Biel-Captain Haas zieht Ambri den Stecker
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Ambri-Piotta – EHC Biel 2:4:Biel-Captain Haas zieht Ambri den Stecker

Ambri vergeigt die Playoffs
Nur der Ersatzgoalie glänzt

Kult und Mythos sind im sportlichen Alltag nichts als Floskeln. Ambri ist in den Play-Ins nicht gut genug für den nächsten Schritt. Eine Analyse zum Saisonende.
Publiziert: 14.03.2024 um 11:10 Uhr
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Für Ambri-Piotta ist die Saison zu Ende.
Foto: Michela Locatelli/freshfocus
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Dino KesslerLeiter Eishockey-Ressort

Ambri geht mit zwei Unentschieden und zwei Niederlagen in die Ferien. Gegen den EHC Biel versucht man es zuletzt noch mit der Brechstange, aber dieses Stilmittel lässt die in dieser Saison schon arg leidgeprüften Seeländer kalt. Ambri beansprucht Leidenschaft, Emotionen und Esprit für sich und versucht damit, alles irgendwie hinzubiegen. Aber Leidenschaft, Emotionen und Esprit haben alle anderen eben auch, das ist kein Alleinstellungsmerkmal der Leventiner. Am Schluss ist die Leistung auf dem Eis nicht gut genug für die Playoffs, das ist die einfache Rechnung. Kult und Mythos? Taugen wunderbar als Marketing-Vehikel, kaufen kann man sich davon auf dem sportlichen Parkett nichts.

Die Playoffs wurden vergeigt. Das ist die unbefriedigende Konsequenz der Play-Ins, in die man in der Leventina so grosse Hoffnungen gesetzt hatte. Sogar den achten Platz hatte man sich in der Schlussphase der Regular Season noch ergattert, und damit diese wunderliche zweite Chance, diese «Free out of Jail»-Karte, die dem Verlierer die Illusion verschafft, es sei ja noch gar nichts verloren.

Das Highlight der Play-Ins? Goalie Conz

Aufs Spiel gesetzt hat Ambri die Viertelfinals bereits vor einer Woche, als man sich gegen Lugano im ungewohnten Beobachter-Modus übt und so einen 4:0-Vorsprung über die Runde schaukeln will. Wo war da der Killerinstinkt? Ist der im Sport nicht irgendwie auch verknüpft mit Leidenschaft und Esprit, ganz besonders in diesem Derby, das sich genau über diese Emotionen definiert? So schenkt man einen grossen Vorteil einfach her und damit auch die Sicherheit, im Rückspiel mindestens auf eine Verlängerung zählen zu können. Lugano hat aber in diesem Rückspiel wieder mal die besseren Karten in der Hand, wie immer, wenn es in einem K.o.-System gegen den Erzrivalen um die nächste Runde oder einen Titel geht.

Gegen Biel glänzt dann eigentlich nur noch Goalie Benjamin Conz (32), der Ambri zum Abschied (der geht im Jura in den Widerstand, also zu Ajoie) noch eine Gala-Vorstellung hinlegt. In der letzten Partie, der ersten unter dem Motto «Alles oder nichts», gelingt Ambri spielerisch gar nichts mehr, was dem Gegner Kopfzerbrechen bereitet hätte. Wenige Momente der Aufruhr, als die Emotionen hochkochen, die kurze Hoffnung nach dem Anschlusstreffer, dann bedeutet ein Schuss ins leere Tor das Ende der Träume.

War Formenton das Risiko wert?

Natürlich darf man in Ambri zufrieden sein mit dem erreichten achten Platz. Das ist ein gutes Zeugnis für Sportchef Duca und Trainer Cereda. In der Adventszeit beschenkt man die Eishockey-Nation während des Spengler Cups mit Emotionen frei Haus, Ende Januar muss man sich von Alex Formenton trennen, der in Kanada bei den Behörden von London (Ontario) antraben muss und dort wegen sexueller Nötigung angeklagt wird.

Als man Formenton unter Vertrag nahm, war er vor dem Gesetz unschuldig. Das Risiko, dass sich dieser Zustand während der laufenden Spielzeit ändern könnte, nahm man auf sich. Als Formenton dann tatsächlich gehen musste, stand Ambri auf Rang zehn. 

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