Trotz Lohneinbusse von 50 Prozent
Dominik Egli fordert sich selber heraus

Lohneinbusse von 50 Prozent? Das lässt Dominik Egli kalt. Der HCD-Verteidiger will nächste Saison nur aus einem Grund in Schweden spielen: um sich zu verbessern. «Es ist eine Investition für die Zukunft und mein Hockey, nicht fürs Portemonnaie.»
Publiziert: 28.01.2024 um 18:57 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2024 um 19:42 Uhr
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Der Verteidiger Dominik Egli spielt derzeit seine dritte Saison im HCD-Dress.
Foto: Patrick Straub/freshfocus
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Seit seine Profikarriere vor acht Jahren in Schwung gekommen ist, gibt es für Dominik Egli (25) einen grossen Fokus. «Mein Thema Nummer eins war und ist immer, in meiner Karriere jenen Ort zu finden, an dem ich mich bestmöglich weiterentwickeln kann.»

Von Kloten wechselte der Verteidiger dafür 2018 nach Biel, wo es aber nicht wunschgemäss klappte. Die nächste Station hiess Rapperswil-Jona. Egli weiss, dass sein Transfer zu den SCRJ Lakers von vielen als Rückschritt betrachtet worden ist. «Doch für mich gab es mehr Verantwortung und Eiszeit.» Für den HC Davos entschied er sich danach, um bei einem erfolgreichen Grossklub den Umgang mit dem grösseren Erwartungsdruck zu lernen.

Die Frage aller Fragen: Jetzt oder nie?

Seit seinem Vertrag mit den Lakers lässt sich Egli eine Ausstiegsklausel explizit für die SHL, die höchste Liga Schwedens, reinschreiben. Damals wurde sein Interesse für die SHL geweckt. Auch dank seines damaligen Agenten Martin Plüss (46), der von 2004 bis 2008 für Frölunda stürmte. In den letzten drei Jahren wurde das Thema, dass Egli mit einem Wechsel nach Schweden liebäugelt, immer wieder hochgekocht und verdampfte wieder.

Das sollte nicht ewig so weitergehen. Deshalb stellte sich der 25-Jährige die Frage: «Ist jetzt der Moment, um meine Komfortzone zu verlassen?» Doch warum Schweden? Die Antworten fallen dem Nationalspieler leicht. «Die SHL ist eine defensive Liga, was eigentlich schlecht ist für mich als Offensiv-Verteidiger. Doch ich habe mir gesagt, wenn ich es dort schaffe, mich weiterzuentwickeln, ist das für mein Spiel wertvoll. Ich will mich selber herausfordern.» Denn systemtechnisch sei es dort viel schwieriger, Torchancen zu kreieren.

SHL geniesst höheres Ansehen

Ein wichtiger Punkt für den Thurgauer ist auch, dass das Ansehen der schwedischen Liga höher ist bei NHL-Scouts. Denn in Egli schlummert auch noch der Traum, eines Tages in Nordamerika spielen zu können. «In der Schweiz wird das Interesse von Scouts hauptsächlich dann geweckt, wenn ein Spieler Punkt um Punkt verbucht. In Schweden dagegen sitzen bei jedem SHL-Spiel einige von ihnen auf der Tribüne. Da ist meine Chance grösser, aufzufallen und gesehen zu werden.»

Blindenbacher: «Die Demut, die Abwehrarbeit auch zu leisten»

Den Weg aus der National League in die SHL, den Dominik Egli erst nächste Saison geht, hat Severin Blindenbacher 2009 eingeschlagen. Der Ex-Verteidiger spielte damals schon die vierte Saison für die ZSC Lions, als er eine Luftveränderung wollte. Trainer-Legende Wladimir Jursinow (83) empfahl dem Zürcher den Wechsel nach Schweden, Russland stand da auch noch im Raum.

Der 40-Jährige hat seine Saison bei Färjestad in bester Erinnerung. «Die schwedischen Spieler vereinen defensives Verständnis und Demut, die Abwehrarbeit auch konsequent zu leisten. Das machte die Partien sehr angenehm», beschreibt Blindenbacher. Die defensive Zuverlässigkeit lernt schon jeder Junior.

