Wer vom HC Genf-Servette rustikales Playoff-Eishockey erwartet, wird einigermassen enttäuscht. Unter dem ausgeglichenen Québecois Patrick Emond zeigt sich die Mannschaft taktisch reif und variantenreich, in ein Schema lässt sich die Spielweise nicht pressen.
Gegen Fribourg und die ZSC Lions demonstrierte Servette allerdings, was «robust» im modernen Eishockey bedeutet: intensive Zweikampfführung unter kontrollierten Emotionen. Dominanz vor den Toren? Klar. Aber in der Regel ohne die sinnlosen Schubsereien und Scharmützel während Unterbrechungen. Die Energie fliesst, wenn das Spiel läuft. Die Spezialsituationen wurden quasi monopolisiert: Kaum Gegentore in Unterzahl, Bestnoten für das Powerplay.
Baumeister McSorley
Die Mannschaft trägt die Handschrift von Chris McSorley. Der Kanadier, der im letzten Sommer von Ex-Präsident Laurent Strawson als Sportchef entmachtet und öffentlich durch den Kakao gezogen wurde, ist der Baumeister dieses Teams. Er hat die Ausländer verpflichtet, er hat Jungstars wie Karrer, Le Coultre oder Miranda gebunden.
Die Tauschgeschäfte mit Lausanne (Vermin und Moy kamen für Bozon, Cajka, Douay und Maillard) tragen wohl seine Handschrift, wurden aber noch vom damaligen Präsidenten Strawson initiiert. Strawson musste im letzten Februar von den Besitzern (die Fondation 1890) zum Rücktritt überredet werden, nachdem sich der Anwalt auf eine Privatfehde mit McSorley eingelassen hatte. Der Versuch, den dekorierten Kanadier öffentlich zu diskreditieren, entwickelte sich für Strawson zum Rohrkrepierer.
Didier Fischer, der Vorsitzende der Stiftung 1890, hält die Zügel nun fest in der Hand. Sportlich profitiert der Klub noch von McSorleys Visionen, daneben tobt ein Rechtsstreit über die Höhe der Abfindung für den Kanadier. McSorleys «Rentenvertrag» ist je nach Definition bis 2024 oder bis 2028 gültig, die Wahrheitsfindung ist Sache der Juristen.
Glänzendes Abschlusszeugnis
Wie die Schweizer Justiz bei der Auflösung von befristeten Arbeitsverträgen verfährt, hat der Klub schon am eigenen Leib erfahren müssen: 2003 klagte der nicht mehr erwünschte Spieler Gian-Marco Crameri auf ungerechtfertigte Kündigung, fünf Jahre später wurde ihm vom Bundesgericht mehr als eine halbe Million Franken zugesprochen. Der Rechtsanwalt, der Servette damals vertrat? Ex-Präsident Laurent Strawson. Diese Argumente sprechen zumindest nicht gegen McSorley, der demnächst in Lugano offiziell als Trainer präsentiert wird.
Für ihn schliesst sich sowieso ein Kreis. Er hatte vor 20 Jahren das Fundament für den Aufstieg gelegt und den Klub mit langen Schritten salonfähig gemacht. «Ich würde mich freuen, wenn Genf es schafft», sagt McSorley. Nicht nur die Mannschaft ist ein Produkt seiner Strategie. Auch Trainer Emond ist seit 2010 im Genfer Nachwuchs unter seiner Fuchtel zum Profitrainer gereift. Wenn Präsident Fischer nun also das aktuelle Coaching lobt, stellt er damit indirekt auch McSorley ein exzellentes Abschlusszeugnis aus.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 26 | 30 | 53 | |
2 | ZSC Lions | 24 | 31 | 52 | |
3 | SC Bern | 27 | 19 | 48 | |
4 | Lausanne HC | 26 | 2 | 46 | |
5 | EV Zug | 26 | 16 | 41 | |
6 | EHC Kloten | 26 | -2 | 41 | |
7 | EHC Biel | 26 | 0 | 37 | |
8 | HC Fribourg-Gottéron | 26 | -9 | 34 | |
9 | Genève-Servette HC | 23 | 2 | 33 | |
10 | SCL Tigers | 24 | -3 | 32 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 25 | -14 | 32 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 26 | -14 | 32 | |
13 | HC Lugano | 24 | -20 | 29 | |
14 | HC Ajoie | 25 | -38 | 21 |