Assists) begeisterte. Als er nach seinem Transfer zu Zug 2011/12 mit 24 Toren und 36 Assists zum ersten Schweizer Ligatopskorer seit Guido Lindemann 1982 wurde. Als er anschliessend bei den Detroit Red Wings auf Anhieb in der NHL durchstartete. Und als er nach seiner Rückkehr und einer nicht immer einfachen Zeit in Lugano in Biel einen zweiten Frühling erlebte. Ein zweiter Frühling, der nicht mehr enden will.
Immer wieder Spektakel vor der Kamera
Phänomen Damien Brunner. Der auch immer wieder abseits der Eisfläche für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Durch Interviews, wie sie eben nur er geben kann und die dann legendär werden. Etwa als er während dem Playoff-Final 2016 mit Lugano im Pausen-Interview zum verdutzten SRF-Reporter Johannes Keller sagte: «Wotsch mi Verarsche». Oder als er anfangs Januar dieses Jahres zum Thema unerkennbare Offsides auf MySports so richtig Dampf abliess: «Kein einziges Stadion bringt es fertig, dass es eine Sch****-Kamera auf der blauen Linie hat.» Und bevor er am Sonntag im Schlussdrittel gegen Servette zur Tat schritt, war er in der Pause auf MySports nur in Unterhosen, Socken und T-Shirt bekleidet zu sehen, grinste und winkte dazu frech in die Kamera (Video oben).
Aber Damien Brunner ist eben auch ein Phänomen, weil er bis zum heutigen Tag der Unvollendete ist. Ein so guter und so spektakulärer Spieler, der noch nie Meister geworden ist. «Das wurmt mich und wird mir auch immer vorgeworfen», sagte er zu Blick vor dieser Final-Serie. Aber er gehe dieses Unterfangen nicht mehr so verkrampft wie früher an: «Es ist einfach wunderschön, dass ich mit 37 nochmals diese Chance erhalte.»
Der Zürcher hat das Heft mit seinen Toren selbst in die Hand genommen, spielt dabei bemerkenswert befreit auf. Mit dabei ist bei ihm auch immer viel «Art on Ice», mit spektakulären Spielzügen und Tricks. Obwohl man eigentlich sagt, dass man in einem Playoff-Final möglichst einfach spielen sollte. Doch Brunner findet: «Weshalb sollten wir das tun? Wir haben viele Spieler, die mit dem Puck etwas anfangen können. Das müssen wir ausnützen.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |