Mit dem Frölunda HC mischt ein schwedischer Klub am Spengler Cup mit, der in den letzten Jahren immer wieder von sich reden gemacht hat. Mit ihm kehren hierzulande bekannte Gesichter in die Schweiz zurück: Henrik Tömmernes (33, ex Genf), Carl Klingberg (32) und der derzeit angeschlagene Erik Thorell (31, beide ex Zug). Tömmernes und Klingberg schafften einst beide in Göteborg den Durchbruch.
Rönnberg: Identifikationsfigur und Erfolgstrainer
Bis zu seinem Rücktritt im Sommer war Joel Lundqvist auf dem Eis die Identifikationsfigur des Klubs. Der 41-Jährige ist der Zwillingsbruder von Ex-NHL-Stargoalie Henrik Lundqvist (NY Rangers). Doch nun steht mit Roger Rönnberg «Mister Frölunda» an der Bande: Seit 2013 ist der Schwede der Erfolgstrainer in Göteborg, sein Vertrag läuft noch bis 2025.
Dieses aussergewöhnliche, weil lange Engagement entspricht der Klub-Philosophie, wie CEO Christian Lechtaler (51, ex Lugano) sagt: «Roger ist der Richtige für uns. Seine Persönlichkeit, seine Energie, sein Engagement und seine Loyalität passen zum Klub. Wir haben 2013 eine Reise begonnen und werden sie noch weitergehen.»
37 gedraftete Spieler in den letzten zehn Jahren
Rönnberg gewann bisher mit Frölunda viermal die Champions Hockey League (2020, 2019, 2017, 2016) und wurde zweimal schwedischer Meister (2019, 2016). Der 52-Jährige entschied sich damals bei seinem Amtsantritt – davor holte er als U20-Trainer eine WM-Silber- und Goldmedaille –, verstärkt auf junge Talente aus der eigenen Klub-Academy zu setzen und sie neben Routiniers spielen zu lassen.
Bereits davor war Göteborg Hockey Club in der NHL als Talentschmiede bekannt. Die Lundqvist-Zwillinge wurden 2000 gedraftet. Weitere (Ex-)Stars wie Loui Eriksson (38), Erik Karlsson (33, Pittsburgh) oder die uns bekannten Fredrik Pettersson (36, ex ZSC), Viktor Stalberg (37, ex Zug) sowie Tömmernes und Klingberg stammen aus Frölundas Nachwuchs.
Das Ziel des Klubs ist es nicht einfach, aus jungen Spielern Profis zu formen – sondern Draft-Kandidaten. Eine bemerkenswerte Zahl: Allein in den letzten zehn Jahren stellte Frölunda insgesamt 37 (!) Draftpicks, also Spieler, die im NHL-Draft gezogen wurden. Sieben davon in der ersten Runde. Zum Vergleich: Von allen Schweizer Klubs waren es in der gleichen Zeit 26 (fünf Erstrunden-Drafts).
Finanziell schwarze Kapitel vor der Auferstehung
Vor der Rönnberg-Ära war Frölunda bereits gezwungen, auf eigene Junioren zu setzen – aus finanziellen Gründen. Nach dem Abstieg aus der höchsten Liga SHL 1984 stand die Existenz des Klubs mehrmals auf der Kippe. Weil es bei der folgenden wirtschaftlichen Gesundung nicht nur mit rechten Dingen zuging, kam es Mitte der 90er-Jahre zum Gerichtsprozess mit Verurteilungen von Vorstandsmitgliedern. Junge Spieler wie damals die Lundqvist-Zwillinge stellten Göteborg zumindest sportlich wieder auf starke Beine.
Doch teure Trainer- und Spieler-Fehlgriffe zwischen 2006 und 2011 liessen den Klub wieder in ein finanzielles Debakel schlittern. Als Mats Grauers (78) das Präsidentenamt 2011 übernahm, musste er die Stadt zunächst um ein Darlehen von rund 2 Millionen Franken anbetteln, weil das Geld fehlte, um Rechnungen zu bezahlen. Die Auferstehung. Danach leitete Grauers die wirtschaftliche Stabilität und den sportlichen Aufschwung ein, den Rönnberg seit 2013 verankert.
Das Logo-Puff
Nach sportlichen Erfolgen geriet Frölunda die letzten zwei Jahre vor allem durch seinen Logo-Ärger in die (internationalen) Schlagzeilen. Wegen einer Rassismus-Debatte, die hauptsächlich in den USA heftig entbrannt war, entfernte der Klub den Indianerhäuptling aus dem Logo und änderte im August 2021 den Namen von Frölunda Indians zu Frölunda HC.
Im Februar 2022 wurde das neue Vereinslogo präsentiert – doch der Aufschrei in Göteborg war riesig. Abgesehen davon, dass es dem Kleiderlabel von Ex-Skirennfahrerin Frida Hansdotter (38) zum Verwechseln ähnlich sah, konnten sich die Fans überhaupt nicht damit identifizieren und protestierten. Die Klubführung war geschockt, zog es nach zwei Tagen zurück und liess drei neue Entwürfe machen. Die Fans stimmten für das aktuelle Logo.