Nino Niederreiter (31) hatte Anfang Woche Alarm geschlagen. «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht links und rechts überholt werden», zitierte die «NZZ» den NHL-Star. «Ich habe das Gefühl, dass wir uns blenden lassen und gar nicht so gut sind, wie wir meinen. Die Erwartung ist inzwischen, dass wir an der WM jedes Jahr die Halbfinals erreichen. Aber wenn man sich die Kräfteverhältnisse anschaut, ist das nicht die Realität.»
Der Winnipeg-Stürmer hat damit nicht unrecht, auch wenn er es etwas überspitzt formuliert hat. Die Erwartungshaltung hat die Nati mit ihren Resultaten selbst geschürt. An den vergangenen drei Weltmeisterschaften hat die Schweiz 18 von 21 Gruppenspielen gewonnen. Dass sich die Fans (wie auch die Nati-Spieler) danach Hoffnungen auf eine Medaille machten, ist nur logisch.
Mit der WM haben die Spiele, die die Nati unter dem Jahr bestreitet, nur wenig zu tun. Denn das Gefüge des Teams verändert sich durch die Ankunft von NHL-Spielern stark. Spieler wie Josi, Hischier, Fiala, Meier oder Niederreiter sind Lokomotiven, an die sich andere Spieler anhängen können.
Die Masse der Niederlagen gibt ein miserables Bild ab
Die Spiele der Euro Hockey Tour sind das Spiegelbild der Schweizer Spieler in der heimischen Liga. Niederreiter sagt, dass «die National League nicht zuletzt von der Qualität der Ausländer» lebe.
So kann angesichts der Qualität der Gegner, mit denen es die Nati «dank» des Ausschlusses der Russen zu tun bekommt, jede einzelne Niederlage nicht überraschen. In der Masse geben neun Niederlagen in neun Spielen aber ein miserables Bild ab.
Dabei spielte man zum Auftakt gegen Finnland (2:4) lange stark, liess sich aber die Butter vom Brot nehmen. Gegen Schweden (2:5) musste man von einem Klassenunterschied sprechen. Und gegen Tschechien (3:5) ging die Schweiz im Schlussdrittel trotz durchwachsener Leistung 3:2 in Führung, konnte die Ausgangslage aber nicht zum ersten Saisonsieg nutzen.
Fischer: «Wir finden einen Weg, Spiele zu verlieren»
Im Konzert der Grossen hat die Nati das Siegen verlernt. Am Willen fehlt es dabei nicht, aber an Ruhe und Konzentration. Bezeichnend sind dabei das mangelhafte Zweikampfverhalten von Moy vor zwei Finnland-Toren oder die Strafen von Fora (Puckverlust und Notbremse) und Jung (unbedarfter hoher Stock), die den Tschechen das 1:1 und das 3:3 ermöglichen. Nati-Coach Patrick Fischer (48) bringt es gegenüber SRF auf den Punkt: «Wir finden einen Weg, Spiele zu verlieren.»
Aufgrund des Aufgebots, bei dem mancher die Augenbrauen hochzog, durfte man die Messlatte nicht zu hoch legen. Nati-Direktor Lars Weibel (49) spricht von sieben bis zehn Positionen, die aufgrund von Absagen neu besetzt werden mussten. Rund einen Monat vor den Playoffs rücken die Klubs selbst leicht angeschlagene Spieler nicht für die Nati raus. Zum Schluss gegen Tschechien fehlten auch noch die Zuger Hofmann und Biasca verletzt.
Einige der Lückenbüsser kann man allerdings als Lichtblicke bezeichnen. So erzielte Marc Marchon (Kloten) zwei Tore und Tino Kessler (Biel) eines. Théo Rochette (Lausanne) gefiel durch Spielwitz und Leichtfüssigkeit.
Für Panik gibt es trotz der schwarzen Serie keinen Grund. «Ich mache mir null Sorgen für die WM», sagt Fischer.