«Extrem speziell, dort zu sein, wo Federer spielte»
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Janis Moser im Interview:«Extrem speziell, dort zu sein, wo Federer spielte»

Zwei Testspiele in Australien
Was macht die NHL am anderen Ende der Welt?

Die NHL wagt sich erstmals in die südliche Hemisphäre vor. In Melbourne spielen die Los Angeles Kings von Kevin Fiala und die Arizona Coyotes von J. J. Moser zwei Testspiele.
Publiziert: 23.09.2023 um 18:38 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2023 um 18:42 Uhr
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NHL in Australien: Kings-Stürmer Kevin Fiala taucht vor dem Tor von Coyotes-Goalie Connor Ingram auf.
Foto: AFP
Zdenek Matejovsky aus Melbourne und Stephan Roth

Bei Australien denkt man an Koalas oder Kängurus. An Eishockey? Weniger. Dennoch oder vielmehr genau deshalb bestreiten die NHL-Teams Los Angeles Kings und Arizona Coyotes derzeit zwei Vorbereitungsspiele in Melbourne. Knapp 13’000 Kilometer und 15 Flugstunden von der US-Westküste entfernt.

Mit dabei sind auch zwei Schweizer Nati-Spieler: Kings-Stürmerstar Kevin Fiala (27) und Coyotes-Verteidiger Janis Jérôme Moser (23). Das erste Spiel ging am Samstag mit 5:3 an die Coyotes. Die Teams boten dabei ein Spektakel, inklusive Faustkampf. Beide Schweizer buchten einen Assist.

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«Es ist extrem cool, dort zu spielen, wo Roger Federer spielte», sagt Moser. «Die Fans sind super. Sie sind wirklich sportbegeistert in dieser Stadt.»

Was verspricht sich die NHL von diesem Gastspiel am anderen Ende der Welt? «Wir denken, Australien ist eine Sport-Nation mit einem grossen Interesse für Sport auf höchstem Level – und hoffentlich auch für Eishockey», erklärte NHL-Vizepräsident Billy Daly in der «Hockey Show» von «The Athletic». «Wir glauben, dass wir die Fanbase ausbauen können, und sehen auch Business-Möglichkeiten in Australien.» Dass es sich um einen neuen Markt, der 26 Millionen Menschen umfasst, handelt, sei «auch ein wichtiger Faktor».

Schweizer Klubs empfinden die NHL als Konkurrenz

Während die NHL bei den Schweizer Klubs als Konkurrenz wahrgenommen wird und man sich bisher nur für Show-Spiele eigener Teams gegen NHL-Klubs – letztes Jahr waren die Nashville Predators mit Captain Roman Josi in Bern – erwärmen konnte, wird die beste Liga der Welt von der kleinen Hockey-Szene in Down Under mit offenen Armen empfangen.

Schliesslich kann man jede Hilfe gebrauchen, um den Sport in der südlichen Hemisphäre anzukurbeln. Eishockey ist in Australien ein Nischenprodukt. Es gibt nur 6150 lizenzierte Spieler und Spielerinnen (in der Schweiz 29'360), lediglich 20 Eisfelder (208 bei uns) und das Nationalteam, in dem mit Ex-NL-Stürmer Andreas Camenzind (41) auch ein gebürtiger Schweizer spielt, belegt Rang 35 der Weltrangliste. Gerade noch vor Bulgarien und Mexiko. 

Der einzige NHL-Spieler Australiens, Nathan Walker (29) von den St. Louis Blues, ist in seiner Heimat wenig bekannt. Wäre er nicht im Alter von 13 Jahren nach Tschechien zu Vitkovice gewechselt, hätte der Stürmer 2018 kaum den Stanley Cup mit Washington gewonnen.

Hockey unter ferner liefen

Die NHL lässt ihre PR-Maschinerie in Down Under auf vollen Touren laufen. Das erste Spiel in der umgerüsteten Rod-Laver-Arena, in der Roger Federer sechsmal die Australian Open gewann, war am Samstag mit 13’097 Zuschauern ausverkauft. Dennoch hat die NHL im Kampf um Aufmerksamkeit einen schweren Stand. Die sportverrückten Australier beschäftigen sich lieber mit der Australian Rules Football League, welche sich in der entscheidenden Phase der Saison befindet, Rugby, Cricket oder Fussball, wie wir ihn in Europa kennen.

Die 12 Schweizer mit NHL-Verträgen
  • Kevin Fiala (27), Los Angeles Kings
  • Janis Jérôme Moser (23), Arizona Coyotes
  • Timo Meier (26), New Jersey Devils
  • Nico Hischier (24), New Jersey Devils
  • Jonas Siegenthaler (26), New Jersey Devils
  • Akira Schmid (23), New Jersey Devils
  • Roman Josi (33), Nashville Predators
  • Nino Niederreiter (31), Winnipeg Jets
  • Philipp Kurashev (23), Chicago Blackhawks
  • Pius Suter (27), Vancouver Canucks
  • André Heim (25), St. Louis Blues
  • Ludovic Waeber (27), Florida Panthers
  • Kevin Fiala (27), Los Angeles Kings
  • Janis Jérôme Moser (23), Arizona Coyotes
  • Timo Meier (26), New Jersey Devils
  • Nico Hischier (24), New Jersey Devils
  • Jonas Siegenthaler (26), New Jersey Devils
  • Akira Schmid (23), New Jersey Devils
  • Roman Josi (33), Nashville Predators
  • Nino Niederreiter (31), Winnipeg Jets
  • Philipp Kurashev (23), Chicago Blackhawks
  • Pius Suter (27), Vancouver Canucks
  • André Heim (25), St. Louis Blues
  • Ludovic Waeber (27), Florida Panthers

Die Popularität von «Aussie Rules» versucht sich auch die NHL zunutze zu machen. So tauschte Fiala sein Trikot mit jenem von Trent Cotchin, der jüngst zurückgetretenen Legende der Richmond Tigers, und die Kings besuchten ein Spiel der äusserst körperbetonten Sportart. Auch sonst kam das Vergnügen für Fiala, Moser und Co. nicht zu kurz. Sie hatten Zeit, Golf zu spielen oder Tierparks zu besuchen. Ab 10. Oktober gilt es dann ernst.

Für die lokale Eishockey-Community wurde mit dem NHL-Gastspiel ein Traum wahr. Doch lohnt sich der irre Aufwand für lediglich zwei Testspiele am anderen Ende der Welt für die NHL? «Es ist ein Langzeit-Projekt. Der Plan ist es, dem Eishockey und der NHL zum Wachstum zu verhelfen und hoffentlich langfristig einen bedeutenden Anteil am australischen Markt zu haben», erklärt David Proper, der für die internationale Strategie zuständige NHL-Vizechef zu «The Age».

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