Fast wäre es damals zur Schlägerei gekommen. Aber nur fast. Der Trainer und ein Spieler drohen sich nach einer taktischen Meinungsverschiedenheit während der Partie gegenseitig Prügel an. Der Verlierer? Nur der Trainer. Ein selbstinszenierter verbaler K.o. Danach ist er in der Garderobe nur noch der Suppenkasper.
Die Episode stammt aus den 90er-Jahren und war damals nicht der Rede wert. Das Prinzip der Gefolgschaft durch Einschüchterung? Hab ich nie kapiert. Wer geht schon für einen durchs Feuer, der seine Untergebenen wie den letzten Dreck behandelt? Damit sind nicht branchenübliche Meinungsverschiedenheiten gemeint, taktische Zurechtweisungen oder der leichte kollektive Strafvollzug wie etwa eine Trainingseinheit ohne Spielgerät.
Wir sprechen von Einschüchterung, von physischer und psychischer Gewaltanwendung, von Drohungen und Machtmissbrauch. Ein Vorgesetzter, egal ob im Sport oder in der Privatwirtschaft, der einen Angestellten mit den Worten «Ich mache dich fertig» eindeckt, sollte in den Spiegel schauen und seinen Job freiwillig aufgeben, sollte er nicht vorher standesgemäss entlassen werden. Die Vorgesetzten dieses Vorgesetzten, die ein solches Verhalten dulden, ebenfalls.
Eine Sportgarderobe ist aber kein Harry-Potter-Gedenkzirkel, die etwas rauere verbale Gangart darf im gesunden Mass gepflegt werden. In der Kabine setzt ab einem gewissen Punkt eh der Selbstreinigungsprozess ein, in der Regel (die gilt auch für Trainer) hält sich keiner lange am selben Ort, der nicht ein Mindestmass an Sozialkompetenz mitbringt (blättert in der Statistik).
Die Welle der moralischen Läuterung, die gerade die als rustikal bekannte NHL erfasst, ist ein Zeichen des Wandels in einem Biotop, das seine Energie aus einem seltsamen Verständnis von mentaler Härte und dem übertriebenem Hang zu längst überholten Traditionen bezog.