Patrick Fischer, wie verarbeitet der Nati-Coach eine Enttäuschung? Bis zum nächsten Ernstkampf dauert es eine gefühlte Ewigkeit, vielleicht auch noch etwas länger. «Ich habe letztens zu Murat Yakin gesagt: In deiner Haut möchte ich nicht stecken, du musst vier Jahre auf die nächste WM warten, ich nur eins. Natürlich muss ich als Nati-Coach mehr Geduld aufbringen als ein Klubtrainer, der jederzeit eingreifen kann.»
Aber wie hat der Vizeweltmeister von 2018 die letzten Viertelfinal-Pleiten verdaut? «Die Kernfrage ist: werden wir besser? Alles ist ein Prozess. In den letzten Jahren hat sich der Fokus stets verändert: die Fitness der Spieler, die taktische Balance, die Intensität der Zweikämpfe, der Umgang mit einer Führung. Aktuell beschäftigen wir uns mit der Bedeutung der Favoritenrolle und ihren Auswirkungen.»
Das Urteil, dass die Schweizer Nati tatsächlich besser wird, spiegelt eine mehrheitsfähige Wahrnehmung. Heute werden Gruppenphasen ohne Niederlagen fast schon einfach so hingenommen, noch vor zehn Jahren waren das jeweils Sensationsmeldungen. Nur der letzte Schritt, die nahtlose Fortsetzung der Gruppenphase in den K.o.-Spielen, der ist noch nicht gemacht.
Fischer will Rolle als Mitfavorit behaupten
«Wir haben in den letzten beiden Jahren 13 von 14 Gruppenspielen gewonnen, aber beide Viertelfinals verloren.» Fischer bemüht das Resultatbulletin deshalb, weil es das aktuelle Problem der Nati ausleuchtet. Wer in der Gruppenphase jeden schlagen kann, sollte dazu auch in einem K.o.-Spiel in der Lage sein. «Wir haben da eine Blockade, in diesen Spielen ist plötzlich die Leichtigkeit weg.»
Die Top-Nationen reagieren anders auf das Scheinwerferlicht der K.o.-Runde, für die geht es da erst richtig los. «Es ist dieser Schritt, und der ist am schwierigsten zu bewältigen. Wir haben die Pflichtsiege im Griff, wir treten in der Gruppenphase dominant auf und ziehen unseren Stil durch – aber wenn es um die Wurst geht, denken wir darüber nach, was im schlimmsten Fall passieren könnte.»
- Goalies: Sandro Aeschlimann (Davos), Reto Berra (Fribourg), Joren van Pottelberghe (Biel).
- Verteidiger: Tim Berni, Simon Le Coultre (beide Servette), Dominik Egli (Davos), Tobias Geisser (Zug), Fabian Heldner (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Mirco Müller (Lugano).
- Stürmer: Andres Ambühl, Valentin Nussbaumer (beide Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Christoph Bertschy, Sandro Schmid (beide Fribourg), André Heim (Ambri), Fabrice Herzog, Grégory Hofmann, Lino Martschini, Sven Senteler, Dario Simion (alle Zug), Marco Lehmann (Bern), Damien Riat (Lausanne), Tanner Richard (Servette), Calvin Thürkauf (Lugano).
- Goalies: Sandro Aeschlimann (Davos), Reto Berra (Fribourg), Joren van Pottelberghe (Biel).
- Verteidiger: Tim Berni, Simon Le Coultre (beide Servette), Dominik Egli (Davos), Tobias Geisser (Zug), Fabian Heldner (Lausanne), Dean Kukan, Christian Marti (beide ZSC Lions), Mirco Müller (Lugano).
- Stürmer: Andres Ambühl, Valentin Nussbaumer (beide Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Christoph Bertschy, Sandro Schmid (beide Fribourg), André Heim (Ambri), Fabrice Herzog, Grégory Hofmann, Lino Martschini, Sven Senteler, Dario Simion (alle Zug), Marco Lehmann (Bern), Damien Riat (Lausanne), Tanner Richard (Servette), Calvin Thürkauf (Lugano).
Und wie geht man als Trainer dagegen vor? «Wir machen es zum Thema. Wir haben einzelne Spieler, die es schon können, aber als Team sind wir offensichtlich noch nicht so weit. Wir wollen nicht zurück zur Aussenseiterrolle, bloss weil es einfacher ist. Die Eishockey-Welt sieht uns als Mitfavorit, das haben wir uns verdient. Jetzt dürfen wir einen Weg finden, damit klarzukommen. Der grösste Schritt ist es, die Leistung abzurufen, wenn die Challenge am Grössten ist.»
Warum klappts gegen die Deutschen nicht?
In den letzten drei Jahren verliert die Nati zwei von drei Viertelfinals gegen Deutschland. Sind die uns über? Haben wir einen Komplex? Was ist da los, Herr Fischer? «Wir sehen die Geschichte hinter dem Gegner, statt einfach nur den Gegner. Der Deutsche NHL-Verteidiger Moritz Seider hat mir gesagt, es sei ‹krankhaft einfach für sie›, weil sich die ganze Schweiz gegen Deutschland als klarer Favorit fühlt.» Das mag sich mit dem Vizeweltmeister-Titel im letzten Frühling etwas relativiert haben. Trotzdem denken viele Schweizer, man müsse den Deutschen im Eishockey überlegen sein.
Das geht in die Tiefenpsychologie. Die Deutschen sind so etwas wie der grosse Bruder, der uns mit seinem Selbstbewusstsein triggert. Vielleicht denkt man, der soll mal die Klappe halten, wünscht sich aber insgeheim, so zu sein wie er. «In diesem Moment denkst du zu viel nach und verlierst die Leichtigkeit, damit auch die Spielfreude und schliesslich die kontrollierte Aggressivität. Schon blockiert man sich selbst. Auch wenn ich vor so einem Spiel sage: Geht raus und spielt, wenn wir verlieren, trage ich die Verantwortung.»
Als flankierende Massnahme hat Fischer für den Karjala-Cup praktisch nur mögliche WM-Teilnehmer aufgeboten. Es fehlen – ausser den NHL-Stars – ein paar Verletzte oder Spieler, die noch etwas Rückstand haben. «Wir stellen die Spieler auf den Prüfstand und werden schon im Training Situationen einbauen, in denen Fehler verboten sind. Das bedeutet Druck, und damit müssen wir uns beschäftigen und anfreunden. Wir wollen wissen, wer unter teilweise widrigen Umständen performen kann.»
Donnerstag, 9. November
Schweiz – Finnland in Tampere (17.30)
Schweden – Tschechien in Växjö (19.00)
Samstag, 11. November
Schweden – Schweiz in Tampere (12.00)
Finnland – Tschechien in Tampere (16.00)
Sonntag, 12. November 12:00 Uhr
Tschechien – Schweiz in Tampere (12.00)
Finnland – Schweden in Tampere (16.00)
Donnerstag, 9. November
Schweiz – Finnland in Tampere (17.30)
Schweden – Tschechien in Växjö (19.00)
Samstag, 11. November
Schweden – Schweiz in Tampere (12.00)
Finnland – Tschechien in Tampere (16.00)
Sonntag, 12. November 12:00 Uhr
Tschechien – Schweiz in Tampere (12.00)
Finnland – Schweden in Tampere (16.00)