Auf einen Blick
- Dominik Egli ist von Davos nach Göteborg gezogen
- Der Verteidiger bringt Frölunda ein offensives Element
- Für den Thurgauer soll die SHL ein Schritt Richtung NHL sein
Dominik Egli (26) schlendert durch Haga, den ältesten Stadtteil Göteborgs aus dem 17. Jahrhundert. Der Thurgauer fühlt sich wohl im Viertel mit den Holzhäusern, den kleinen schwedischen Cafés und Boutiquen. Als er im Mai nach dem verpassten WM-Aufgebot bereits nach Göteborg kommt, ist Haga die erste Gegend nahe seiner Wohnung, die Egli mit Freundin Elena erkundet.
Deshalb weiss er natürlich, wo es die grössten Zimtschnecken, genannt Kanelbullar, gibt. Die «Hagabullen» im Café Husaren sind bekannt. Und Fika in Schweden ein Muss. Fika ist das Wort für eine gesellige Kaffeepause mit etwas Süssem. Der neue Frölunda-Verteidiger liebt diese Tradition, Kaffee aber nicht. Deshalb bestellt er an diesem garstigen Nachmittag lieber eine heisse Schokolade. Der Himmel ist bedeckt, es nieselt immer wieder, «typisches schwedisches Wetter halt», sagt er schulterzuckend.
Nach fünf Jahren mit individuellem Sommertraining hat sich Egli entschieden, es heuer in Göteborg mit der Mannschaft zu absolvieren. Insbesondere, weil Frölundas Trainer Roger Rönnberg (53, nächste Saison bei Fribourg) berüchtigt ist für seine intensiven Off-Ice-Einheiten. Gleichzeitig kann sich der 26-Jährige im Team integrieren, lernt alles kennen, auch die Sprache besser, und richtet sich bereits in seinem neuen Zuhause mit Blick auf den Hafen ein.
Diesen Blick vermiest das Wetter etwas, als Egli die Aussicht von der Dachterrasse im 17. Stock zeigen möchte. Seine Wohnung liegt in der 4. Etage, und da wartet noch Arbeit auf den Schweizer Nationalspieler. Aus der Eishalle Frölundaborg, der Basis der Mannschaft, hat Egli eine Akkubohrmaschine mitgebracht. Diese Woche sind die Eltern seiner Freundin zu Besuch, und ihr Vater hilft ihm, ein Vintage-Bild von Davos Parsenn aufzuhängen, das Egli von Elena geschenkt bekommen hat.
In Davos hat sich das Paar wohlgefühlt. Aus dem, wie er sagt, «überschaubaren Ort» in den Bergen ist Egli in die zweitgrösste Stadt Schwedens gezogen, lebt erstmals überhaupt in einer Grossstadt. Göteborg zählt 600'000 Einwohner. «Trotzdem ist man schnell überall.» Er ist schon mit der Fähre oder mit dem Tram auf eine Insel rausgefahren, hat im Meer gebadet und Fussballspiele geschaut. Der schwedische Lifestyle gefällt ihm – gekommen aber ist Egli für den schwedischen Hockey-Stil.
Ein Tor bei der Premiere
Gleich im Auftaktspiel der Saison bucht der Verteidiger im ausverkauften Scandinavium vor 12'000 Zuschauern das erste Tor. Laut dem schwedischen Hockey-Journalisten Henrik Leman (59), der den Klub eng begleitet und täglich im Training sowie an allen Spielen ist, hat Egli die Erwartungen sogar noch übertroffen. «Ich wusste, dass er in der National League und in der Nati ein guter Verteidiger ist. Dass er ehrgeizig ist und bereit, eine Lohnkürzung in Kauf zu nehmen, um sich als Spieler weiterzuentwickeln. Und ich wusste auch, dass er offensiv talentiert ist.»
Was Leman aber extrem positiv überrascht hat, ist die Art und Weise, wie sich Egli in der defensiven, strukturierten SHL eingefügt hat. «Und dabei gleich von Tag 1 gut ausgesehen hat. Trotz seiner fehlenden Grösse, aber dank seines Gefühls für das Geschehen kann er das Spiel in der eigenen Zone meistern. Sein Timing ist grossartig. Er hat Frölunda offensiv eine weitere Dimension verliehen.»
Egli (1,74 m/81 kg) selbst, der in der ersten Linie neben Henrik Tömmernes (ex Genf) spielt, denkt nicht primär an Skorerpunkte. Für ihn ist der gesamte Prozess wichtig. «Bis jetzt ist es so, wie ich es mir gewünscht habe. Ich profitiere vom Eishockey in der SHL.» In den Spielen werden die Zweikämpfe entlang der Banden härter geführt, an der Scheibe hat man viel weniger Zeit für die Entscheide. «Ich bin nicht der Grösste und Schwerste, ich will mich gegen gute Gegner am Puck beweisen. Das ist eine Herausforderung.» Für seine offensiven Qualitäten ist er in der Schweiz gelobt, für sein Defensivverhalten jedoch manchmal kritisiert worden. Daran will er arbeiten. «Gleichzeitig sollen die offensiven Inputs nicht darunter leiden.»
