Titelverteidigung an symbolträchtigen Ort
Boxweltmeister Usyk kämpft für sein kriegsgeplagtes Volk

Der ukrainische Profiboxer Oleksandr Usyk (36) verteidigt am Samstagabend gegen den Briten Daniel Dubois den Schwergewichtstitel. Im Vorfeld hat er über seine Zeit im Krieg an der Front geredet und was ihm Hoffnung macht.
Publiziert: 26.08.2023 um 14:19 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2023 um 17:35 Uhr
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Profiboxer Oleksander Usyk kämpfte eine Zeitlang im Ukraine-Krieg an der Front.
Foto: keystone-sda.ch

Oleksandr Usyk ist Schwergewichtsweltmeister und Olympiasieger. Und er ist Ukrainer, Patriot und diente an der Front. Vor 12 Monaten stand er zuletzt im Ring – in Saudi-Arabien besiegte er den Briten Anthony Joshua (33). Am Samstag steigt sein nächster Kampf, dieses Mal in Polen, und die Auswahl des Ortes ist wohlüberlegt und symbolträchtig. Usyk verteidigt seine Titel im Schwergewicht (WBA, IBF, WBO) in Breslau.

Die Stadt an der Oder im Westen Polens nahm seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine über 250'000 Ukrainerinnen und Ukrainer auf. Ein guter Grund für Usyk, den Kampf dort auszutragen. Rund 40'000 ukrainische Staatsbürger werden dem Duell zwischen dem Ukrainer und dem Briten Daniel Dubois (25) im örtlichen Stadion Miejsk live beiwohnen – und das zwei Tage nach dem ukrainischen Unabhängigkeitstag.

Tod hautnah miterlebt

Gegen Dubois kämpft Usyk nicht für sich, sondern vor allem für das leidgeplagte ukrainische Volk. Für seine Landsleute, seine Verwandten und für den Glauben an Gott: «Ich verstehe, warum Gott uns etwas wegnimmt, warum er uns auf einen harten Weg führt. Bevor Gott dir etwas Grosses gibt, wird er dir etwas Kleines wegnehmen. Aber man darf nicht aufgeben, man muss bis zum Schluss kämpfen.»

Usyk hat die Grausamkeiten des Krieges selber erlebt. Der dreifache Familienvater war in Niu-Jork, einem Gebiet in Donezk, an der Front stationiert. Tagtäglich begleitete ihn der Tod. Freunde sterben. Einige verloren ihre Beine und Arme. Andere wiederum leben zwar noch, sehen aber aus wie der Tod. «Als ich mit dem Auto durch die Stadt fuhr, wurde mir klar, dass es eine tote Stadt ist. Ich sah Kinderspielzeug und Spielplätze, aber alles sah tot aus, es gab keine Energie in der Stadt», sagt Usyk.

Er erhält viele Textnachrichten von seinen Fans und Freunden an der Front. Zuweilen führt er mit ihnen auch Telefonate. Welche für ihn äusserst schwer zu ertragen sind, weil er im Hintergrund Raketeneinschläge und Bombenangriffe hört. «Die Menschen, mit denen ich spreche, sagen: Bruder, ich rufe dich zurück, wenn ich dann noch am Leben bin.» Und so kämpft Usyk am Samstag auch für seine Freunde, die während er im Ring steht, um ihr Leben kämpfen. (men)

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