Letzte Saison haben mit La Chaux-de-Fonds, Olten und Visp drei Vereine aus der Swiss League ein Aufstiegsgesuch für die National League gestellt, die alle gutgeheissen wurden. Meister La Chaux-de-Fonds scheiterte am Ende in der Liga-Quali sportlich knapp an Ajoie. Eine Lizenz für die National League haben die Neuenburger zusammen mit Olten und Visp auch dieses Jahr beantragt. Doch sie sind abgeblitzt, nachdem die Kriterien verschärft worden sind. Vor allem, weil die Infrastruktur mit der 1953 erbauten Eishalle «Les Mélèzes» unzureichend ist und sich die Renovationspläne des Klubs verzögern.
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Somit bleiben nur noch Olten und Visp als mögliche Teilnehmer an der Liga-Quali und für einen allfälligen Aufstieg. Olten streckt seit Jahren die Hände in die Höhe, scheiterte aber stets. Aktuell unternehmen die Solothurner einen neuen – und vielleicht auch letzten Anlauf (nach der letzten Saison musste ein Verlust von 1,2 Mio. Franken ausgeglichen werden). Realistisch betrachtet sind sie als aktueller Leader der einzige ernstzunehmende Herausforderer. Visp wäre zwar punkto Einzugsgebiet, Infrastruktur und Nachwuchsbewegung der zu favorisierende Aufstiegsaspirant, aber ist derzeit sportlich nicht auf der Höhe, liegt nur auf Rang 8. Mit zuletzt vier Siegen in Folge ist aber zumindest eine steigende Tendenz erkennbar.
Arosa und Chur tauschen die Rollen
Um einen Klub verringert haben sich auch die Aufstiegswilligen für die Swiss League. Während es letzte Saison mit Martigny und Arosa noch zwei gab, ist jetzt mit Chur, das letztes Jahr sein ursprüngliches Aufstiegsgesuch noch zurückgezogen hat, nur noch einer. Martigny ist im Frühling aufgestiegen und Arosa hat letzte Woche darüber informiert, dass es kein Aufstiegsgesuch stellt. Andere Klubs haben derzeit kein Interesse.
Es ist speziell, was da gerade im Kanton Graubünden abläuft. Letzte Saison wollte Arosa – und Chur nicht. Jetzt ist es genau umgekehrt. «Wir haben strukturell und finanziell unsere Hausaufgaben gemacht, das Feuer für den nächsten Schritt ist bei allen da», begründet Churs Interimspräsident Carmine Di Nardo (40) den Meinungsumschwung. Derweil vermeldet Traditionsklub Arosa, dass man für das bevorstehenden 100-jährige-Vereinsjubiläum 2024 keine experimentellen Risiken eingehen wolle.
Playoff-Halbfinal reicht für Aufstieg
Dabei würden die beiden Bündner eigentlich am liebsten in derselben Liga spielen, um die lukrativen Derbys (teilweise über 2000 Zuschauer!) nicht zu verlieren. Nur deckt sich dieser Wunsch der beiden Vereine nicht mit ihren jeweiligen Strategien. «Klar, wir bedauern das enorm, aber letztlich muss jeder für sich schauen. Wir hoffen natürlich, dass wir aufsteigen und später auch Arosa nachzieht», sagt Di Nardo. Beim Traditionsverein aus dem Bündner Ferienort hält man sich diese Option zumindest offen.
Sollte die Lizenzkommission Churs Antrag durchwinken (Entscheid bis 1. Februar), sind die weiteren Hürden für den Aufstieg bescheiden. Der aktuelle Leader der MyHockey-League müsste es dafür als einziger Bewerber lediglich in die Playoff-Halbfinals schaffen – Absteiger aus der Swiss League gibt es keinen. «Sollten wir es nicht packen, probieren wir es nächste Saison wieder», versucht Di Nardo, etwas Druck wegzunehmen. Das Ziel sei es aber, früher oder später nicht nur aufzusteigen, sondern den Verein in der Swiss League zu etablieren.
Niederreiter bringt sich ein
Der frühere NLA-Klub EHC Chur verfügt auf jeden Fall über Strahlkraft. Dies einerseits, weil kein Geringerer als der heimische NHL-Star Nino Niederreiter (31) im Vorstand sitzt. «Er bringt sich ein, erhält wöchentlich Bericht von mir, nimmt an unseren Video-Calls teil und freut sich über unsere Vorwärtsstrategie», verrät Di Nardo. Zwei Stars schwingen auch das Zepter auf der Trainerbank. Die legendären Ex-HCD-Erfolgsbrüder Reto (47) und Jan von Arx (45) sind die Köpfe des Aufschwungs im Alltag. «Sie haben viel Professionalität reingebracht», so Di Nardo. Ihre Verträge laufen zum Saisonende aus und Di Nardos grosser Wunsch ist es, mit dem Duo zu verlängern: «Die Gespräche laufen.»