Jedes Jahr das gleiche
Was ist bloss mit Grande Lugano los?

6 Pleiten aus den letzten sieben Spielen: Lugano befindet sich bereits wieder im Tiefflug.
Publiziert: 21.01.2021 um 19:31 Uhr
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Serge Pelletier ist schon seit 13 Monaten Trainer in Lugano.
Foto: freshfocus
Angelo Rocchinotti, Nicole Vandenbrouck

Es scheint, als sitze der HC Lugano in einer Zeitschleife fest. So wie der unausstehliche Wetteransager Phil Connors, gespielt von Bill Murray, in der US-Filmkomödie «Und täglich grüsst das Murmeltier». Auch Lugano kommt nicht vom Fleck, durchlebt immer wieder dasselbe.

15 Trainer beschäftigte der einst so stolze Klub seit dem letzten Meistertitel 2006. Ohne weitere Meisterehren. Aktuell heisst der Mann an der Bande Serge Pelletier (55). Mit einer Amtszeit von nunmehr 13 Monaten hat der Kanadier die Halbwertszeit von Trainern im Südtessin bereits überschritten.

Der Kanadier übernahm im Dezember 2019 von Sami Kapanen, der mehr Tourist als Coach war und nach vier Monaten und einer 2:7-Klatsche im Derby gegen Ambri gefeuert wurde. Pelletier gelang es, die Mannschaft zu stabilisieren. Doch gegen Quali-Ende brach Lugano ein, schaffte es nur dank des Versagens des SCB unter die Top 8.

Erst zwei Monate nach Abbruch der Meisterschaft wurde Pelletier im Amt bestätigt. Gleichzeitig hoffte Lugano auf die Geniestreiche und Tore von Topskorer Mark Arcobello, den man dem SCB weggeschnappt hatte. Doch jetzt treten die Bianconeri erneut auf der Stelle, haben sechs der letzten sieben Partien verloren. Und Arcobello hat erst am Dienstag beim 2:4 in Rappi nach 16 torlosen Partien wieder getroffen.

«Wähnten uns vielleicht in falscher Sicherheit»

«Es ist nicht der Moment, nervös zu werden oder alles zu hinterfragen», beschwichtigt Stürmer Reto Suri. Auch hinke der Vergleich mit dem Vorjahr. «Damals hätte vor Weihnachten kaum jemand auch nur einen Cent auf uns gesetzt. Wir waren Letzter, nichts passte zusammen. Am Ende war es eine mentale Angelegenheit. Als wir die Playoffs wieder in den eigenen Händen hatten, bekamen wir weiche Knie. Zwei so unterschiedliche Saisonhälften habe ich nie zuvor erlebt.»

Heuer dagegen sei man gut gestartet. «Wir haben gegen die Top-3-Teams gezeigt, wozu wir fähig sind, und uns ein Polster erarbeitet. Da wir im Vergleich mit der Konkurrenz weniger Spiele ausgetragen hatten, wähnten wir uns vielleicht in falscher Sicherheit. Nun müssen wir über die Bücher.»

Der 31-Jährige spricht von einer schwarzen Woche, sagt: «Alle anderen Teams ausser Zug zogen schon eine solche ein. Wir müssen solidarisch auftreten, das System konsequent umsetzen. Dann gewinnen wir wieder.»

Auch Trainer Pelletier zeigt sich (noch) unbesorgt, verweist auf die verletzungsbedingten Ausfälle und betont, dass man bereits fünf Junioren regelmässig habe einsetzen müssen. Pelletier: «Zuletzt waren drei wichtige Verteidiger verletzt. Das soll keine Ausrede sein, ist aber trotzdem ein Faktor. Ein volles Line-up hilft für die Leistung.»

«Pelletier wird definitiv bis Ende Saison bei uns sein»

Nach der Pleite in Rappi sagte Pelletier: «Unser Energielevel war niedrig, wir waren läuferisch limitiert. Es fehlte die Cleverness und die Brillanz. Das Team hat wenig Benzin. Jetzt müssen wir die Batterien aufladen.» Zudem müssten auch die Besten den Unterschied ausmachen können. «Wie das bei Rappi mit Cervenka der Fall war. Aber es hilft den Besten auch, wenn von den anderen Spielern eine Hilfe kommt.»

Dass einige Leistungsträger ihrer Formkurve hinterherhinken, ist auch Sportchef Hnat Domenichelli nicht entgangen. Nun mit dem Finger auf die Ausländer zu zeigen, sei hingegen übertrieben. Wenn überhaupt sei er von einigen Schweizern enttäuscht, sagt Domenichelli und spricht auch die Torhütersituation an.

Seit dem 10. Oktober sind die Bianconeri auf Niklas Schlegel angewiesen. Erst letzte Woche konnte Sandro Zurkirchen in der Swiss League bei den Ticino Rockets erstmals wieder eingreifen. «Schlegel war bis Weihnachten der beste Torhüter der Schweiz, dann gab er langsam ab. Ich denke, es ist normal, dass man nach vielen Spielen auch mal müde wird. Er braucht etwas Ruhe», so Domenichelli gegenüber Ticinonews.

Und wie präsentiert sich die Situation beim Coach? «Serge ist unser Trainer und wird definitiv bis zum Ende der Saison bei uns sein. Am Ende der Meisterschaft werden wir eine Analyse mit dem technischen Personal durchführen und sehen, was zu tun ist», so Domenichelli. Doch: In der letzten Saison stütze man Kapanen zunächst auch, feuerte ihn bei der nächsten Pleite-Serie aber trotzdem.

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