- Marcel Jenni (1999-2005, Färjestad) 302 Spiele
- Martin Plüss (2004-08, Frölunda) 231
- Martin Gerber (01/02, 04/05, 11-13, Färjestad, Växjö, Rögle) 191
- Dean Kukan (2011-15, Lulea) 155
- Lian Bichsel (2021-24, Leksand, Rögle) 118
- Patrick von Gunten (2011/12, Frölunda) 57
- Severin Blindenbacher (2008/09, Färjestad) 55
- Kevin Fiala (2013-15, HV71) 45
- Mirco Müller (2020/21, Leksand) 16
- Tim Weber (2008-10, MoDo) 10
- Dominik Egli (seit 2024, Frölunda) 16
- Jamiro Reber (seit 2023, HV71) 7
- Ken Jäger (2018/19, Rögle) 4
- Ronnie Rüeger (2000/01, AIK Stockholm) 4
- Livio Stadler (2016/17, Lulea) 2
- Gian Meier (2023/24, Frölunda) 2
- Marcel Jenni (1999-2005, Färjestad) 302 Spiele
- Martin Plüss (2004-08, Frölunda) 231
- Martin Gerber (01/02, 04/05, 11-13, Färjestad, Växjö, Rögle) 191
- Dean Kukan (2011-15, Lulea) 155
- Lian Bichsel (2021-24, Leksand, Rögle) 118
- Patrick von Gunten (2011/12, Frölunda) 57
- Severin Blindenbacher (2008/09, Färjestad) 55
- Kevin Fiala (2013-15, HV71) 45
- Mirco Müller (2020/21, Leksand) 16
- Tim Weber (2008-10, MoDo) 10
- Dominik Egli (seit 2024, Frölunda) 16
- Jamiro Reber (seit 2023, HV71) 7
- Ken Jäger (2018/19, Rögle) 4
- Ronnie Rüeger (2000/01, AIK Stockholm) 4
- Livio Stadler (2016/17, Lulea) 2
- Gian Meier (2023/24, Frölunda) 2
Nach jedem Spiel stehen Meetings mit dem Verteidiger-Coach an. Er zeigt den Abwehrlinien mehrere Sequenzen, es steht viel Detailarbeit an. «So kommt man vorwärts. Im Klub ist man daran interessiert, dass sich ein Spieler auch individuell verbessert», erzählt Egli, «an den eigenen Automatismen wird gefeilt.» Er lernt in Göteborg auch einen anderen Coachingstil kennen. Team und Spieler sollen Verantwortung übernehmen. Als Trainingszuschauer wird man Zeuge davon.
Nach einer Übung ruft Trainer Rönnberg plötzlich die Spieler in der Eismitte zusammen. Er stellt Captain Max Friberg eine Frage. «Weil seine Linie die Übung besonders gut absolviert hat, wollte der Coach wissen, was sie in der Linie miteinander besprochen haben», klärt Egli auf. Immer wieder fordere Rönnberg die Spieler auf, ihre Sichtweisen zu gewissen Spielsituationen darzulegen. «Im Match sind es ja wir, die die Situation richtig einschätzen müssen.» Die SHL wird immer wieder als taktische Liga mit systemtreuen Mannschaften beschrieben. Die Vorgaben dafür kommen jedoch nicht ausschliesslich vom Trainer. Leaderfiguren wie die Verteidiger Christian Folin (33) und Henrik Tömmernes (34) – beide stammen aus Frölundas Academy – sowie Captain Max Friberg (31) und der Kern des Teams leben die Werte und geben die Richtung vor. «Ihnen folgt man automatisch.»
Egli hat seine Komfortzone verlassen, um in Schweden besser zu werden. «Ich wäre bestimmt auch in Davos glücklich. Aber hier bin ich schon weitergekommen – und trotzdem noch nirgends. Ich habe noch Potenzial.» Der Verteidiger, der in Göteborg einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat, macht auch kein Geheimnis draus, dass Nordamerika sein Traum bleibt. «Dafür will ich nichts unversucht lassen. Das ist von meinem Alter her vermutlich meine letzte Chance.» An SHL-Partien weilen per se mehr NHL-Scouts, an jenen von Frölunda sowieso. Der Klub ist bekannt für seine Talentförderung, seit 1981 sind bereits 96 Frölunda-Junioren gedraftet worden. Und wenn es nicht klappt mit der Erfüllung seines Traums? «Dann bin ich hier besser geworden für eine tragende Rolle bei einem Schweizer Team.»
Schwedisch-Kurs mit Gian Meier
Nach dem Training und dem Mittagessen – es gibt traditionelle schwedische Fleischbällchen im Spieler-Restaurant der Eishalle Frölundaborg – trifft Egli im Kraftraum auf Gian Meier, seinen 18-jährigen Landsmann, der eigentlich in der U20 spielt, aber just erstmals SHL-Luft geschnuppert hat. Die beiden Schweizer besprechen ihre nächste Schwedisch-Lektion, die sie bei einem Studenten einmal wöchentlich nehmen. Diesmal nur zu zweit, weil Eglis Freundin auf einem Kurztrip in Kopenhagen (Dä) weilt. Ihre Aufgabe für diese Woche: einen Text verfassen darüber, was sie in ihrem Leben so tun.
Wieder zu Hause, schnappt sich Egli aber zuerst eines der vielen Schweizer Rätselhefte auf seinem Couchtisch, die ihm seine Grosseltern geschenkt haben. «Ich löse gerne Sudokus.» Dafür macht er es sich auf dem Sofa bequem, auf dem er sich auch regelmässig die Highlights der NL-Spiele anschaut. Zudem studiert er an der Marketing & Business School Zurich (MBSZ) Betriebswirtschaft. Besuch hat das Paar in Göteborg auch oft, «fast häufiger als in Davos». Die Flugzeit von Zürich beträgt mit zwei Stunden ähnlich lange wie die Fahrzeit von seinem Heimatort Frauenfeld nach Davos. Für Abwechslung ist bei Egli auch in Schweden gesorgt. Trumpf ist für den zielstrebigen Spieler jedoch nur etwas: Eishockey.