Patrick Fischer hat sich die Vertragsverlängerung bis 2026 redlich verdient. Unter Berücksichtigung aller Umstände ist das ein korrekter Entscheid, erfolgreicher als unter Fischer ist die Schweizer Nationalmannschaft noch nie aufgetreten. Zuletzt erreichte er sechsmal in Folge den Viertelfinal, gewann in den letzten drei Jahren 18 von 21 Gruppenspielen und holte 2018 eine Silbermedaille. Das ist ein Leistungsausweis, für den seinen Vorgängern jeweils ein Denkmal gesetzt worden wäre.
Ausstiegsklausel – was steht da drin?
Als Passus im neuen Vertrag ist eine Ausstiegsklausel für den Verband reserviert, falls die WM in Tschechien total in die Hose gehen sollte. Was das bedeutet, lässt sich wohl erst kurz vor der Weltmeisterschaft definieren. Dann, wenn die tatsächliche Stärke des Kaders (NHL-Spieler) bekannt ist. Vielleicht können die Exponenten des Verbands bei der Pressekonferenz vom Mittwoch in Kloten etwas Aufklärungsarbeit betreiben.
In die Kritik geraten ist Fischer vor allem – festhalten – wegen seiner positiven Ausstrahlung. Das gibt es wohl nur bei uns. Enthusiasmus, Selbstvertrauen und eine aufgrund der positiven Ergebnisse nach oben korrigierte Zielsetzung (Halbfinal) haben dafür gesorgt, dass er trotz der Weltranglisten-Position (aktuell: 7) plötzlich keinen Viertelfinal mehr verlieren durfte. Natürlich: Wer Ziele formuliert und die regelmässig verpasst, macht sich angreifbar.
Kritisiert wird Fischer auch für den Fakt, dass zwei der drei letzten Viertelfinals gegen Deutschland verloren gingen: gegen den Vize-Olympiasieger von 2018 und aktuellen Vize-Weltmeister. Vorgeworfen werden ihm die – zugegeben, ärgerlichen, allerdings auch vernachlässigbaren – Resultate zuletzt auf der Euro-Hockey-Tour: neun Spiele, neun Niederlagen gegen die Schweden, Finnen und Tschechen. Als ob man in der Vergangenheit einen Deut auf die Ergebnisse von Testspielen gegeben hätte. Da hat man im Dreivierteltakt gegen die Slowakei gespielt und sich darüber lustig gemacht. Aber man hängt sein Mäntelchen halt gerne nach dem Wind.
Man sollte die nächste WM einfach abwarten und danach über eine Vertragsverlängerung entscheiden, wurde als Gegenargument vorgebracht. Damit hätte man Fischer als lahme Ente zur nächsten WM geschickt. Als Strafe wofür? Sechs Viertelfinals in Folge als Weltnummer sieben? Die Silbermedaille? Die Euro-Hockey-Tour? Oder sind es doch die Niederlagen gegen die Deutschen, die vielen wie ein Stachel im Fleisch sitzen?
2026 im Visier – besser mit einem Plan
2026 stehen Olympische Spiele und die Weltmeisterschaft im eigenen Land auf dem Kalender. Dannzumal sollte man im Schweizer Eishockey besser eine gute Vorstellung davon haben, was man genau möchte. Mit dieser Vertragsverlängerung hat man den Weg vorgezeichnet: mit Fischer nach Italien und mit Fischer in Zürich und Fribourg. Sollte er in Tschechien eine kapitale Fehlleistung verantworten müssen, dann eben ohne Fischer.
Die spannende Frage ist dann: Wo bekommt man einen anderen Schweizer Trainer her? Im Schweizer Eishockey gibt es immer noch keine Kultur, die Schweizer Trainer fördert. Oder folgt man dann dem Beispiel der mächtigsten Klubs der National League und bedient sich wieder im Ausland? Wer sich diesen Gedanken gönnt, bestätigt, was viele nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen wagen: Die Schweiz ist im internationalen Eishockey immer noch ein Entwicklungsland.