Der HC Genf-Servette erreicht bei der Desavouierung und Demontage von Chris McSorley die nächste Stufe. Der Kanadier wird als Sportdirektor abgesetzt und durch Marc Gautschi ersetzt. Präsident Laurent Strawson sagte der Tageszeitung «Le Matin», dass eine weitere Seite im Kapitel des Vereins umgeblättert wird, gleichzeitig würdigt der Präsident die Leistungen McSorleys für den Klub im derzeit angesagten Stil: Mit keimfreien Worten ohne tieferen Sinn im Stil einer Corporate-Identity-Pressemitteilung aus dem Stehsatz.
Das Ziel der Klubleitung und des selbstgefälligen Präsidenten Strawson ist es, McSorley die Lust auf einen Verbleib in Genf zu vergällen – offensichtlich will man aber den Preis für eine vorzeitige Auflösung des Vertrags nicht bezahlen. Im Kontrakt, der bis 2023 Gültigkeit hat, soll eine Option bestehen, die McSorley ziehen kann. Ist diese Option rechtskräftig, verlängert sich die Laufzeit bis 2028.
Dem ehemaligen Mitbesitzer, Trainer und Manager des Klubs wurde vor Jahresfrist die Verantwortung als Trainer entzogen. Obwohl die nach Sparübungen dezimierte Mannschaft den späteren Meister Bern im Playoff-Viertelfinal alles abverlangte. Nun auf dem Posten des Sportdirektors setzte McSorley die verlangte Nachwuchsstrategie der Klubleitung durch – erneut mit grossem Erfolg. Zwischendurch (McSorley weilte zu diesem Zeitpunkt in den Ferien) verfügte die Klubleitung die Namensänderung des einträglichen Gastronomiebetriebs «McSorley’s Pub & Steakhouse» an der rechten Flanke des Vernets-Sportkomplexes. Ein Entscheid, der den Willen der Klubführung unterstreicht, dem Personenkult um McSorley ein Ende zu setzen.
«Diese Situation macht mich traurig»
Bis auf weiteres bleibt Chris McSorley dem Klub in einer noch zu definierenden Funktion erhalten. McSorley sagt zu BLICK: «Diese Situation macht mich traurig. Ich habe während 20 Jahren alles für diesen Klub gegeben, gleichzeitig bin ich auch sehr stolz darauf, was ich mit dieser Organisation erreicht habe.»
Der Plan der Führung, den engagierten Fachmann mithilfe eigentümlicher Volten zu vertreiben, dürfte scheitern. Es wird Servette mehr Geld und Umtriebe kosten, McSorley für die gesamte Laufzeit des Vertrags zu bezahlen, als ihn mittels einer einmaligen Abfindung zu entfernen.
Ein Imageschaden wird Servette dadurch in jedem Fall anhaften – was auch die Besitzerin «Fondation 1890» in ein etwas schiefes Licht rückt. McSorleys Verdienste für den Verein sind unbestritten, er hat den Taktstock im Frühling 2001 in der NLB (damals noch unter der Ägide der US-Amerikanischen Anschutz-Gruppe) übernommen und den Klub dann im Eiltempo in der National League etabliert und salonfähig gemacht.
Für eine Trennung mit Stil ist es eigentlich nie zu spät. Der Personenkult um McSorley wird sowieso weiter bestehen, unter den aktuellen Umständen vielleicht noch intensiver als nach einer raschen Trennung.
Wüsste man es nicht besser, müsste man glauben, McSorley habe sich in Genf etwas zu Schulden kommen lassen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |