Crawford nicht der Einzige
Rassismus und Prügel – die Rüpel-Trainer in der NHL sterben aus

Ex-ZSC-Coach Marc Crawford gerät in Chicago wegen Handgreiflichkeiten unter Beschuss. Die Entlassung von Toronto-Trainer Mike Babcock hat den Stein ins Rollen gebracht. Kurz darauf trat Bill Peters bei Calgary zurück.
Publiziert: 03.12.2019 um 13:34 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2019 um 13:59 Uhr
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Der ehemalige NHL-Provokateur Sean Avery (links, gegen Erik Johnson) behauptet,…
Foto: Keystone
Stephan Roth

Marc Crawford (58), ZSC-Meistertrainer von 2014 wird von den Chicago Blackhawks freigestellt. Der impulsive Kanadier, der auch in Zürich mit Gegenständen um sich geworfen haben soll, habe einem Spieler in der Saison 2006/07 bei den Los Angeles Kings nach einer Strafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis und anschliessendem Tor einen Tritt in den Hintern verpasst, sagt Ex-Stürmer und Bad Boy Sean Avery.

Die Enthüllungen folgten auf die Entlassung von Mike Babcock. Der Toronto-Trainer muss seinen Posten aufgrund ungenügender Leistungen räumen. Während Jahren galt Mike Babcock als das Mass aller Dinge: Die Detroit Red Wings führte er 2008 zum Stanley-Cup-Sieg und Kanada zu WM- sowie zweimal Olympia-Gold. Dann unterschrieb er einen Rekord-Vertrag bei den Toronto Maple Leafs (50 Mio. Dollar in 8 Jahren).

WuDoch unter dem Brennglas des heissesten Hockey-Markts in der kanadischen Metropole, die seit 1967 auf einen Titel wartet, schmolz sein Ruf zusammen. So war die Entlassung nach sechs Pleiten in Serie am 20. November keine Überraschung mehr. Doch danach hielt sich keiner an die Regel «don’t beat a dead horse» (schlag kein totes Pferd).

«Du hast endlich das gekriegt, was du verdienst»

Ex-Verteidiger Mike Commodore, den Babcock einst wegen Übergewicht bei Anaheim aus dem Team geworfen hatte, schrieb auf Twitter: «Die Spieler haben dich aufgegeben, weil du ein fürchterlicher Mensch bist. Du bist ein durchschnittlicher Coach mit einem zu grossen Ego. Du hast endlich das gekriegt, was du verdienst, du egoistischer Arsch.»

Und der ehemalige Toronto-Verteidiger Mark Fraser legte nach: Jeder, der denke, dass sich Commodore zurückhalten sollte, verstehe «schlicht nicht, wie gross der Hass der Spieler» auf Babcock sei. 95 Prozent seiner einstigen Spieler könnten nicht ein gutes Wort über den 56-Jährigen sagen.

Das Vertrauen von Jungstar Marner missbraucht

Dann wurde publik, dass Babcock Toronto-Jungstar Mitch Marner in dessen ersten Saison den Auftrag gegeben hatte, eine Liste zu erstellen mit den Maple-Leafs-Spielern, die am härtesten und wenigsten hart arbeiten. Diese Einschätzung legte Babcock dann zu dessen Überraschung den Teamkollegen, denen Marner eine schlechte Einstellung attestiert hatte, vor. Ein Macht- und Vertrauensmissbrauch. Der einstige Erfolgstrainer mit Abschluss in Sportpsychologie räumte inzwischen ein, dass dies eine schlechte Idee gewesen sei und er sich dafür entschuldigt habe.

Inzwischen tauchen immer mehr Geschichten aus seiner Zeit bei Detroit auf. So erzählte Verteidiger-Legende Chris Chelios, dass Babcock 2012 den Schweden Rikard Franzen dermassen verbal herftig attackiert habe, dass dieser einen Nervenzusammenbruch gehabt habe.

Doch Babcock war nur der Anfang. Als nächster kam Calgarys Trainer, der langjährige Babcock-Assistent und -Protegé Bill Peters (54), an die Kasse. Sein ehemaliger Stürmer Akim Aliu warf ihm Rassismus vor. Vor zehn Jahren habe Peters in der AHL ihm gegenüber mehrfach das Wort «Nigger» verwendet, weil ihm die Musik des Stürmers mit nigerianischen Wurzeln nicht gefiel.

Tritt in den Hintern wegen einer Strafe?

Kurz darauf enthüllte der tschechische Nati-Verteidiger Michal Jordan, dass ihn Peters als Coach der Carolina Hurricanes während eines Spiels getreten und einen Mitspieler an den Kopf geschlagen habe. Der in dieser Saison erfolglose Flames-Coach versuchte sich erst mit einer flachen Entschuldigung aus der Affäre zu ziehen, gab dann aber am letzten Freitag seinen Rücktritt ...

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