Der Ruf von Mike Babcock (60) war schon längst angekratzt, seit vor einigen Jahren an die Öffentlichkeit gedrungen war, dass die Trainer-Legende seine Teams mit höchst fragwürdigen Methoden geführt hatte. Doch in diesem Sommer bekam der Kanadier dreieinhalb Jahre nach seiner Entlassung bei den Toronto Maple Leafs eine neue Chance in der NHL, als ihn die Columbus Blue Jacktes verpflichteten.
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Zu einem Auftritt an der Bande beim Team aus der Hauptstadt des Bundesstaats Ohio kam es aber nicht. Zwei Wochen vor dem Start der NHL-Saison gab Babcock seinen Rücktritt.
Was war passiert? Im Podcast «Spittin' Chiclets», den die Ex-Spieler Paul Bissonnette und Ryan Whitney betreiben, wurde behauptet, dass sich Babcock in Meetings mit Spielern Privatfotos von deren Handys zeigen liess. Diese habe er an die Büro-Wand projiziert.
Stars eilten Babcock zur Hilfe
Babcock und Captain Boone Jenner (30) versuchten, in einem gemeinsamen Statement die Wogen zu glätten, und sagten, dass die Geschehnisse nicht korrekt wiedergegeben worden seien. Jenner sagte, Babcock habe mit ihm lediglich über seine Familie, seine Herkunft, seine bevorstehende Hochzeit und Hockey gesprochen und dann gefragt, ob er Bilder seiner Familie habe. «Ich habe ihm dann sehr gerne einige gezeigt.» Darauf habe ihm auch Babcock einige Familienbilder präsentiert.
Während Routiniers wie Jenner oder Star Johnny Gaudreau (30, «es war eine coole und spezielle Art, seine Spieler kennenzulernen») sagten, dass sie kein Problem mit Babcocks Foto-Wünschen gehabt hätten, empfanden andere Spieler diese offenbar als Verletzung ihrer Intimsphäre.
Die Liga und die Spielergewerkschaft schalteten sich ein, um den Fakten auf den Grund zu gehen, ehe die Blue Jackets am Sonntag mitteilten, dass Babcock per sofort von seinem Amt zurücktrete.
«Wäre eine zu grosse Ablenkung gewesen»
«Mir ist klar geworden, dass es eine zu grosse Ablenkung wäre, weiterhin Cheftrainer der Columbus Blue Jackets zu sein», wurde Babcock zitiert. Er sei zwar enttäuscht, dass er nicht die Möglichkeit habe, die begonnene Arbeit fortzusetzen, wisse aber, «dass es im besten Interesse der Organisation ist, wenn ich mich zu diesem Zeitpunkt zurückziehe».
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Gewerkschafts-Chef Marty Walsh (56) sagte: «Unsere Spieler verdienen es, am Arbeitsplatz mit Respekt behandelt zu werden. Leider war das in Columbus nicht der Fall. Die Entscheidung des Klubs, mit einem neuen Cheftrainer weiterzumachen, ist der richtige Weg.»
In diesem Fall dürfte Babcock nicht böswillig, aber äusserst naiv gehandelt haben. Schliesslich war er kein unbeschriebenes Blatt und stand vom ersten Tag an unter Beobachtung. Dem Trainer, der 2008 die Detroit Red Wings zum Stanley-Cup-Sieg geführt und Kanada 2010 und 2014 zu Olympia-Gold und 2004 zum Weltmeister gecoacht hatte, war vorgeworfen worden, dass er seine Teams mit Psycho-Terror, Einschüchterung und Erniedrigung geführt habe. In Toronto hatte er den damaligen Jungstar Mitch Marner (26) ein Ranking erstellen lassen, in dem er seine Teamkollegen aufgrund ihrer Arbeitseinstellung einstufte.
Babcocks Nachfolger wird der bisherige Assistenztrainer Pascal Vincent (51).