Das Hockey in der SHL ist laut dem einstigen Nationalspieler und Silberhelden von 2013 speziell. Vor dem Tor gehe es härter zu, 1:1-Situationen seien taffer. «Aus meiner Perspektive war jeder noch so junge Schwede top-fit mit einer guten Postur. In den Zweikämpfen hatte man gegen jeden Gegenspieler Mühe.»

Blindenbacher ist ebenfalls der Ansicht, dass man in der SHL und generell in Schweden als Verteidiger ein anderes Ansehen geniesst. «Dort zu spielen, kann den Marktwert steigern.» Das Finanzielle sieht er aber nicht als Grund, weshalb die Schweden nicht übertrieben im Ausland und kaum in der Schweiz nach Spielern fischen: «Sie sind stolz auf ihre eigene starke Hockey-Kultur und bilden ihre Talente danach aus.» (N.V.)

Verteidiger Severin Blindenbacher (l.) 2009 nach einem Spiel mit Färjestad, das vom Schweizer Schiedsrichter Daniel Stricker (r.) geleitet wurde.

Den Weg aus der National League in die SHL, den Dominik Egli erst nächste Saison geht, hat Severin Blindenbacher 2009 eingeschlagen. Der Ex-Verteidiger spielte damals schon die vierte Saison für die ZSC Lions, als er eine Luftveränderung wollte. Trainer-Legende Wladimir Jursinow (83) empfahl dem Zürcher den Wechsel nach Schweden, Russland stand da auch noch im Raum.

Der 40-Jährige hat seine Saison bei Färjestad in bester Erinnerung. «Die schwedischen Spieler vereinen defensives Verständnis und Demut, die Abwehrarbeit auch konsequent zu leisten. Das machte die Partien sehr angenehm», beschreibt Blindenbacher. Die defensive Zuverlässigkeit lernt schon jeder Junior.

Das Hockey in der SHL ist laut dem einstigen Nationalspieler und Silberhelden von 2013 speziell. Vor dem Tor gehe es härter zu, 1:1-Situationen seien taffer. «Aus meiner Perspektive war jeder noch so junge Schwede top-fit mit einer guten Postur. In den Zweikämpfen hatte man gegen jeden Gegenspieler Mühe.»

Blindenbacher ist ebenfalls der Ansicht, dass man in der SHL und generell in Schweden als Verteidiger ein anderes Ansehen geniesst. «Dort zu spielen, kann den Marktwert steigern.» Das Finanzielle sieht er aber nicht als Grund, weshalb die Schweden nicht übertrieben im Ausland und kaum in der Schweiz nach Spielern fischen: «Sie sind stolz auf ihre eigene starke Hockey-Kultur und bilden ihre Talente danach aus.» (N.V.)

Damit man den HCD-Verteidiger richtig versteht: Er spielt gerne in der Schweiz – wie auch in Davos. Es ist kein Entscheid gegen die National League, sondern einer dafür, sein Gesamtpaket aufzuhübschen. «Hier zu bleiben, wäre der einfache Weg gewesen. Ich habe mir in der Schweiz einen Status erarbeitet, den mir niemand mehr wegnimmt.» Zurückkehren könne er jederzeit.

Was Eglis Beschluss umso bemerkenswerter macht, ist die finanzielle Komponente. Dass er seine Klausel gezogen hat und – gemäss schwedischen Medien – nächste Saison zu Frölunda nach Göteborg wechselt, bedeutet für ihn eine Lohneinbusse von schätzungsweise 50 Prozent. Das Erstaunen vieler darüber kann er nachvollziehen.

Doch Egli stellte sich die einfache Frage: «Was will ich?» Geld lautete seine Antwort nicht. «Ich glaube daran, dass dieser Schritt, nach Schweden zu gehen, eine Investition für meine Zukunft und mein Hockey ist, nicht fürs Portemonnaie.» Alles sei eine Frage der Perspektive. Für ihn sei der Weg wichtiger als das Finanzielle. «Ich spiele Hockey, um zu den Besten zu gehören. Mit dem Team wie auch persönlich.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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