Es ist ein einziger Zweikampf, der den Alltag von Luca Sbisa auf den Kopf stellt. Das Drama ereignet sich am 24. Januar 2021. An diesem Abend läuft der Zuger, der seine NHL-Karriere 2008 bei den Philadelphia Flyers lancierte, erstmals an der Seite seines Kumpels und Jahrgängers Roman Josi für die Nashville Predators aufs Eis. Die Gegenspieler sind die «Stars» aus Dallas.
In der 12. Spielminute knöpft sich Sbisa vor dem eigenen Tor Dallas-Flügelstürmer Alexander Radulov vor. «Ich habe ihn schon ein bisschen provoziert, er war richtig hässig.» Der Russe revanchiert sich mit einem Foul, das die Karriere des Zentralschweizers mit sizilianischen Wurzeln beendet.
Sbisa erleidet eine schwere Gehirnerschütterung, und von der erholt sich der 32-Jährige wahrscheinlich nie mehr ganz. «Nach diesem Zwischenfall war meine Reaktionszeit viermal schlechter als zuvor. Dazu kamen Sehstörungen, die sich trotz speziellem Augentraining nicht beheben liessen. Und nach dem mir auch der zehnte Arzt nicht weiterhelfen konnte, war mir klar, dass meine Zeit als Eishockey-Profi vorbei ist.»
Tennis-Duelle mit Roman Josi
Einen unglücklichen Eindruck hinterlässt Sbisa deswegen aber nicht. Im Gegenteil. «Ich bin stolz darauf, dass ich 13 Jahre in der besten Liga der Welt spielen konnte. Und weil ich in dieser Zeit sehr gut verdient habe, kann ich zusammen mit meiner Frau und den beiden Kindern ein sehr schönes Leben führen.»
Der ehemalige EVZ-Junior hat aber nicht ausschliesslich mit seiner kompromisslosen Spielweise auf dem Eis Millionen verdient. Einen fetten Gewinn hat er durch den Verkauf einer Immobilie in Kalifornien erzielt. «Als ich von Philadelphia nach Anaheim gewechselt bin, habe ich in Newport Beach ein Haus für 2,7 Millionen Dollar gekauft. Im letzten Sommer konnte ich dieses Anwesen für 7 Millionen verkaufen.» Nun plant Sbisa in Nashville den Bau einer stattlichen Villa inklusive Tennisplatz. Seit einem Jahr duelliert er sich auf dem Court regelmässig mit Roman Josi. «Und obwohl Roman schon sehr viel länger Tennis spielt als ich, konnte ich ihm schon einige Games abnehmen.»
Die Folgen der Gehirnerschütterung machen sich manchmal aber auch beim Freizeitsport bemerkbar. «Sobald mein Puls auf 140 ist, bekomme ich Probleme mit den Augen. Ich sehe dann wohl ähnlich verschwommen wie jemand, der innerhalb von zehn Minuten fünf Bier getrunken hat …»
Talente betreuen für die Sharks
In seinem neuen Job scheint der 32-Jährige aber jederzeit den nötigen Durchblick zu haben. Seit letztem Sommer ist Sbisa bei den San Jose Sharks als Entwicklungs-Coach tätig. «Ursprünglich wollte ich ja nach meiner Eishockey-Karriere nichts mehr tun, ausser Golf und Tennis zu spielen. Und vom finanziellen Aspekt her könnte ich mir ein solches Leben auch tatsächlich leisten. Aber ich habe relativ schnell gemerkt, dass mir das viel zu langweilig ist und ich eine berufliche Herausforderung brauche.»
Bei den Sharks kümmert er sich um die «Prospects», die gedrafteten Talente, die noch nicht in der NHL spielen. «Nach dem Draft gehen die meisten jungen Spieler zurück in ihre Junior- oder College-Teams. Ich betreue die von den Sharks ausgewählten Verteidiger in Nordamerika», erklärt Sbisa. «Schaue mir ihre Spiele an, beobachte, was sie auf und neben dem Eis so treiben. Ich behandle diese Spieler wie meine eigenen Kinder.»
Mittagessen mit Josi und Niederreiter
An diesem Tag ist Sbisa aber nicht mit jungen Talenten, sondern mit seinen Kumpels Roman Josi und Nino Niederreiter verabredet. Im Stadtzentrum will er mit den beiden zu Mittag essen. «Weil ich Josi beim letzten Tennis-Match mehrere Games abgenommen habe und er mir 20 Dollar für jedes gewonnene Game versprochen hat, erwarte ich, dass Roman mir jetzt das Mittagessen spendiert.»
Laut Blick-Informationen hat Multi-Millionär Josi (Jahreseinkommen 9 Millionen Dollar) seine Spielschulden bei Sbisa in der Zwischenzeit beglichen ...